Long Island gilt als das Sylt der New Yorker. Nur zwei Stunden von Manhattan entfernt liegt der Schmelztiegel der Superreichen: traumhafte Sandstrände, pompöse Villen & feudale Mansions sowie Wein und Kultur.
Die Flucht vor der brausenden Energie des Big Apple, die Nähe zur Stadt sowie die kilometerweiten unberührten Strände sind nur einige der vielen Gründe, weshalb die New Yorker so gerne ihren Urlaub auf Long Island verbringen. „Viele Städter kommen für ein Wochenende, einige für den ganzen Sommer“, erzählt uns Reiseleiterin Maggie LaCasse, die auf Long Island geboren ist und mit Kind und Mann hier lebt. Die Anbindung an das Verkehrsnetz ist hervorragend: Long Island ist über sieben Brücken und zwei Tunnel mit New York City verbunden. Mit dem Zug, der Montauk Line of the Long Island Rail Road (LIRR), gelangt man bequem von Penn Station in Manhattan zu den Hamptons.
Von Connecticut aus ist Long Island mit einer Fähre zu erreichen, die in Port Jefferson und Orient Point anlegt. Long Island ist mit einer Länge von 190 km und einer Breite von 32 km die größte Insel entlang des US-amerikanischen Festlands. Die Einwohnerzahl liegt knapp unter jener Österreichs. Im Süden und Osten grenzt die Halbinsel an den wilden Atlantik, im Inneren finden sich abgelegene Buchten.
Der amerikanische Traum – nicht für alle: Wer auf Long Island ein Haus oder gar eine Villa kaufen möchte, sollte schon ein gutes Sümmchen auf seinem Konto haben. Alles, was in Amerika Rang und Namen hat, besitzt hier ein Eigenheim: von Steven Spielberg über Sarah Jessica Parker, Robert De Niro, John Irving bis hin zu Ralph Lauren und Calvin Klein.
Dabei waren die Anfänge des Strandlebens in Long Island eher bescheiden: Hauptsächlich Industrie, wie z. B. Ölraffinerien und Düngemittelproduzenten siedelten sich hier an. Bauern und Fischer leben auf der langen Insel schon seit mehreren Generationen. New Yorker, die im 20. Jahrhundert hier Ferienhäuser bauten, suchten vor allem die Ruhe und die Abgeschiedenheit.
Auf den Spuren des Großen Gatsby
Die Gold Coast entführt seine Besucher zurück in die Ära der glamourös-wilden Goldenen Zwanzigerjahre zu Herrenhäusern, die schon häufig als Filmkulisse für Hollywood-Produktionen und auch als Inspiration für F. Scott Fitzgeralds Buch „The Great Gatsby“ diente. Im Glen Cove Mansion wurde unter anderem der Film „Gosthunters“ gedreht. Heute ist das historische Anwesen ein gediegenes Hotel, und die georgianische Architektur, der elegant-barocke Einrichtungsstil sowie der opulente Landschaftsgarten vermitteln noch heute das Gefühl längst vergangener Zeiten.
Nicht weniger luxuriös ist das französische Oheka Castle in Huntington. Beim Betreten des Schlosses wird man von Prunk und Pomp überwältigt. Es ist benannt nach den Initialen des Bankiers und Unternehmers Otto Hermann Kahn – dieser diente als Vorlage für die Symbolfigur des bekannten Brettspiels Monopoly. Das Anwesen ist das zweitgrößte jemals in den USA gebaute Privathaus und wird heute als Hotel, Restaurant und als eine der beliebtesten Hochzeitslocations für die Upperclass genutzt. Eine Hochzeit im Oheka Castle ist für gut Betuchte gerade gut genug. Übrigens gibt auch der Durchschnitts-Amerikaner mehr als 50.000 $ für seine Hochzeit aus.
Theodore Roosevelt verschlug es schon in jungen Jahren nach Long Island: Das viktorianische Herrenhaus Sagamore Hill östlich des Dorfes Oyster Bay diente dem 26. Präsidenten der Vereinigten Staaten von 1885 bis zu seinem Tod im Jahr 1919 und während seiner Amtszeit (1902–1909) als Sommerresidenz. Roosevelts Grabstätte kann ebenfalls besucht werden: Sie befindet sich auf dem etwa zwei Kilometer entfernten Friedhof Young’s Cemetery.
