Pneumokokken

Bakterien bringen die Lunge in Gefahr!

Gesund
16.12.2019 05:04

Pneumokokken sind Bakterien, die in der Regel harmlos sind, aber unter Umständen zu ernsthaften Erkrankungen, wie Lungenentzündung, führen können. Gegen einige Typen dieser Erreger gibt es eine Schutzimpfung.

Viele Menschen tragen die Keime, die vorwiegend den Nasen-Rachen-Raum besiedeln, in sich und geben sie durch Tröpfcheninfektion zum Beispiel beim Niesen oder Husten an die Umgebung weiter. Meist ist das menschliche Immunsystem in der Lage, die schädlichen Eindringlinge erfolgreich zu bekämpfen, ohne dass sie Krankheitssymptome verursachen. Pneumokokken können jedoch auch schwere invasive Krankheiten wie Lungen-, Mittelohr- oder Gehirnhautentzündungen sowie Blutvergiftungen auslösen, wie Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, Universitätsklinik für Innere Medizin, MedUni/AKH Wien sowie Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT), berichtet.

Schwere Komplikationen können auftreten
Dann drohen bleibende Folgeschäden wie Hörverluste, Entwicklungsstörungen bei Kindern, Konzentrationsschwächen und im schlimmsten Fall sogar der Tod. Kleinkinder, Personen über 50, Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, einer nicht funktionierenden Milz sowie jene, die von Diabetes, Asthma, COPD (chronisch obstruktiver Lungenerkrankung) oder von einem anderen chronischen Leiden betroffen sind, aber auch Alkoholiker zählen zu den besonders gefährdeten Gruppen. „Streptococcus pneumoniae ist der häufigste Erreger einer ambulant (Anm.: nicht während eines Spitalsaufenthaltes) erworbenen Lungenentzündung“, so Prof. Thalhammer. Weltweit sterben pro Jahr etwa zwei Millionen Menschen an den lebensbedrohlichen Komplikationen dieser Erkrankung. „Patienten mit Fieber, Schüttelfrost, Atemnot bzw. gesteigerter Atemfrequenz, neurologischer Auffälligkeit oder Hautveränderungen müssen dringend einen Arzt aufsuchen. Dies gilt insbesonders für Patienten ohne (funktionierende) Milz“, betont der Arzt.

Pneumokokken (Bild: Maksym Yemelyanov/stock.adobe.com)
Pneumokokken

Einsatz von Antibiotika gegen die Keime
Die Erreger sind mithilfe eines Abstrichs aus dem Nasen-Rachen-Raum oder durch Bluttest nachweisbar. Um eine Hirnhautentzündung festzustellen, sind Proben von Blut und Hirnwasser aus dem Rückenmarkskanal nötig. Für die Diagnose einer Lungenentzündung wird in der Regel ein Röntgen durchgeführt. Die Behandlung erfolgt mittels Antibiotika. „Penicillin G hoch dosiert ist immer noch die wirksamste Substanz gegen Pneumokokken“, erklärt Prof. Thalhammer. „Resistenzen sind - zumindest in Österreich - sehr selten, wobei die ersten schon vor mehr als 60 Jahren beschrieben wurden.“ Als Alternative stehen auch andere moderne Substanzen zur Verfügung. Da die Keime permanent in der Bevölkerung vorhanden und weit verbreitet sind, lässt sich ein Kontakt kaum vermeiden. „Unter der Käseglocke leben wird nicht funktionieren, daher ist die einzige Option die Pneumokokkenimpfung“, so der Experte für Infektionskrankheiten.

Die Erreger siedeln sich im Nasen-Rachen-Raum an und können massive Entzündungen - häufig des Atemorgans - auslösen. (Bild: RFBSIP/stock.adobe.com)
Die Erreger siedeln sich im Nasen-Rachen-Raum an und können massive Entzündungen - häufig des Atemorgans - auslösen.

Impfung vor allem für gefährdete Personen
Diese ist derzeit laut österreichischem Impfplan für Zwei- bis Fünfjährige (im Rahmen des kostenfreien Kinderimpfprogramms) sowie ab dem 51. Lebensjahr für Erwachsene vorgesehen. Bei Personen mit erhöhtem Risiko wird die Pneumokokkenimpfung in jedem Lebensalter empfohlen. Es gibt mehr als 95 Serotypen der Erreger, wovon derzeit nur 23 durch die Impfungen abgedeckt werden können. „Nichtsdestotrotz hat die Einführung dieser Substanzen zu einer eindrucksvollen Reduktion der invasiven Pneumokokkeninfektionen sowohl bei Kindern als auch bei den Erwachsenen geführt“, betont Prof. Thalhammer. Eine Impfung bedeutet schließlich nicht nur die Vorbeugung einer Besiedelung durch die Erreger und invasiver Infektionen für den Geimpften, sondern auch indirekte Schutzeffekte für alle (Herdenschutz).

Regina Modl, Kronen Zeitung

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