„Möge die Macht mit dir sein“: Mit „Der Aufstieg Skywalkers“ kommt die „Krieg der Sterne“-Saga nach 42 Jahren zu ihrem vorläufigen Höhepunkt. Episode IX bringt ein Wiedersehen mit Rey (Daisy Ridley), Finn (John Boyega), Poe Dameron (Oscar Isaac), Chewbacca und Kylo Ren (Adam Driver), nimmt Abschied von Leia (die verstorbene Carrie Fisher) und lässt den totgeglaubten Imperator höchstpersönlich mit einem fiesen Lachen wiederauferstehen. Ein überladenes Potpourri, das dem Kampf der Jedis mit der dunklen Seite der Macht ein bildgewaltiges Ende bereitet, dem es nicht an spektakulären Lichtschwertkämpfen, epischen Weltraumschlachten und den nostalgischen Momenten heldenhafter Freundschaft - dem wahren Herzen der Abenteuer in einer weit, weit entfernten Galaxie - mangelt.
Das galaktische Abenteuer, das 1977 mit „Star Wars: Eine neue Hoffnung“ auf einem entlegenen Wüstenplaneten mit zwei Sonnen seinen Anfang nahm, kommt jetzt nach acht Kapiteln und diversen Nebengeschichten wie „Rogue One“ mit dem neunten Kapitel, „Der Aufstieg Skywalkers“, zu seinem dramatischen und zugleich auch überaus nostalgischen Ende. Regisseur J.J. Abrams, der 2015 mit „Das Erwachen der Macht“ den erfolgreichen Grundstein für die letzte Trilogie gelegt hatte, schlägt mit Episode IX jetzt das vorläufig letzte Kapitel der legendären Weltraumoper über die Familie Skywalker auf. Abrams hat dabei die schwierige Aufgabe, die in den Jahrzehnten seit Episode IV angewachsene Zahl an Handlungssträngen rund um die Skywalkers für die überaus kritischen Fans der Saga möglichst zufriedenstellend und bombastisch aufzulösen. Wobei man es bekanntlich eh nie allen recht machen kann.
Totgesagte leben länger
Damit nicht genug, dass die Auseinandersetzung zwischen der fanatischen Ersten Ordnung um ihren neuen Obersten Anführer Kylo Ren (Adam Driver) und dem aus der Rebellion hervorgegangenen Widerstand um Generalin Leia Organa (Carrie Fisher), Rey (Daisy Ridley), Poe Dameron (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) mit Lichtgeschwindigkeit ihrer unvermeidlichen letzten Konfrontation entgegensteuert, hat sich zudem ein alter Bekannter aus den Randgebieten des Weltalls mit einer Botschaft zurückgemeldet, die jedem Rebellen das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Denn kein Geringerer als der seit „Epsiode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ totgeglaubte Imperator Palpatine (der geniale Ian McDiarmid) macht Kylo Ren ein unwiderstehliches Angebot: eine gewaltige Flotte an Sternenzerstörern, im Geheimen erbaut, zur endgültigen Unterjochung der Galaxie. Einzige Bedingung des Sith-Lords mit dem markanten Faltengesicht und dem fiesen Lacher: Der zur dunklen Seite der Macht gewechselte Sohn von Han Solo und Leia soll Rey (Daisy Ridley) ein für alle Mal aus dem Jedi-Sith-Spiel nehmen.
Star Wars und das Rätsel um die eigene Herkunft
Welche Bedeutung Reys wahre Herkunft mit Blick auf die Skywalkers und Palpatine spielt, soll als handfester Spoiler hier nicht verraten werden, entspricht aber dem innersten Kern des Weltraummärchens: dem Rätsel um die eigene Herkunft und Geschichten über Familienbande. Und sattelfesten Star-Wars-Fans möge an dieser Stelle nur die Geschichte von Darth Plagueis, genannt der Weise, einem legendären Sith-Lord, der das geheime Wissen der Sith besaß, Leben zu erschaffen und zu erhalten, in Erinnerung gerufen werden. Darth Sidious, der spätere Imperator, erzählte die Geschichte in Prequel-Episode III („Die Rache der Sith“) Anakin Skywalker, den er wenig später auf die dunkle Seite ziehen sollte …
Trotz der schier unmöglichen Aufgabe, ein Jonglierspiel mit all diesen Elementen erfolgreich zu Ende zu bringen, wagen es Abrams und sein Team doch tatsächlich, in den 142 Minuten bis zum von Blitzen durchzuckten Endkampf von „Der Aufstieg Skywalkers“ noch neue Elemente und Figuren einzuführen - ein riskantes Manöver, das nicht immer gelingen mag. Helden und Zuschauern gleichsam bleibt angesichts der Fülle an Bällen in der Luft kaum Zeit zum Durchatmen.