Neben prächtigen Bauten gibt es aber auch malerische Gartenanlagen zu erkunden. Das Planting Fields Arboretum (1913 erbaut) lädt mit seinen 409 Hektar zu weitläufigen Spaziergängen ein. Die Coe Hall, eines der letzten Anwesen der goldenen Zeiten, sollte man gesehen haben. Beschaulich ist das Tree Lighting am 13. Dezember mit einer Weihnachtsstern-Ausstellung im Gewächshaus sowie stimmungsvoll beleuchteten Bäumen und Pflanzen im 20er-Jahre-Stil.
Weingüter und Craft-Beer-Brewerys
Am östlichen Ende der Insel befindet sich North Fork mit mehr als 30 Weingütern. Das Mikroklima wird dabei von den Wassermassen des Atlantischen Ozeans und des guten Bodens bestimmt. Die Familie Pindar ist eine der ältesten Weinmacher des Landes. Auf ihrem Gut wachsen 17 verschiedene Traubensorten. Neben Führungen durch die Produktionshalle werden auch Verkostungen angeboten. Amerikanische Weinliebhaber setzen vor allem auf den klassischen Chardonnay sowie auf Sauvignon. Erworbene Weine können gleich auf der Terrasse, bei mitgebrachtem Lunch, genossen werden.
Der bekannte Long Island Ice Tea soll übrigens von hier stammen. Der Cocktail, der nebenbei bemerkt keinen Tropfen Tee enthält, ist alles andere als harmlos. Er besteht neben Gin und Tequila auch aus Wodka, weißem Rum, Curaçao-Likör, Zucker und Zitronensaft. Eigentlich wollten wir einen probieren – doch der Wein der Pindars war verlockender. Das Klischee der fetten Fast-Food-Küche wird auf Long Island nicht erfüllt: In den meisten Restaurants werden frische Meeresfrüchte und regionales Gemüse serviert. Die Hamptons sind bekannt für ihre teuersten Strandhäuser an der Meadow Lane, ihren trendigen Restaurants sowie Antiquitätengeschäfte. Hinter meterhohen Hecken verbergen sich die XL-Anwesen der Promis und Reichen. In unmittelbarer Umgebung befindet sich das Tangler Outlet mit über 200 Geschäften!
Parrish Art Museum
Im East End von Long Island, einem der wichtigsten Kreativzentren Amerikas, ist das Parrish Art Museum mit einem Mix aus Natur, Meer und Kunst für Besucher reizvoll. Von außen ist es kaum zu erkennen: Das im Stil eines Farmhauses erbaute Kunstmuseum beinhaltet mehr als 2600 Werke zeitgenössischer Maler und Bildhauer wie Lee Krasner, Roy Lichtenstein, Jackson Pollock und vielen anderen. Neben den dauerhaft ausgestellten Werken zeigt das Museum auch wechselnde Ausstellungen aus verschiedenen Stilrichtungen.
Am äußersten Zipfel, ganz an der Ostspitze der Halbinsel, liegt Montauk. Den Namen verdankt der romantisch-verschlafene Küstenort den Ureinwohnern Amerikas. Von hier aus geht es nicht mehr weiter. Sein Wahrzeichen ist der alte Leuchtturm, der einsam seit 1796 den rauen Winden trotzt. Im Dezember erstrahlt der weltberühmte Montauk Point in weihnachtlich geschmückter Kluft. Vor allem der Schweizer Schriftsteller Max Frisch schätzte den Zauber dieses Dörfchens und erwähnte es in seinem gleichnamigen autobiografischen Roman. Hier finden sich Häuser zu unbezahlbaren Preisen. Normalsterblichen ist es unmöglich, hier sesshaft zu werden. Wir erheben zum Abschied nochmals unsere Gläser – diesmal wieder ohne Cocktail, dafür aber mit einem köstlichen Craft Beer. Cheers!
Sonja Jakubowics, Kronen Zeitung
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