Nicht nur bei der Winterdepression, sondern auch bei diversen Mundentzündungen kann zu wenig Eisen eine entscheidende Rolle spielen. Durch eine Therapie mit niedrigdosierten Präparaten kann einem Defizit gezielt entgegengewirkt werden.
Jetzt beginnt wohl die klassische Zeit des „Winterblues“: Triste Herbststimmung, die sich zu einer Depression auswachsen kann. Betroffene suchen natürlich Hilfe, finden diese aber oft nur in einschlägigen Medikamenten. Dabei könnte lediglich Mangel an Eisen die Ursache sein! Zu raten ist bei tagelang anhaltender Traurigkeit auf jeden Fall ein Besuch beim Hausarzt. Er wird allenfalls auch mit fachärztlicher Hilfe für eine Diagnose sorgen: Besteht tatsächlich eine saisonal abhängige Depression (SAD)? Die Voraussetzungen dafür sind wiederkehrende depressive Episoden, die mindestens zwei Wochen anhalten und gerade in der „dunklen“ Jahreszeit beginnen sowie eine Hochphase im Frühjahr. Eine weitere Möglichkeit hat allerdings mit Heavy Metal zu tun - mit Eisen! Die ersten Symptome eines Mangels an diesem Element betreffen nämlich oft die Psyche. Konzentrationsprobleme, Müdigkeit, seelische Unausgeglichenheit und eben depressive Verstimmung sind typisch.
Der Grund: Eisen ist am Funktionieren verschiedener nervlicher Prozesse beteiligt. Die Nervenzellen sowie die Freisetzung von in diesem Zusammenhang wichtigen Botenstoffen sind in hohem Maß von ausreichender Eisenversorgung abhängig. Wie auch die Produktion von Hormonen der Schilddrüse, die großen Anteil an der Reifung von Nervenzellen haben. Weiters ist Eisen an der Regulation unserer Gefühle beteiligt. Feststellen lässt sich diese Situation einerseits durch Labortests (Hämoglobin, Ferritin), andererseits sind Risikogruppen häufiger betroffen (Schwangere, Stillende, Jugendliche im Wachstum, ältere Menschen, Veganer und Leistungssportler) und darüber hinaus treten die Anzeichen saisonunabhängig auf. Wenn der mentale Einbruch im Winter passiert, ist es Zufall.
Liegt tatsächlich ein Defizit an Eisen vor, muss es ersetzt werden. Wobei die Blutwerte oft noch im Normbereich liegen, obwohl die Stimmung bereits getrübt ist. Viele dieser Patienten profitieren trotzdem von einer gezielten Eisentherapie. Ergebnisse von Studien legen aber nahe, Eisen dann zu ergänzen, wenn das Ferritin unter 50ng/l liegt. Für die Behandlung werden bevorzugt niedrig dosierte Eisenpräparate eingesetzt. Entsprechende Produkte sind in jeder Apotheke erhältlich.
Gute Erfolge durch Therapie mit Eisen
Aber auch körperliche Beschwerden wie zum Beispiel wiederkehrende Entzündungen der Mundschleimhaut (Aphthen) können unter anderem mit Eisen zusammenhängen. Selbst wenn die Ursache grundsätzlich woanders liegt (häufig sind es Herpes-Viren), können bei der Behandlung gute Erfolge mit Eisensubstitution erzielt werden. Bei Betroffenen war neben Folsäure oder Vitamin B12 auch in einem hohen Prozentsatz zuwenig Eisen vorhanden. Der Ersatz dieses Mikronährstoffes verbesserte die Lage schlagartig. Außer bei Fällen mit klarer genetischer Beteiligung verschwanden die Aphthen bei allen Teilnehmern an einer Studie vollständig. Bei den Personen mit erblicher Belastung wurden zumindest Häufigkeit und Schwere der Symptome deutlich gelindert.
Erklärung: Sowohl Schleimhäute als auch Abwehrzellen reagieren besonders empfindlich auf Eisenmangel. Wachstum und Regeneration der Schleimhäute werden verlangsamt, die Immunabwehr geschwächt. Damit sind ideale Lebensbedingungen für jene Erreger gegeben, die Geschwüre im Mund bewirken. Experten empfehlen jedenfalls vor allem jüngeren Frauen (erkranken am häufigsten), Eisen, Folsäure und Vitamin B12 beim Auftreten von Aphthen zu kontrollieren und im Bedarfsfall die Speicher aufzufüllen. Gefährdet ist übrigens dieselbe Zielgruppe wie bei der eingangs beschriebenen Depression.
Dr. med. Wolfgang Exel, Kronen Zeitung
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