Die FPÖ kommt nicht aus den Turbulenzen heraus. Nun verdichten sich wie berichtet auch noch die Anzeichen, dass Heinz-Christian Strache mit einer eigenen Partei bei der Wien-Wahl 2020 antreten könnte. Der Klubchef der angeschlagenen Freiheitlichen, Herbert Kickl, hat am Samstag im ORF-Radio unter anderem über die Casinos-Affäre, den kommenden U-Ausschuss und das Ende der berittenen Polizei gesprochen - und natürlich über Strache, dessen „Persönlichkeitsprofil“ und dessen mögliche eigene Liste. „Ich glaube, das Kapitel Strache gehört geschlossen“, stellte Kickl klar. Seine Wortwahl und ein ergänzendes Posting auf Facebook machen eines deutlich: Bei der FPÖ hat man die Samthandschuhe in Sachen Strache endgültig ausgezogen.
Hart ins Gericht ging Kickl in der Ö1-Reihe „Journal zu Gast“ mit Ex-Parteichef Strache, dem er in Sachen Ibiza attestierte, „sich ein bisserl in seine eigene Welt verabschiedet zu haben“. Kickl glaubt jedenfalls, dass das Ende Straches bei den Freiheitlichen absehbar ist: „Ich rede nicht von Wochen oder Tagen, sondern von Stunden“, sagte er. Das Kapitel Strache gehöre geschlossen: „Niemand hat Verständnis dafür, dass man herumzögert.“
Endgültig gereicht mit seinem ehemaligen Chef hat es Kickl, als dieser auch noch „die Frechheit“ besessen habe, sich der Partei wieder als Vorsitzender anzubieten. Auch sei es eine Provokation Straches gewesen, gerade wieder nach Ibiza auf Urlaub zu fahren.
Kickl lässt mögliche Strache-Liste kalt
Dass die Wiener Landesgruppe mit dem Ausschluss Straches zögert, weil sie Angst vor der Konkurrenz durch eine Strache-Liste hat, bestreitet der Klubchef: „Wer das Persönlichkeitsprofil von Heinz-Christian Strache kennt, weiß, dass er es ohnehin machen würde, wenn er die Möglichkeit hat, eine eigene Liste zu gründen.“ Er wisse, „dass Strache Versuche macht, so etwas auf die Welt zu bringen, aber nicht besonders erfolgreich“, so Kickl.
Der FPÖ-Klubchef stellte dann unmittelbar nach dem ORF-Interview via Facebook in einem ausführlichen Schreiben an die Unterstützer der Freiheitlichen einmal mehr klar, „dass in unserer FPÖ kein Platz mehr für Heinz-Christian Strache ist“.
Aus für berittene Polizei „hirnrissigst“
Hart ins Gericht ging Kickl auf Ö1 am Samstag aber nicht nur mit dem ehemaligen Vizekanzler, sondern auch mit dem aktuellen Innenminister, seinem Nachfolger Wolfgang Peschorn - besonders wegen des Aus für die berittene Polizei. Nun nicht einmal den Testbetrieb durchzuführen, sei „das Hirnrissigste, was man nur machen kann“. Kickl vermutet ÖVP-Beamte im Hintergrund. Peschorn denke vielleicht: „Wenn man sich gegen die Wölfe nicht durchsetzen kann, ist es besser, wenn man mit ihnen heult.“
Betont wurde von Kickl neuerlich, dass die FPÖ bereit wäre, bei einem - von ihm nicht erwarteten - Scheitern von Türkis-Grün in Regierungsverhandlungen einzutreten - freilich zu freiheitlichen Bedingungen. Ein wesentlicher Kompromiss wäre da, dass das Innenressort bei der FPÖ bleibt.
„Habe mit Causa Casinos nichts zu tun“
Mit der Casinos-Causa hat Kickl nach eigenem Bekunden nichts zu tun, auch wenn er in einer Chat-Gruppe zu Postenbesetzungen passiv auftaucht. Es sei nur um eine Sitzung ohne politische Relevanz gegeben, ohnehin bekomme er viele SMS. Das Ganze habe ihn „überhaupt nicht interessiert“.
Kickl will sich um Polizeikatzen kümmern
Nicht nur das Aus der berittenen Polizei stößt Kickl übrigens sauer auf, denn auch die beiden Polizeikatzen „Mieze-Leutnant“ und „Cop-Cat“ sind ihren Arbeitsplatz los.
„Zumindest für die beiden ,Polizeikatzen‘ können wir von der FPÖ uns persönlich kümmern. Ich biete daher dem Innenministerium an, ,Mieze-Leutnant‘ und ,Cop-Cat‘ zu übernehmen und einen guten Platz für die beiden zu finden“, schrieb der FPÖ-Klubchef in einem Facebook-Posting am Freitagabend.
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