Schildkröten sind langsam und werden steinalt. Das ist zusammengefasst das Wissen, das wohl die meisten über diese Tiere haben. Riesenschildkröte „Schurli“ - mit seinen mehr als 120 Jahren der älteste Bewohner im Tiergarten Schönbrunn - stellte jetzt aber unter Beweis, dass er und seine Artgenossen weit mehr draufhaben als zu fressen und durch die Gegend zu zuckeln.
Gemeinsam mit seinen Artgenossen „Mädi“ und „Menschik“ war „Schurli“ Teil einer Studie der Hebrew University, deren Ergebnisse nun unter dem Titel „Die unterschätzten Riesen“ im Journal „Animal Cognition“ veröffentlicht wurden. Dabei entpuppten sich die Schildkröten als wahre „Blitzkneisser“, wie es in einer Aussendung hieß.
„Klug und extrem lernfähig“
„Mit Riesenschildkröten verbindet man, dass sie steinalt werden und sehr langsam sind. Die beiden Biologen Michael Kuba und Tamar Gutnick zeigen mit ihrer Studie, die sogar in der renommiertesten biologischen Fachzeitschrift ,Nature‘ als Forschungshighlight vorgestellt wurde, dass diese Tiere auch klug und extrem lernfähig sind“, erklärte Anton Weissenbacher, Kurator im Tiergarten Schönbrunn, der die Forschungsarbeit unterstützt hat.
Zum Ablauf der Forschung: Im ersten Schritt wurden „Schurli“, „Mädi“ und „Menschik“ darauf trainiert, dass sie eine Belohnung erhalten, wenn sie in einen blauen Ball beißen. Schnell lernte das Trio, dass es dafür köstliche Karotten gibt. Im zweiten Teil der Studie bekam jede Schildkröte einen Ball in einer anderen Farbe zugeteilt. Auch diese Aufgabe konnten die Reptilien problemlos meistern.
Perfekte Erinnerung nach neun Jahren
Nach drei Monaten wurden die Tiere erneut getestet. Kein Problem für die Schildkröten: Sie wussten sofort, was zu tun ist. Schlussendlich wurde der Versuch nach neun Jahren wiederholt. Weissenbacher: „Es war verblüffend. Alle Schildkröten konnten sich auf Anhieb an die Aufgabe erinnern. Damit wurde bewiesen, dass Schildkröten lernen können und ein gut funktionierendes Langzeitgedächtnis haben.“
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