Der Besuch beim Zahnarzt bringt Eltern beeinträchtigter Kinder im Oberpinzgau an ihre Grenzen: Die Behandlung ist bei den Patienten nur mit Narkose möglich. Das Mittersiller Spital scheidet seit Jahren dafür aus. Jetzt stehen die Familien vor einer unfairen Wahl: Weite Wege nach Salzburg oder hohe Kosten.
Julia Hofer aus Mittersill hat einen langen Atem, wenn es um ihren Matthias geht: „Zahnbehandlungen sind nur mit Narkose möglich“, erzählt sie, auch Obfrau des Vereins Kaleidoskop, wo sich Mütter beeinträchtigter Kinder ursprünglich als Selbsthilfegruppe zusammengefunden haben. Ihr Sohn habe gute Zähne, andere Familien aus dem Oberpinzgau treffe das noch härter, erzählt Hofer und denkt dabei in erster Linie an Nicole aus Niedernsill, die schon einige Mal unter akuten Zahnschmerzen litt.
Früher war der Weg zum Zahnarzt für die im Alltag schwer geprüften Familien noch machbar: Die Kinder kamen ins gut erreichbare Krankenhaus Mittersill, wo externe Zahnärzte behandelten, Narkose war verfügbar. Doch dann gab es ungeklärte Haftungsfragen und Mediziner sprangen ab.
Weite Anfahrten sind den Familien nicht zumutbar: „Für die Narkose müssen die Kinder nüchtern bleiben“, erzählt Hofer, „sie verstehen das nicht so wie Gesunde, sind aggressiv. Da wird jede Autofahrt lang.“
Behandlung wird nur in Salzburg-Stadt gezahlt
Die Entscheidungsträger stellten lange auf taub: Nur in Salzburg-Stadt werden die Behandlungskosten derzeit übernommen. Einzige Alternative: Eine Wahlärztin in Zell am See-Schüttdorf, da bleiben die Familien aber auf den Rechnungen sitzen. Es gibt nur kleine Entschädigungszahlungen.
Julia Hofer hat deshalb alle Hebel in Bewegung gesetzt. Auch Bürgermeister wie Sonja Ottenbacher (Stuhlfelden) helfen. Im September gab es einen Runden Tisch mit Land, GKK und Vertretern des Tauernklinikums. Nach dem großen Umbau im Spital soll die Narkose langfristig wieder in Mittersill angeboten werden. Aber das dauert noch. Es gab Unterstützungszusagen. „Die Lösung sollte bis Oktober stehen“, erzählt Hofer, dass es dann wieder still wurde.
Einziger Vorschlag von der GKK: Eine Behandlung in St. Johann in Tirol könnte sofort bezahlt werden
Julia Hofer hat eine whatsApp-Petition gestartet (http://chng.it/7BbKJFJ6): 1514 Unterstützer haben schon unterschrieben.
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