Geheimtipp

Mölltal: Von der Katastrophe zum Wintermärchen

Reisen & Urlaub
19.12.2019 06:00

Dauerschneefall sorgte im Kärntner Mölltal heuer Anfang November für Lawinen, Muren und Straßensperren. Heute, rund einen Monat danach, sind die Schäden fast schon beseitigt, und die Region präsentiert sich uns als wahres Wintermärchen.

Im Ofen knistert das Feuer. Draußen tanzen dicke Schneeflocken vom Himmel. In der Stube des Bergbauernhofes in Heiligenblut unterhalb des Großglockners ist es wohlig warm.

Dennoch werden die Sorgenfalten auf der Stirn des Altbauern immer tiefer. Es schneit seit Tagen, und die feuchten Schneemassen lasten schwer auf den Hausdächern. Die Schneehöhe beträgt inzwischen mehr als zwei (!) Meter im Tal. Hoch oben auf den Bergen ist es noch viel mehr. Und von draußen ist das Grollen von Lawinen und Muren zu hören, welche die steilen Flanken der Hohen Tauern hinunterdonnern, Wohnhäuser bedrohen, Straßen und Hofzufahrten verlegen sowie das Brechen der Lärchen, die laut krachend unter dem Druck des Schnees nachgeben.

Die Sorge wächst. Doch die Menschen in den Bergtälern des idyllischen Kärntner Mölltals haben über die Jahrhunderte den Umgang mit den Naturgewalten gelernt. Denn abgelegen vom Zentrum des Landes, wartet man hier nicht erst auf Hilfe von außen, sondern man steht zusammen, hilft sich gegenseitig. „Meine Feuerwehrkameraden waren sofort zur Stelle, um mir beim Abschaufeln des Daches unseres Hotels zu helfen“, erzählt Hannes Pichler von der Nationalpark Lodge Großglockner, selbst ein aktiver Feuerwehrmann.

Wochen später hat sich die Lage inzwischen entspannt. Die größten Schäden sind beseitigt, und das Mölltal präsentiert sich pünktlich vor Weihnachten von seiner absolut schönsten, ja sogar märchenhaftesten winterlichen Seite. „Ein Winter, wie man sich ihn schöner nicht erträumen kann“, schwärmt selbst Heiligenbluts Tourismus-Obmann Martin Lackner, der mit seiner attraktiven und sympathischen Gattin Judith das herrliche Familienparadies Wolfgangbauer führt. Einen kuscheligen Urlaubsplatz für Genießer, wo man sich sofort wohl und fast zu Hause fühlt.

Denn der wunderschöne Bergsteigerort Heiligenblut sowie das gesamte Mölltal blieben zum Glück vom Massentourismus verschont. Überfüllte Skipisten – Fehlanzeige. Und genau das macht Skifahren in Heiligenblut einfach so legendär. Denn Wintersportler finden hier weite weiße und perfekt präparierte Pisten sowie schier endlose Freeride-Hänge mit tiefem Pulverschnee und das alles vor der eindrucksvollen Pyramide des 3798 Meter hohen Großglockners, des höchsten Berges Österreichs.

Diese wunderschöne Winterlandschaft ist geschaffen für faszinierende Outdoor-Erlebnisse abseits der Piste, wie Eisklettern, Schneeschuhwandern oder Wildtierbeobachtungen im Nationalpark Hohe Tauern. Die Nationalpark Lodge Großglockner bietet unter dem Motto „Into the Wild“ eine Vielzahl an Natur-Aktiv-Abenteuern.

Nur wenige Autominuten von Heiligenblut entfernt, findet sich in Flattach Österreichs südlichstes Gletscherskigebiet, der Mölltaler Gletscher, der von Fans liebevoll „Mölli“ genannt wird. „Das Unwetter hat uns zwar hart getroffen, denn Muren haben für wenige Tage unsere Zufahrtsstraße verlegt. Positiv gesehen haben wir aber mehr als drei Meter Schnee erhalten. Selbst die Schneekanonen waren eingeschneit“, so Betriebsleiter Adi Gugganig. Was man am „Mölli“ nicht findet, sind überfüllte Skipisten, was diesen längst zum Geheimtipp für die Weltelite der Skistars machte, die aus allen Ecken der Erde alljährlich zum Skitraining ins Mölltal kommen.

Besonders schlimm getroffen hat das November-Unwetter auch Mallnitz im Mölltal. Eine Woche lang war der idyllische Urlaubsort von der Außenwelt völlig abgeschnitten, musste aus der Luft mit Hubschraubern mit Lebensmitteln versorgt werden. Mallnitz selbst ist eine besondere Urlaubsperle in den Alpen, wo Nachhaltigkeit und Gesundheitstourismus gelebt werden. Für dieses großartige Engagement wurde Mallnitz, das übrigens als einzige Gemeinde Österreichs im Kreis der 100 gesundheitsbewussten Städte der Welt zu finden ist, kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgezeichnet. Zwar findet sich in Mallnitz auch das hochalpine Skigebiet Ankogel, dennoch setzen die Touristiker hier verstärkt auf alternative Wintersportarten wie Skitouren, Winterwandern oder Langlaufen. Mehrere Loipen führen ins naturbelassene Seebach- und Tauerntal.

Besonders am Herzen liegt den Mallnitzern, die an der Tauernbahnstrecke leben, die Mobilität. „Wir wollen unseren Beitrag zur Klimadebatte leisten und versuchen unsere Urlauber zu motivieren, umweltfreundlich mit der Bahn zu uns zu reisen“, so der Mallnitzer Alpenvereinsobmann Peter Angermann. Auch vor Ort selbst benötigt man in Mallnitz kein eigenes Auto, der Dorfbus sorgt flexibel für Mobilität. Für mich selbst ist das Kärntner Mölltal eine der schönsten Winterregionen Österreichs und immer eine Reise wert.

Hannes Wallner, Kronen Zeitung

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