Das wertvollste deutsche Start-up N26 sieht sich trotz Kritik der Finanzaufsicht gut gerüstet für weiteres Wachstum. „Unsere Systeme sind heute in der Lage, zehn Millionen neue Kunden aufnehmen zu können“, sagte der Deutschland-Chef der Berliner Smartphone-Bank, Georg Hauer, zu Reuters. Das Start-up wurde von den zwei Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal im Jahr 2013 gegründet.
Kritiker werfen N26 vor, das Kundenservice und die Prozesse der Bank hätten nicht mit dem schnellen Wachstum mitgehalten. Im Mai forderte die deutsche Finanzaufsicht BaFin Nachbesserungen, nachdem sie Mängel bei den Vorkehrungen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung festgestellt hatte.
„Wir bauen unseren Compliance-Bereich stetig aus“, sagte Hauer dazu. „Auch haben wir eine eigene Hotline eingerichtet für die Kommunikation mit anderen Banken, um gemeinsam besser gegen internationale Geldwäsche vorgehen zu können.“ Die Kommunikation mit den Kunden sei ebenfalls erweitert worden. „Mit aktuell über 700 Mitarbeitern im Kundenservice haben wir hier fünf Mal mehr Ressourcen als noch im vergangenen Jahr.“ Die Wartezeit für die Kontaktaufnahme mit den Kundenzentren liege heute bei unter 30 Sekunden.
3,5 Millionen Kunden in 26 Ländern
Seit dem Sommer zählt N26 mehr als 3,5 Millionen Kunden in inzwischen 26 Ländern. „Wir wachsen täglich um bis zu 10.000 Kunden“, sagte Hauer. „Das ist in etwa das, was eine durchschnittliche deutsche Bankfiliale an Kunden zählt.“ Größter Markt für die 2015 gestartete Bank ist Deutschland, gefolgt von Frankreich. „Wir wachsen derzeit aber auch sehr stark in Großbritannien, Italien, Spanien und Österreich“, sagte Hauer.
In den USA ist das Unternehmen sei Juli aktiv und will dort „eine der relevantesten digitalen Banken“ werden. Mit jedem neuen Kunden rücke die Gewinnschwelle näher. „Wir haben aber kein konkretes Ziel, wann wir diese erreichen wollen.“ Ziel sei es, einen großen Anteil der Kosten aus dem laufenden Geschäft zu decken. N26 strebe die Innovationsführerschaft für Bankprodukte an. „Dann können wir in fünf bis zehn Jahren viel größer sein, als wir uns das heute vorstellen können.“
Börsengang „eher in vier oder fünf Jahren“ denkbar
Mit einem Börsengang hat es das zuletzt mit 3,5 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen nicht eilig. „Ein Börsengang ist attraktiv“, sagte der Deutschland-Chef. „Das könnte eine Option für uns sein, aber eher in vier oder fünf Jahren. Wir haben hier keinen Druck, auch nicht von unseren Investoren.“ Ein Börsengang hänge auch vom Umfeld ab. „Wenn wir uns durch einen IPO besser Geld besorgen können als auf anderen Wegen, können wir uns das sehr gut vorstellen.“
N26 hatte sich zuletzt im Juli 170 Millionen Dollar (154 Millionen Euro) geholt. Das frische Geld kam von denselben Investoren, die sich auch an einer Finanzierungsrunde im Jänner beteiligt hatten - darunter der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Singapurer Staatsfonds, der chinesische Internet-Riese Tencent und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel. „Wir sind sehr gut durchfinanziert“, sagte Hauer. „Wir sind nicht gezwungen, frisches Geld aufzunehmen. Aber es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass es Ende nächsten Jahres eine neue Finanzierungsrunde geben könnte.“
N26-Gründer übersiedelten von Wien nach Berlin
Die beiden N26-Gründer gingen im Jahr 2013 kurz nach Gründung ihres Start-ups von Wien nach Berlin. Anfang 2015 startete die Smartphone-Bank in Deutschland und Österreich, damals noch unter dem Namen Number26 und mit Nutzung der Vollbanklizenz von Wirecard. Mitte 2016 bekam das Unternehmen eine Banklizenz und benannte sich in N26 um. Die beiden Gründer sind noch an der N26-Firmenspitze, Stalf ist CEO und Tayenthal ist CFO der Online-Bank.
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