Nachdem die FPÖ am Freitagnachmittag den Ausschluss von Langzeit-Obmann Heinz-Christian Strache bekannt gegeben hatte, hat dieser am Freitagabend in der „ZiB 2“ mit seinen ehemaligen Mitstreitern und Parteikollegen abgerechnet. Strache sprach von einer „Vorverurteilungsmaschinerie, auch seitens der eigenen Partei“, die seit dem Ibiza-Video über ihn gekommen wäre: „Bis zum heutigen Tag ist es eine Farce, was mit mir und meiner Frau passiert.“ Angesprochen auf die möglicherweise strafrechtlich relevante Spesenaffäre wies Strache jegliche Schuld von sich: „Ich habe nie etwas Unredliches in Auftrag gegeben.“
„Wenn man erlebt, dass sich ehemalige Weggefährten und Mitstreiter, die man aufgebaut hat, so äußern, dann ist das eine Enttäuschung und das Ende einer Täuschung. Es zeigt sich, dass ich offenbar manchmal eine schlechte Menschenkenntnis hatte“, kommentiert der ehemalige blaue Parteiobmann seinen Rauswurf und die - manchmal gar nicht leise - Kritik an seiner Person nach der Ibiza-Affäre. Konkrete Namen wollte Strache nicht nennen, er wolle nach vorne blicken: „Auch wenn es enttäuschend ist.“
Man wollte einen ehemaligen Bundesparteiobmann loswerden.
Heinz-Christian Strache über seinen Ausschluss aus der FPÖ
„Ich bleibe ein politischer Mensch“
Dass er politisch aktiv bleiben werde, hatte Strache schon am Freitagnachmittag in einem Facebook-Video angekündigt. In der „ZiB 2“ erklärte er: „Auch als derzeit parteifreier Bürger kann ich politisch denken, ich bleibe ein politischer Mensch. Und ich werde weiter meine Meinung kundtun.“ FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer hatte Strache zuvor in einer Einspielung „ein gewisses Suchtverhalten, was Politik angeht“, nachgesagt: „Das Loslassen fällt ihm schwer.“
„Bin wohl manchmal zu naiv gewesen“
Was die Vorwürfe um falsch eingereichte Spesenbelege angeht, berief sich Strache auf das laufende Ermittlungsverfahren, gab allerdings zu, hin und wieder „naiv“ gewesen zu sein: „Ich habe wohl Fehlentwicklungen in meinem Umfeld nicht wahrgenommen.“ Dennoch wiederholte Strache einen Vorwurf eines „kriminellen Ibiza-Netzwerks“, dessen Ziel es gewesen sei, ihn „politisch zu vernichten“. Er selbst sieht sich als Opfer: „Ich habe nie etwas Unredliches in Auftrag gegeben.“
Ob er sich der von drei ausgeschiedenen FPÖ-Funktionären neu gegründeten Partei Die Allianz für Österreich (DAÖ) anschließen werde, ließ Strache offen: „Ich werde nach Weihnachten bewerten, ob es nicht doch reizvoll sein könnte, in Wien politische Verantwortung zu übernehmen.“ Aber das müsse er auch mit seiner Frau und seiner Familie ausmachen: „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“
Nepp: „Diese Wehleidigkeit steht ihm nicht zu“
Im Anschluss an Straches Interview war dann der Wiener FPÖ-Landesparteichef Dominik Nepp im „ZiB 2“-Studio zu Gast. Er hielt mit seiner Meinung zu seinem ehemaligen Bundesparteichef nicht lange hinterm Berg. Strache habe in einer Parallelwelt gelebt, doch er sei dabei nicht das Opfer: „Das Opfer sind unsere ehrenamtlichen Helfer und unsere Wähler. Diese Wehleidigkeit steht ihm nicht zu. Das ist, als ob sich der Sprengmeister über die Detonation aufregt.“
Aufgrund seiner jahrelangen Tätigkeit habe Strache selbstverständlich ein faires Verfahren verdient: „Aber er hat ja gemeint, er steht dem Parteigericht nicht zur Verfügung“, kommentierte Nepp Straches Nicht-Erscheinen am Freitag. Letzendlich habe er sich „durch sein Verhalten selbst ausgeschlossen“. Die Vorgänge rund um die Spesen-Affäre bezeichnete Nepp als „Belegwaschmaschine“: Er wolle zwar der Justiz nicht vorgreifen, aber „ich kenne die Aktenlage sehr gut“.
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