Mit einem Ständchen zu seinem Geburtstag hat die Pressekonferenz mit Literaturnobelpreisträger Peter Handke am Freitag in Stockholm begonnen, mit einer Schelte gegen angeblich dumme und ignorante Fragen hat sie geendet - Handke ist trotz Nobelpreis und seit dem Nikolaustag 77 Jahren auf dem Buckel unerbittlich wie eh und je. „Ich schreibe nie mit einer Meinung“, sagte er etwa gegenüber der Weltpresse. „Ich hatte nie eine Meinung. Ich hasse Meinungen. Ich mag Literatur, nicht Meinung.“
Rund 70 internationale Journalisten und etwas mehr als ein Dutzend Fernsehkameras erwarteten in der Schwedischen Akademie die heuer ausnahmsweise zwei mit dem Literaturnobelpreis Ausgezeichneten, die sich nacheinander den Fragen stellten. Zunächst war die Polin Olga Tokarczuk an der Reihe, die etwa nach der politischen Situation in ihrer Heimat gefragt wurde. Nach nur 18 Minuten war die Fragerunde zu Ende.
Weltpresse gratuliert zum Geburtstag und pirscht sich heran
Nach einer kurzen Pause dann Peter Handke. Auf den Verweis, der Preisträger feiere seinen Geburtstag, bekam er spontan ein mehrstimmiges „Happy Birthday“ zu hören und bedankte sich mit „Tak, tak“ (Schwedisch: Danke, danke). Nur zögerlich tasteten sich die Fragen an die wieder ausgebrochene Debatte um seine Haltung zu Jugoslawien und Serbien heran. Nein, der Nobelpreis werde sein Schreiben sicher nicht verändern, und nein, er habe - bis auf eine Zeichnung bei einem Museumsbesuch - in Stockholm noch keine Eintragungen in seine legendären Notizbücher gemacht, antwortete Handke, der die gesamte Pressekonferenz auf Englisch absolvierte.
Als eine schwedische Journalistin erstmals den Themenkomplex Jugoslawien ansprach, entzog sich Handke sofort: „Das ist eine sehr lange Geschichte. Diese Geschichte noch einmal zu erzählen ist, denke ich, hier nicht der richtige Moment.“ Wie er auf die angekündigten Proteste bei der Verleihung reagieren werde, wollte die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“ wissen: Er wisse es nicht, „sagen Sie es mir! Vielleicht brauche ich Ihren Rat.“
„Ich bevorzuge Klopapier gegenüber Ihren leeren Fragen“
Als ein US-Journalist auf das Massaker von Srebrenica zu sprechen kam, holte Handke einen an ihn gerichteten englischsprachigen Brief heraus, dem Toilettenpapier beigegeben worden sei und in dem der Verfasser Handke unter anderem Ignorierung gesicherter Fakten vorwirft und ihn dabei mit US-Präsident Donald Trump vergleicht. „Ich bevorzuge Klopapier, anonyme Briefe mit Toilettenpapier im Inneren, gegenüber Ihren leeren Fragen“, meinte Handke in Richtung der Journalisten.
In den vergangenen acht, neun Wochen habe er zahllose wundervolle und herzliche Briefe von Lesern erhalten, denen er an dieser Stelle öffentlich danken wolle, sagte Handke. Der vorgelesene Brief sei der einzige zu dem von den Medien immer wieder breitgetretenen Thema gewesen. Als der Wortwechsel zu eskalieren drohte, beendete die Akademie die Pressekonferenz. Handke erhielt Schlussapplaus und ging ab.
Samstag Nobelvorlesung, Dienstag Preisverleihung
Am Samstag halten beide Preisträger ihre Nobelvorlesungen. Die feierliche Verleihung der Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin und Literatur wird dann am Dienstag, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, im Konzerthaus von Stockholm vom schwedischen König vorgenommen.
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