Der 25. UNO-Klimagipfel hat am Montag in Madrid begonnen. In der Früh übergab der Präsident des letztjährigen Treffens im polnischen Kattowitz den Vorsitz offiziell an die chilenische Regierung, die den Gipfel eigentlich austragen hätte sollen - aufgrund der Unruhen im Land aber abgewunken hatte. An den kurzfristig eingesprungenen Ersatzort, die spanische Hauptstadt, ist auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen angereist. Bereits am ersten Tag wandte er sich an die Teilnehmer, unter anderem UNO-Generalsekretär Antonio Guterres - mit einem Stofftier in der Hand.
„Ladies and Gentlemen, das ist ein Eisbär“, so Van der Bellen zur Eröffnung. Demnächst wolle er das Plüschtier dem Sohn einer Mitarbeiterin zum Geburtstag schenken - einstweilen musste es als Mahnung vor der globalen Erwärmung herhalten. Einmal mehr sprach Van der Bellen in diesem Zusammenhang über die junge und jüngste Generation. „David (der Sohn der Mitarbeiterin) war kürzlich bei uns im Büro“, erzählte das Staatsoberhaupt. „Als er die Kristallluster in der Hofburg sah, glänzten seine Augen. Aber er sagte auch zu mir: ,Wir müssen Strom sparen, sonst sterben die Eisbären.‘“
Wien 2050: „Monatelang brütend heiß“ ...
Zu Davids sechstem Geburtstag diese Woche wolle er ihm den Eisbären schenken, so Van der Bellen. Die Frage sei allerdings, wie unsere Welt aussieht, wenn David „mitten im Leben steht, 2050, also in 30 Jahren“. Dann habe er „vielleicht selbst zwei Kinder. Seine Familie lebt vielleicht in Wien. Es ist aber nicht mehr das Wien seiner Kindheit. Die Stadt ist mittlerweile monatelang brütend heiß. Viele Bäume haben die Hitze nicht überlebt.“
... oder „viel grüner als in Davids Kindheit“?
Es könne aber auch ganz anders kommen: „Die Wiener Luft ist frei von Feinstaub. David ist meist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Sie wurden flächendeckend ausgebaut. Autos fahren schon längst nur mehr mit Elektoantrieb. Die Temperaturen steigen im Sommer nur selten über 35 Grad. Wien ist jetzt viel grüner als in Davids Kindheit“, skizziert Van der Bellen die Alternative zum davor umrissenen Schreckensszenario. „Das letzte Kohlekraftwerk weltweit hat schon längst zugesperrt, aus vielen Ölkonzernen sind Sonnenkonzerne geworden.“
Szenario A oder B? - „Unsere Entscheidung“
2020 sei „das Jahr, in dem wir uns entscheiden müssen“. Es sei „nicht Schicksal, wie David und all die anderen Kinder leben werden“, sondern „unsere Entscheidung“. Als Mitstreiter nannte Van der Bellen etwa Arnold Schwarzenegger und Greta Thunberg und kündigte an, „wenn ich David diesen Eisbären schenke, werde ich ihm sagen, dass viele Erwachsene alles tun werden, um auf diesen Planeten aufzupassen“.
Vor Van der Bellen hatte UN-Generalsekretär Guterres das Wort ergriffen. Die Menschheit müsse zwischen „Hoffnung“ und „Kapitulation“ wählen, sagte er. „Wollen wir wirklich als die Generation in Erinnerung bleiben, die den Kopf in den Sand steckte, die herumbummelte, während die Erde in Flammen stand?“, fragte er und machte keinen Hehl aus seiner „Frustration“ über die unzureichenden bisherigen Klimaschutzmaßnahmen.
Zwei Wochen Ringen ums Klima
Die UNO-Klimakonferenz dauert noch bis 13. Dezember, Delegationen aus 196 Staaten sowie die EU und internationale Organisationen sind vertreten. Zu den Knackpunkten zählen Hilfsgelder für die Entwicklungsländer bei der Bewältigung klimabedingter Schäden sowie die Einbeziehung von Marktmechanismen bei der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. Umweltorganisationen drängen darauf, dass zumindest einige große Emittenten wie die EU eine Anhebung ihrer Klimaschutzziele zusagen.
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