Man blieb am Samstag bei den Vorlesungen zur Vergabe des Nobelpreises für Literatur unter sich. Nur geladene Gäste! Keine Ruhestörer! Gleich zwei Nobelpreisträger, Olga Turkarczuk, Preisträgerin für 2018, und Peter Handke, für 2019, traten mit ihren Lesungen an. Dienstag werden die Literatur-Nobelpreise übergeben.
Handke war durch diese Ehrung - wie berichtet - ins Kreuzfeuer der Politkritik geraten, da er sich im Jugoslawien-Konflikt mit Serbien solidarisiert hatte. Er habe Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet. Es gab aber auch Verteidiger Handkes wie den Völkermordforscher Kjell Magnusson.
Polarisierende „Winterreise“
Er analysierte Handkes Beschreibungen des Balkankrieges in Handkes „Winterreise“ als korrekt und findet, dass die Fragen zu den ethnischen Säuberungen und dem schrecklichen Massaker der bosnischen Serben von Srebrenica im Juli 1995 richtig seien.
In seiner Stockholmer Rede stellte Handke am Samstag den Satz „Der ewige Friede ist möglich“ in den Mittelpunkt. Der Text aus „Über die Dörfer“ erzählt von drei Geschwistern und ihren Konflikten und über Erzählungen seiner Mutter, die den Anstoß zu Handkes fast lebenslangem Schreiben gegeben hatte. Handke: „Mir ist, als sei ich jeweils ihr einziges Publikum gewesen.“
„Ich hasse Meinungen!“
Er wiederholte seine Ansichten, die er bereits bei der Pressekonferenz am Freitag unwirsch vertreten hatte: „Ich hasse Meinungen!“ In der Festrede: „Spiele das Spiel. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos.“
Demonstration am Tag der Preisverleihung geplant
Für den Tag der Preisverleihung im Stockholmer Konzerthaus ist eine Demonstration geplant: Organisatorin Teufila Sabanovic, deren Vater in Srebrenica ermordet wurde, kündigt 1000 Demonstranten an. Nur ihre Hoffnung, dass der Nobelpreis zurückgezogen wird, erfüllt sich sicher nicht.
Karlheinz Roschitz, Kronen Zeitung/krone.at
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