Gehörig draufzahlen würden die engagierten Plegeassistentinnen und Pflegeassistenten in den Tiroler Heimen, wenn sie ab 1. 1. 2020 in das neue Gehaltsschema wechseln würden. In Briefen an LH Günther Platter und auch an die „Krone“ schildern die Betroffenen, wie hart der Alltag ist und was sie sich von der Politik erwarten.
„Es gibt nichts Schöneres, als das Lachen der alten Menschen zu hören oder zu sehen, wenn man eine intensive Pflege durchführt. Es ist uns aber nicht immer möglich, das umzusetzen. Grund ist Personalmangel“, heißt es in einem der „Krone“ vorliegenden Schreiben.
Tatsächlich herrscht schon jetzt ein eklatanter Mangel. „140 Pflegeheimbetten stehen leer, weil die dazugehörigen 300 Kräfte fehlen“, sagt Liste-Fritz-LA Andrea Haselwanter-Schneider, eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Pflege. Gesundheits-LR Bernhard Tilg berichtet von derzeit 33.000 Pflegegeld-Bezieherinnen und -Beziehern in Tirol.
Pflegeberuf muss attraktiver werden
„Diese Zahl wird in zehn Jahren auf 43.000 ansteigen“, sagt er. Im Klartext: Es braucht mehr Personal, wahrscheinlich sogar viel mehr Personal. Den Pflegeberuf attraktiv zu gestalten, müsste daher vordringlichstes Ziel der Landesregierung sein. Etliche Reformen seien bereits auf den Weg gebracht, betont Tilg. Man sei hier „gut aufgestellt“.
In den Heimen selbst wird das mitunter anders wahrgenommen: „Für mich persönlich ist es schwierig, meine sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten, da ich mit 100% arbeite und in manchen Monaten nur zwei Tage frei habe“, schildert L. (25). „Ich habe deshalb viele Freunde und auch eine Beziehung verloren, nur um den Beruf ausführen zu können, der mein Herz erfüllt.“
Politik soll keine leeren Versprechen machen
„Es ist in meinen Augen unfair, leere Versprechungen zu machen und dann ein neues Gehaltsschema schmackhaft zu präsentieren und zu sagen, wie toll und super das Ganze ist, obwohl man einen weitaus schlechteren Vertrag bekommt. Es macht mich wütend und ich fühle mich verarscht vom eigenen Land und bin beim Überlegen, ob ich diesen Beruf noch lange ausüben werde“, verdeutlicht L.
Beruf wird immer anstrengender
Den Alltag schildert Frau S., eine Pflegekraft im Alter von 53 Jahren, die seit 1989 in dem Beruf arbeitet. „Der Beruf ist schön, aber wird immer schwieriger und anstrengender. Urlaubstage nehme ich schon seit Jahren mit. Überstunden, Mehrarbeit, länger bleiben nach Dienstende kommt täglich vor.
Aufgrund zunehmendem Personalnotstand ist jede Teilzeitkraft schon vom Dienstplan mit 10 bis 20 Überstunden eingeplant„, berichtet Frau S. “Alte Menschen haben Recht, glücklich zu sein„“Jeder Mensch hat eine gute Pflege verdient. Auch unsere lieben Politiker werden irgendwann alt und wünschen sich, ordentlich gepflegt zu werden (). Die Menschen werden immer älter - wohin soll das noch führen ohne Personal? Auch wir Pfleger sind überlastet, müssen oft einspringen, weil Personal fehlt. Unsere alten Menschen haben ein Recht, den Rest des Lebens glücklich zu sein", fasst eine Assistentin (51) die Situation zusammen.
Die neue Spitalsreform soll grundsätzlich die Leistung für die Patienten verbessern. Alle Details dazu finden Sie in der Samstagsausgabe der „Tiroler Krone“.
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