Es ist ein düsteres Märchen ganz ohne Happy End, das Engelbert Humperdinck mit „Die Königskinder“ geschrieben hat. In Graz erfuhr das Werk unter Marius Burkert und in der Regie von Frank Hilbrich eine gelungene Wiederentdeckung.
Fast 80 Jahre ist es her, dass „Die Königskinder“ zuletzt in Graz zu erleben waren. Angesichts der samstäglichen Premiere fragt man sich, warum das so lange gedauert hat. Das Werk selbst hat mit Humperdincks Hit „Hänsel und Gretel“ wenig gemein, es lehnt sich sowohl klanglich als auch in seinen Anforderungen an die Sänger und seiner Dauer eher an den vom Komponisten so verehrten Richard Wagner an. Das tut auch Dirigent Marius Burkert, der es aus dem Graben mitunter ganz schön donnern lässt. Doch die zarten Momente gelingen ihm ebenfalls, nicht oft entschläft ein Liebespaar auf der Bühne anrührender.
Kein Happy End
Dass die beiden Königskinder kein Happy End finden, liegt am klugen Libretto von Elsa Bernstein-Porges, die eine sattgefressene, dumme, sich gerne unterordnende Gesellschaft zeigt, die das Reine, das Unverdorbene nicht mehr sieht.
Kein Platz für Außenseiter
Regisseur Frank Hilbrich geht noch einen Schritt weiter, indem er einen klar definierten Raum schafft, der Außenseitern keinen Platz lässt, in dem alles, was die Ordnung stört, unterdrückt oder vernichtet wird. Volker Thiele baut ihm dafür eine Bühne, die sowohl die Weite der endlosen Winterlandschaft, als auch die Enge der Gesellschaft zeigt. Mittels Fototapete gelingt sogar der Zauberwald, in dem sich die von der Menschheit abgeschottete Gänsemagd zu Beginn in den Königssohn verliebt. Polina Pastirchak mit ihrem leuchtenden Sopran und Maximilian Schmitt mit kraftvollem und doch so sanftem Tenor überzeugen stimmlich wie darstellerisch. Dazu liefert Bariton Markus Butter als Spielmann, der hier eine Art Erzählerrolle einnimmt, eine beeindruckende Leistung, obwohl er mitunter gegen das mächtige Orchester ankämpfen muss. Nicht zuletzt Christina Baader als vielschichtige Hexe fällt dieser stumpfen Gesellschaft zum Opfer. Diese wird durch die Bürger der Stadt (von Kostümbildnerin Gabriele Rupprecht in Fatsuits gesteckt) versinnbildlicht. Deren Anführer: ein Holzfäller (Wilfried Zelinka) und ein Besenbinder (Martin Fournier).
Kinder als Hoffnung
Nur die Weitsicht der Kinder (die hervorragend studierte Singschul’), allen voran Viktoria Legat als Tochter des Besenbinders, lässt auf eine bessere Zukunft hoffen. Wenn das nicht ein Thema unserer Tage ist. Ein düsterer, aber außergewöhnlich faszinierender Abend!
Alle Infos und Karten erhält man hier.
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