Anteile verkauft

Casinos Austria jetzt fest in ausländischer Hand

Österreich
11.12.2019 06:00

Die Novomatic verkauft ihre 17,2 Prozent Anteile an den Casinos Austria an die tschechische Sazka. Nur die Regierung könnte das noch verhindern, wenn sie das will.

Es kam irgendwie nicht überraschend: Novomatic-Eigentümer Johann Graf hatte ganz offensichtlich genug. Die Postenschacher-Affäre um Peter Sidlo, der Vorwurf, man wolle sich Politiker kaufen, die ständigen Streitereien mit den Miteigentümern. „Die letzten sechs Monate haben gezeigt, dass klare Eigentümerstrukturen für erfolgreiches wirtschaftliches Agieren unerlässlich sind“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.

Novomatic-Gründer Johann Graf (Bild: APA/NOVOMATIC)
Novomatic-Gründer Johann Graf

Daher habe man sich mit der Sazka-Gruppe, die dem tschechischen Milliardär Karel Komarek gehört, geeinigt, ihr die 17,2 Prozent der Novomatic an der Casinos Austria AG zu verkaufen. Somit wären mehr als 55 Prozent der Aktien in ausländischer Hand. Dem verbliebenen zweiten Großaktionär, der ÖBAG der Republik Österreich (hält 33,2 Prozent am Konzern), bietet die Sazka eine „langfristige strategische Partnerschaft“ an.

Genehmigung nur noch Formalakt
Der Deal muss noch von den Behörden genehmigt werden, das ist ein Formalakt. Aber die anderen Aktionäre haben ein Vorkaufsrecht. Das bedeutet: Die Novomatic muss die Anteile auch (zum gleichen Preis) der ÖBAG anbieten. Nimmt man frühere Unternehmensbewertungen, geht es um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.

Sazka-Milliardär Komarek (Bild: SAZKA Group)
Sazka-Milliardär Komarek

Will der österreichische Staat die Mehrheit erreichen, müsste er mehr als die Sazka bieten. Die könnte den Preis dann noch weiter in die Höhe treiben. Außerdem darf die staatliche Holding ÖBAG eine Beteiligung von mehr als 50 Prozent nur eingehen, wenn sie dazu einen gültigen Regierungsbeschluss einholt. Dass diese sich dafür entschließt, Steuergeld für eine Mehrheitsbeteiligung an einem Glücksspielkonzern auszugeben, gilt als ziemlich unwahrscheinlich. Daher dürften die Tschechen den Kampf um die Casinos gewonnen haben.

Sidlo kämpft um seine Abfindung
Es war Eingeweihten immer klar, dass die Abberufung von Finanzvorstand Peter Sidlo durch den Aufsichtsrat nicht das Ende der Geschichte ist. Zwar hilft man damit dem Unternehmen, weil die öffentliche Diskussion um die Besetzung vorbei ist.

(Bild: Mirjam Reither/picturedesk.com)

Doch das ändert nichts daran, dass Sidlo einen gültigen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben hat und sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Daher wird man ihn finanziell entschädigen müssen, um einen Arbeitsrechtsprozess zu vermeiden. Würde er 50 Prozent seiner Ansprüche bekommen, wäre das ein „Trostpflaster“ von rund 800.000 Euro.

Wechsel der Aktionäre
Ab 2016 verkauften die meistenfrüheren Privateigentümer ihre Anteile an den Casinos an Sazka oder die Novomatic-Gruppe. Sie hatten schon bessere Zeiten mit höheren Gewinnen gesehen: Daher waren die privaten österreichischen Eigentümer der Casinos AG höchst erfreut, dass es Interesse für ihre Anteile gab. Zunächst sah es so aus, als ob sich der heimische Novomatic-Konzern und die tschechische Sazka-Gruppe einen Wettlauf darum liefern, wer mehr Aktien kaufen kann.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Doch dann kamen die Kartellbehörden und verboten der Novomatic, ihre Anteile über 25 Prozent zu erhöhen. Damit wurde eine „österreichische Lösung“ in Wahrheit verhindert. Die Republik behielt ihre rund 33 Prozent. Novomatic musste, weil sie auch schon bei der Tochterfirma Österreichische Lotterien beteiligt war, auf 17,2 Prozent stehen bleiben.

(Bild: "Krone"-Grafik)

Die Sazka-Gruppe konnte so 38 Prozent der Anteile einsammeln, einige Kleinaktionäre blieben an Bord (siehe Grafik oben). Zu jenen, die an die Tschechen verkauften, gehörten diverse Raiffeisen-Firmen (Leipnik-Lundenburger, Uniqa) oder die Donau-Versicherung (Wr. Städtische). Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner war schon vorher mehrere Jahre Präsident des Aufsichtsrates. Er blieb auf diesem Posten, weil er das Unternehmen kennt, allerdings de facto jetzt als Vertreter des Bundes.

Walter Rothensteiner (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)
Walter Rothensteiner

Daten & Fakten:
Der Konzern der Casinos Austria AG (Casag) setzte im Vorjahr 4,49 Milliarden Euro um. Der Großteil davon, nämlich 3,9 Milliarden Euro, entfällt allerdings auf die Tochter Österreichische Lotterien, an denen die Casag 73 Prozent hält. Zu diesen gehörenauch die Online-Plattform win2day, die winwin-Video-Lotterien-Terminals, Toto und natürlich das beliebte „6 aus 45“.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Im Inland betreibt die Casag zwölf Casinos mit 237 Spieltischen (314 Millionen Euro Umsatz).Dann gibt es noch die Casinos Austria International, die 150 Millionen Euro umsetzen und weltweit 534 Spieltische und 6276 Automaten betreiben. Am Sportwettenanbieter tipp3 ist die Casag zu 53 Prozent beteiligt. Der Gewinn der Unternehmensgruppe betrug im Vorjahr 92,6 Millionen Euro. 3438 Mitarbeiter wurden im Vorjahr beschäftigt, davon 788 im Ausland.

Kronen Zeitung

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