Alles, was Star Wars erfolgreich gemacht hat
Noch mehr als mit „Das Erwachen der Macht“ wollen Abrams und Co. mit der letzten Skywalker-Episode wirklich alle Publikumsgruppen glücklich machen und bieten dafür alles auf, was Star Wars so erfolgreich gemacht hat: rasantes Planeten-Hopping, spektakuläre Lichtschwert-Duelle und epische Weltraumschlachten ebenso wie die prägende Musik von John Williams, quietschende Druiden, eine Riege glupschäugiger Aliens mit skurrilen Sprachen und teils hohem Kuschelfaktor, humorvolle romantische Momente und Familiensticheleien in den denkbar ungünstigsten Momenten - und natürlich technisch neuerlich hochgerüstete Sturmtruppen - die jetzt sogar fliegen.
„Natürlich fliegen sie jetzt“, stellt Poe Dameron süffisant fest. Ein wiederkehrender Gag, der deutlich macht, dass die Macher sich dem ureigenen Upgrade-Wiederholungswahn des milliardenschweren Science-Fiction-Franchise durchaus bewusst sind. Da verwundert es auch keinen Star-Wars-Kenner, dass die ikonischen imperialen Sternenzerstörer nach vier Jahrzehnten jetzt ihrem Namen wahrhaftig gerecht werden, und die Sturmtruppen plötzlich Einheiten mit blutroten Rüstungen in die Schlacht schicken - die dennoch so schlecht zielen wie eh und je.
Ein letztes Wiedersehen mit vielen beliebten Figuren
Mit „Der Aufstieg Skywalkers“ haben Fans jedenfalls im Kino ausgiebig Gelegenheit, sich von vielen der beliebtesten Figuren aus den neun Episoden zu verabschieden. Von den Helden der ersten Stunde, dem schusseligen Protokolldroiden C-3PO (Anthony Daniels) und seinem Druiden-Kumpel R2-D2, über den wiederkehrenden Lando Calrissian (Billy Dee Williams) bis hin zu den berührenden letzten Momenten mit der zur Generalin aufgestiegenen Prinzessin Leia - dank bisher unveröffentlichter Szenen und neuester Technologie zum letzten Mal von der 2016 verstorbenen Carrie Fisher verkörpert. Und mit dem plötzlichen Auftauchen der Geister verstorbener Jedis ist im „Star Wars“-Universum sowieso jederzeit zu rechnen.
Die enorm hohen Erwartungen an das Skywalker-Finale erweisen sich aber letztlich als eine schwer zu stemmende Last für Regisseur J.J. Abrams und die Disney-Produzenten - vor allem auch weil „Episode VIII: Die letzten Jedi“ zuletzt die Fan-Gemeinde rund um den Globus gewaltig gespalten hat. So ist „Der Aufstieg Skywalkers“ ein bildgewaltiger Nostalgietrip mit hohem Kitsch-Faktor, der zwar anders als „Das Erwachen der Macht“ mehr als eine recht unverhohlene Neuerzählung des Originals ist, auf seine bombastische Art und Weise aber trotzdem nur ein verzerrtes, auf Hochglanz poliertes Spiegelbild der Vergangenheit bleibt. Was nicht heißen soll, dass Episode IX den Millionen „Star Wars“-Fans rund um den Globus als Potpourri der besten Zutaten aus den Klassikern von George Lucas keinen würdevollen und mit einigen Überraschungen gespickten Abschied von der Ära Skywalker bietet.
Die endgültig zur Legende gewordene Saga der Familie Skywalker wird alle künftigen Abenteuer in einer weit, weit entfernten Galaxie - und die wird es mit Sicherheit geben - wie der Macht-Geist eines Jedis nach seinem körperlichen Tod auf ihren bislang noch unbekannten Wegen begleiten. Um es mit den Worten von Meister Yoda zu sagen: „Der Tod ein natürlicher Bestandteil des Lebens ist. Frohlocke und jauchze für diejenigen in deiner Nähe, welche zur Macht übergehen. Sie betrauern, tue nicht. Sie vermissen, tue nicht ...“
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