Er zahlt nicht selbst
Weinstein will sich mit 22 Mio. Euro freikaufen
Es gibt eine Einigung zwischen Harvey Weinstein und 30 seiner mutmaßlichen Opfer, die dem Ex-Hollywoodmogul sexuelle Nötigung, Missbrauch und sogar Vergewaltigung vorwerfen. Weinstein habe zur Zahlung von insgesamt 25 Millionen Dollar (etwa 22 Millionen Euro) eingewilligt, damit diese auf Klagen verzichten, berichtete ein Anwalt einer der Frauen. Glücklich sind die mutmaßlichen Opfer mit der Vereinbarung nicht: Weinstein muss den Betrag weder aus eigener Tasche zahlen noch eine Schuld eingestehen.
Die Grundsatzvereinbarung betrifft mehr als 30 Schauspielerinnen und frühere Angestellten Weinsteins - diese muss erst von allen Beteiligten unterzeichnet und vom Gericht genehmigt werden, so der Anwalt Aaron Filler, der die Schauspielerin Paz de la Huerta vertritt. Der Filmmogul behauptet bis heute, alle seine sexuellen Kontakte hätten im gegenseitigen Einvernehmen stattgefunden. Dies darf er auch weiterhin tun, denn die Vereinbarung schließt kein Schuldgeständnis mit ein.
Versicherer von bankrotter Filmfirma wird für Zahlung aufkommen
Die Millionen-Summe, die nun verhandelt wurde, muss Weinstein auch keineswegs selbst zahlen. Vielmehr sollten die Versicherer seines bankrotten früheren Filmstudios die Zahlungen übernehmen, berichtete das US-Webportal „TMZ“. Die Vereinbarung stieß bei einem Teil der Frauen, die sich als Weinstein-Opfer bezeichnen, und deren Anwälten auf vehemente Kritik. „Wir weisen die Vorstellung zurück, dass dies die beste Einigung war, die im Namen der Opfer erzielt werden konnte“, erklärte der Anwalt Douglas Wigdor, der zwei mutmaßliche Weinstein-Opfer vertritt.
Auch die „Time‘s Up“-Kampagne gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt, die aufgrund der Vorwürfe gegen Weinstein entstanden war, kritisierte die Vereinbarung als zu begrenzt. Wenn dies die bestmögliche Lösung für die Opfer sei, „dann ist das System kaputt“, erklärte die Kampagne.
Weiterer Missbrauchsprozess startet im Jänner in New York
Durch die Vereinbarung kommt Weinstein allerdings nicht um seinen Strafprozess in New York herum, der im Jänner beginnen soll. In diesem Verfahren geht es um Fälle, die von der Vereinbarung nicht erfasst sind.
Bei einem Gerichtstermin am Mittwoch zur Vorbereitung des Prozesses teilte Weinsteins Anwalt Arthur Aidala mit, dass sich sein Mandant an diesem Donnerstag einer Rückenoperation unterziehen werde. Zu dem für den 6. Januar geplanten Prozessbeginn werde Weinstein dennoch erscheinen können. Laut Aidala leidet Weinstein an den Folgen eines Autounfalls im August. Der einst mächtige Filmproduzent nahm an dem Termin am Mittwoch teil und stützte sich dabei auf eine Gehhilfe.
Richter James Burke erhöhte zudem Weinsteins Kaution von einer auf zwei Millionen Dollar. Die Staatsanwaltschaft hatte vergangene Woche eine drastische Erhöhung auf sogar fünf Millionen Dollar gefordert. Sie begründete dies mit Fluchtgefahr: Der einstige Hollywood-Mogul könne versuchen, vor Prozessbeginn aus dem Land zu fliehen. Nach Angaben der Staatsanwälte war in den vergangenen Monaten wiederholt kein Signal von der elektronischen Fußfessel des früheren Hollywoodmoguls empfangen worden. Weinsteins Anwälte hatten dagegen von „technischen Fehlern“ gesprochen.
In dem New Yorker Prozess soll es um die Anschuldigungen zweier Frauen gehen, die Weinstein eine Vergewaltigung im Jahr 2013 und erzwungenen Oralverkehr im Jahr 2006 vorwerfen. Weinstein droht lebenslange Haft.
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