Plan zum Klimaschutz

„CO2-Reduktion durch neue Zertifikate erreichen“

Wirtschaft
07.12.2019 06:00

Die Herausforderung sei unbestritten, den Klimawandel „kann man nicht wegdiskutieren“, meint Professor Tobias Thomas vom Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria. Er hat die internationale Situation analysiert und ist dann für Österreich zu einer konkreten Empfehlung gekommen.

Entscheidend sei, die Klimaziele möglichst kostengünstig zu erreichen, so Thomas. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, konkrete Auflagen für die Betriebe zu verfügen. „Das hat den Nachteil, dass es überall gleich wirkt und damit nicht die kostengünstigste Version darstellt.“ Oder man führt eine CO2-Steuer ein: „Da müsste der Staat die richtige Steuerhöhe erraten, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Es gibt aber unterschiedliche CO2-Vermeidungskosten, wie soll der Staat das erraten? Das wird also nicht funktionieren.“

„Wenn wir es richtig machen, bietet diese Situation sogar eine Chance für Österreich“: Prof. Dr. Tobias Thomas (Bild: Martin Jöchl)
„Wenn wir es richtig machen, bietet diese Situation sogar eine Chance für Österreich“: Prof. Dr. Tobias Thomas

Zertifikate hätten „positive, breite Wirkung“
Daher hat der Ökonom einen „Thomas-Plan“ erarbeitet: „Am kostengünstigsten würde man die Klimaziele mit der Ausgabe von Zertifikaten erreichen. Schon jetzt gibt es ja für die Industrie und die Energiewirtschaft in der EU solche Zertifikate, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Wenn man das auf den Verkehr und auf die Gebäude ausdehnt, hätte das eine positive, breite Wirkung. Ich nenne das die ,doppelte Dividende‘.“

Was meint Thomas damit? Der Staat gibt zunächst eine bestimmte Anzahl von derartigen „Verschmutzungszertifikaten“ aus, diese werden zum Beispiel von den Ölfirmen erworben, die durch den Verkauf von Benzin den CO2-Haushalt belasten. Dieses Geld kassiert der Staat und kann es dann den Bürgern wieder zurückgeben. Tobias Thomas: „Das wäre ideal geeignet, um den Faktor Arbeit zu entlasten, bei den Lohnnebenkosten ebenso wie bei der Einkommenssteuer.“

Im Klartext: Diese Zertifikate passen sich preislich an den Markt an, sie stellen sicher, dass das Klimaziel erreicht wird, und die Bevölkerung hat nicht nur das bessere Klima als Vorteil, sondern es kommt auch Geld in den Staatssäckel, mit dem man wieder Steuern und Abgaben senken kann. Darum der Titel „Doppelte Dividende“, sprich besseres Klima und höhere Kaufkraft.

(Bild: thinkstockphotos.de)

„Deutschland wird Ziele verfehlen“
Ausdrücklich warnt Thomas vor dem Fehler, den man jetzt in Deutschland gemacht hat: Dort hat man die Zahl der Zertifikate beim neuen Klimapaket nicht limitiert. „Das wird dazu führen, dass Deutschland die Ziele verfehlt“, so Thomas.

Und die dortige Förderung der erneuerbaren Energien ist im Hochmaß ineffizient. Thomas: „Im Zeitraum von 1990 bis jetzt ist der CO2-Ausstoß in Deutschland durch die Förderung der Erneuerbaren um 32 Millionen Tonnen gesunken, und zwar zu Durchschnittskosten von 766 Euro je Tonne. In der EU hingegen hat man den Zertifikatehandel gut aufgesetzt, von 1990 bis jetzt hat man dort 557 Millionen Tonnen CO2 eingespart, und zwar zu Preisen von sieben bis zu 25 Euro je Tonne. Da sieht man, wie unterschiedlich teuer das jeweilige System wirkt.“

Georg Wailand, Kronen Zeitung

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