Karge Steinwand

Victoriafälle: Von Wassermassen nichts mehr über

Wissenschaft
08.12.2019 15:21

Das Rauschen der Wassermassen, die in die Tiefe stürzen, Gischt, die emporsteigt und kilometerweit zu sehen sein kann, ein gewaltiges Tosen in der Tiefe - vor dem inneren Auge sind dies Bilder, die einem beim Gedanken an die Victoriafälle in den Sinn kommen. Doch sie entsprechen derzeit nicht der Realität, wie aktuelle Aufnahmen des UNESCO-Weltkulturerbes zeigen. Vom Rauschen des Wassers ist nichts übrig, im besten Fall hört man gerade noch ein leises Plätschern. Die karge Steinwand ist offenbar ein recht ungewöhnlicher Anblick - selbst in der Trockenzeit.

Seinem Namen wird Mosi-oa-Tunya - so wird der Wasserfall des Sambesi, der sich zwischen der Stadt Victoria Falls in Simbabwe und Livingstone in Sambia befindet, von den Einheimischen bezeichnet, es bedeutet so viel wie „Donnernder Rauch“ - derzeit nicht gerecht. Wo noch vor Monaten Wassermassen in breiten Strömen in die Tiefe donnerten - in Hochzeiten sind es bis zu 10.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, die Gischt ist teils noch in 30 Kilometern Entfernung zu sehen -, erstreckt sich nun eine karge Steinwand. Nur hie und da bahnt sich ein kleiner Bach seinen Weg in die Tiefe.

Die Victoriafälle, aufgenommen am 17. Jänner 2019 (Bild: REUTERS/Mike Hutchings)
Die Victoriafälle, aufgenommen am 17. Jänner 2019
Die Victoriafälle, aufgenommen am 4. Dezember 2019 (Bild: REUTERS/Mike Hutchings)
Die Victoriafälle, aufgenommen am 4. Dezember 2019

„Wir sehen das zum ersten Mal so"
Zwar ist der Rückgang des Wassers normalerweise auch nach Ende der Trockenzeit im September und Oktober spür- und sichtbar. Doch der derart geringe Wasserstand ist selbst für die Bewohner der Region ein gänzlich neuer Anblick. „Wir sehen das zum ersten Mal so“, wird der Kunsthandwerksverkäufer Dominic Nyambe von „Spiegel online“ zitiert. „In früheren Jahren hatte es während der Trockenheit nicht dieses Ausmaß.“ 

(Bild: AFP)
(Bild: AFP)

Extreme Dürre, Kampf gegen Hunger
Die extreme Dürre und Trockenheit in Sambia und Simbabwe hat mittlerweile auch beim UNESCO-Weltkulturerbe und dem Sambesi seine auffallenden Spuren hinterlassen. Besonders in Simbabwe kämpfen die Menschen gegen den Hunger, da Lebensmittel immer teurer werden, auch Wasser wird immer knapper. Seit Jahren bereits steckt das Land in einer schweren wirtschaftlichen Krise - verschärft wird die Situation nun jedoch durch die Folgen der schlimmsten Dürre seit Jahren. 
Mehr als 5,5 Millionen Menschen dürften dort nach UN-Schätzungen zum Jahreswechsel keinen Zugang zu genügend Nahrungsmitteln mehr haben.

„Klimawandel mitverantwortlich“
Mitverantwortlich für die Situation wird der Klimawandel gesehen, der die Wetterextreme immer weiter verstärke, wie Regionaldirektor Ian Vale bereits am Beginn der UN-Klimakonferenz erklärt hatte. Zwar geben sich Wissenschaftler vorsichtig, dass der geringe Wasserstand des Sambesi vor allem auf den Klimawandel zurückzuführen sei, allerdings bemerkte etwa Hydrologe Harald Kling, dass sich die Dürrephasen in der Region mittlerweile stark häufen würden.

„Mitte Jänner 2020 wie immer
Kritik am entsprechenden „Spiegel“ bzw. Reuters-Bericht übte der Schweizer Wetterexperte Jörg Kachelmann - er sprach via Twitter unter anderem von „verzweifelter Desinformation“. Nicht alles hätte demnach etwas mit dem real existierenden Klimawandel zu tun, Kachelmann verwies auf den Sonnenhöchststand. Mitte Jänner 2020 würde alles wieder normal aussehen.

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