Dass an vier Spalten, den sogenannten „Tigerstreifen“, des Saturnmondes Enceladus gewaltige Fontänen aus Eispartikeln oder Wasser bis zu 750 Kilometer hoch ins All schießen, haben schon vor Jahren Aufnahmen der NASA-Raumsonde „Cassini“ gezeigt. Warum die rund 130 Kilometer langen Risse, die nahezu parallel verlaufen, nur am Südpol des fast schneeweißen Trabanten vorkommen, haben Astronomen nun mithilfe einer Simulation enträtseln können.
Wie ein Forscherteam um Doug Hemingway von der Carnegie Institution in Washington im Fachblatt „Nature Astronomy“ berichtet, sind die seltsame „Tigerstreifen“, aus denen zahlreiche Geysire hervorschießen, deshalb am Südpol entstanden, weil dort die Schwerkraft des Saturn am stärksten wirkt. Durch die stark wechselnde Gravitation (weil Enceladus auf einer elliptischen Bahn um den Saturn kreist; Anm.) und das ständige Auftauen und Gefrieren des Wassers ist sei der Eispanzer dort am dünnsten, so die Wissenschaftler.
Druck ließ den Eispanzer bersten
Als sich der Mond auf seinem Orbit um den Ringplaneten Saturn abgekühlt habe, sei ein Teil des unterirdischen Ozeans auf Enceladus gefroren. Dabei habe sich das Wasser ausgedehnt, der Druck im Eis sei gestiegen, sodass der kilometerdicke Eispanzer am Südpol geborsten ist und sich ein Riss, der aus der Ferne aussieht wie ein Streifen, gebildet habe, berichten die Forscher.
Über die erste entstandene Eisspalte namens „Baghdad“ (Bild unten) sei dann weiteres Wasser an die Oberfläche von Enceladus gelangt und dieses habe beim erneuten Gefrieren den Druck im Eisschild wieder erhöht. „Das hat dazu geführt, dass sich der Eispanzer gerade so verbogen hat, dass ein weiterer Bruch rund 35 Kilometer entfernt entstanden ist“, so die Forscher. „Unser Modell erklärt die regelmäßige Entfernung der Brüche.“
Saturn wird von Enceladus „bewässert“
Berechnungen zufolge gelangen drei bis fünf Prozent der von Enceladus abgestoßenen Wassermenge durch zahlreiche Geysire bis in die Saturn-Atmosphäre. „Es gibt nichts Vergleichbares auf der Erde“, weiß Paul Hartogh vom deutschen Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung.
Die Fontänen speien sowohl Wasserdampf als auch kleine Eispartikel ins All (Bild oben) und erzeugen vermutlich den sogenannten E-Ring des Saturn, in dessen Zentrum sich die Umlaufbahn des Enceladus um den Saturn befindet.
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