„Ärzte haben unseren David auf dem Gewissen“: Mit diesen Worten der Eltern machte die „Krone“ im August 2018 Davids tragisches Schicksal publik. Im April 2018 ist der 17 Monate alte Bub verstorben – infolge einer Operation am Salzburger Landeskrankenhaus. Mitte Oktober 2019 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei Ärzte. Am Mittwoch wird am Landesgericht verhandelt.
Ein wenige Millimeter großes „Wimmerl“ auf der Wange war der Ursprung der Tragödie: Am Abend des 16. April – ein Montag – hatte sich der Blutschwamm nach dem Abendessen gelöst. Die Wunde blutete leicht, die Eltern wollten vorsorglich ins Spital und riefen die Rettung. Im Behandlungsraum wurde eine Verödung der Wunde mittels Kauterisieren unter Narkose besprochen.
Die erste Ärztin, die sich David anschaute, wollte die Eltern sogar heimschicken und den Eingriff auf den nächsten Tag verschieben. Weil David nicht nüchternen Magens war. Doch ein Oberarzt der Kinderchirurgie entschied, sofort zu operieren und zog einen Anästhesisten bei. Es dürfte den Ermittlungsergebnissen nach die erste Fehlentscheidung einer Kette von falschen Entscheidungen gewesen sein.
Ohne eine ordnungsgemäße OP-Aufklärung und ohne ein EKG anzuhängen, sei die Mini-OP rasch durchgezogen worden, geht aus den Gutachten hervor. Noch bevor das Klinikpersonal den 17 Monate alten Bub in den OP-Saal 3 geschoben hatten, bekam er die erste Narkose-Spritze. Danach kauterisierte der Kinderchirurg die Wunde – das ging noch problemlos vonstatten. Nur Minuten später aber veränderte sich der Zustand des kleinen Patienten drastisch. Der Anästhesist spritzte dann wieder Propofol nach – dies dürfte letztlich der Auslöser der tödlichen Komplikationen gewesen sein.
Narkose-Überdosierung führte zum Hirntod
David atmete Erbrochenes ein. In den ersten Minuten dürften die Ärzte dies nicht bemerkt haben. Alarm folgte: Leitende Oberärzte eilten teils von zu Hause ins Spital. 40 Minuten lang hatte das Kindergehirn zu wenig Sauerstoff. Letztlich konnte David wiederbelebt werden – jedoch zu spät. Der Bub kam in künstlichem Tiefschlaf auf die Intensiv, elf Tage lang wurde das Kind durch Maschinen am Leben gehalten. Bis die Mediziner am 27. April sie abstellten. Todesursache laut Gerichtsmedizin: Hirntod.
Am 5. Juni wurde die Öffentlichkeit erstmals informiert. Da hatte der Ärzte-Chef von einem „dringlich notwendigen Eingriff“ gesprochen. Mitte August wandten sich die Eltern an die „Krone“. Und es bestätigten sich nach und nach – zuerst durch private Gutachter, Monate später durch die gerichtlichen Sachverständigen – die Befürchtungen, dass gepfuscht worden sei.
Späte Entschuldigung und Anklage gegen Ärzte
Erst als das letzte Gerichtsgutachten Ende Juni einlangte, also mehr als ein Jahr nach Davids Tod, zogen die SALK Konsequenzen, suspendierten die zwei Ärzte und entschuldigten sich zum ersten Mal bei den Eltern. Ende Oktober erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die zwei Ärzte: Grob fahrlässige Tötung (§81 Abs. 1 StGB) wird dem Kinderchirurgen und dem Anästhesisten nun vorgeworfen. Strafrahmen: bis zu drei Jahre Haft. Laut Anklage haben beide Ärzte „durch sorgfaltswidriges Verhalten“ den Tod herbeigeführt. Am Mittwoch, um 9 Uhr, wird Richterin Gabriele Glatz den Prozess im Saal 427 des Landesgerichtes eröffnen ...
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.