Streit um Bonus

Huawei-Mitarbeiter saß 8 Monate unschuldig in Haft

Digital
05.12.2019 14:40

Ein ehemaliger Mitarbeiter des chinesischen Mobilfunkriesen Huawei ist für acht Monate unschuldig hinter Gittern gesessen, weil sein Arbeitgeber nach 13 Dienstjahren im Streit um eine Bonuszahlung schwere Erpressungs- und Industriespionagevorwürfe gegen ihn erhoben hat. Die Anschuldigungen haben sich nicht bestätigt. Der chinesische Staat zahlte 14.000 Euro Entschädigung. Huawei lässt den Mann wissen, dass er ja gegen das Unternehmen prozessieren könne.

Der ehemalige Huawei-Mitarbeiter Li Hongyuan hatte laut einem Bericht der britischen TV-Anstalt BBC 13 Jahre für den IT-Konzern aus China gearbeitet, als er im März 2018 die Kündigung einreichte und mit seinem Arbeitgeber eine finanzielle Abfindung aushandelte. Laut „New York Times“ hatte man ihm rund 43.300 Euro zugesagt. Auch eine Bonuszahlung sollte er noch erhalten.

Bonuszahlung erhalten - dann kam die Verhaftung
Zwei Monate später zahlte Huawei umgerechnet rund 39.000 Euro auf das Bankkonto des Mannes ein. Laut Li und chinesischen Medien handelte es sich dabei um die lang zuvor vereinbarte Bonuszahlung. Huawei zeigte ihn allerdings bei der Polizei an und erklärte, das Geld sei dem Unternehmen auf erpresserische Weise abgenommen worden. Offenbar wurde Li auch Industriespionage vorgeworfen.

Ende 2018 klickten für Li die Handschellen, im Jänner wurde er offiziell inhaftiert. 251 Tage - rund acht Monate - saß er in einem Gefängnis im südchinesischen Shenzhen - und zwar unschuldig, wie Ermittler vor einigen Wochen feststellten. Die Erpressungsvorwürfe konnten nicht bestätigt werden, der Mann wurde ohne Anklage aus der Haft entlassen und vom chinesischen Staat mit umgerechnet rund 14.000 Euro entschädigt.

Meng Wanzhou (Bild: AFP)
Meng Wanzhou

Große Empörung im chinesischen Internet
Seine Geschichte machte am chinesischen Twitter-Rivalen Weibo die Runde - und sorgte inmitten einer Debatte über die Haftbedingungen der Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou, die in Kanada in einer Villa mit sechs Schlafzimmern unter Hausarrest steht und gegen die Auslieferung an die USA kämpft, wo ihr Verstöße gegen die Iran-Saktionen vorgeworfen werden, für einen Sturm der Entrüstung.

Mit Zahlencodes protestieren Chinesen online gegen Huawei: „985, 996, 251, 404“. Die Zahl 985 ist eine Art Studienkennzahl: Li hatte an einer der Top-Unis Chinas studiert. 996 steht für die Arbeitszeiten: Von neun bis neun, sechs Tage pro Woche - nicht unüblich in China. 251 Tage saß er hinter Gittern. Den Code 404 spuckt der Internetbrowser aufgrund der Zensur in China aus, wenn man einen gelöschten Post über den Fall Li Hongyuan aufrufen will.

Huawei nimmt Entscheidung der Justiz zur Kenntnis
Bei Huawei nimmt man die Entscheidung zur Kenntnis. Man habe mit der Anzeige die „Pflicht“ des Unternehmens erfüllt, die eigenen Erkenntnisse mit den Behörden zu teilen, respektiere aber natürlich die Unabhängigkeit der Justiz und ihre Fähigkeit, ein gerechtes Urteil zu fällen. Li lässt man wissen: „Wenn irgendeine Person glaubt, ihre gesetzlichen Rechte seien verletzt worden, unterstützt Huawei natürlich vollkommen ihr Recht, über ein Gericht Satisfaktion zu suchen.“

Li ist der Rummel um seinen Fall einigermaßen unangenehm. In einem offenen Brief an Huawei-Gründer Ren Zhengfei schreibt er: „Es war nicht meine Absicht, im Internet so viel Aufmerksamkeit zu erregen und das tut mir leid.“ Er hält aber auch fest: „Ich bereue nicht meine Entscheidung, die Wahrheit auszusprechen. Ehrlichkeit hat nun einmal ihren Preis.“

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