Aufsehen erregende Studie von Sportwissenschaft und Hirnforschung: Ein Monat lang machten Grazer Schüler täglich eine Bewegungseinheit und die Ergebnisse sind eindeutig: Denkleistungen stiegen um mehr als 10 Prozent
Jedes vierte Kind ist übergewichtig, 85 Prozent der Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren machen weniger als 60 Minuten Bewegung am Tag, von der längst versprochenen täglichen Turnstunde sind wir Lichtjahre entfernt. Gründe genug für ein Team aus Sportwissenschaftern und Psychologen der Universität Graz ein gemeinsames Projekt zu starten. Das Ergebnis sorgt jetzt für viel Aufsehen! Angeführt wurden die Teams von Sportwissenschafter Markus Tilp und Hirnforscher Andreas Fink. Die Themenstellung war: Kann Sport die Denkleistung verbessern?
Test an Grazer Schule
Gezieltes, leichtes Training: einen Monat lang, fünf Mal die Woche, täglich 20 Minuten. So lautete die Vorgabe für 69 Schüler zwischen 11 und 13 Jahren der Grazer Klusemannschule. Tilp stellte das Training zusammen und achtete dabei vor allem auf die Förderung koordinativer Aktivität. Was wurde konkret trainiert? „Ausdauer, Kraft, Koordination, Schnelligkeit sowie koordinative Übungen wie Balancieren, Springen, Zielwerfen und Jonglieren gab es im Stationsbetrieb“, erklärt die Sportwissenschaft-Studentin Carina Scharf. Sowohl vor als auch nach der Trainingsphase wurde die motorische Leistungsfähigkeit der Jugendlichen getestet.
Parallel dazu testete das Team von Andreas Fink Rechenleistung, Leseleistung, Aufmerksamkeitsfähigkeit, Kreativität und Konzentrationsleistung.
Signifikante Steigerung der Leistungen
Die Ergebnisse nach der vierwöchigen Testphase sind wirklich imposant. Fink: „Bei der kreativen Denkleistung (Anzahl der Ideen, die in einer vorgegebenen Zeit produziert wurden), der Rechengeschwindigkeit (einfache Rechenaufgaben) und der Konzentrationsleistung konnten wir jeweils mehr als zehn Prozent Verbesserung beobachten.“
Als „Nebeneffekt“ wurde auch die körperliche Leistungsfähigkeit gesteigert. Beim Ausdauerlauf gab es insgesamt eine Verbesserung von sechs Prozent, beim Balancieren von acht Prozent und bei Liegestützen sogar von 59 Prozent.
Tägliche Turnstunde wichtig
Fazit: Schüler im „goldenen Lernalter“ haben in dieser kurzen Zeit ihre sportliche Konstitution verbessert, dazu noch ihre Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung gesteigert, sie waren schneller beim Rechnen und merkbar besser im Generieren von kreativen Ideen. „Und den Schülern hat das Training extrem viel Spaß gemacht, sie waren mit sehr viel Engagement dabei“, so Scharf. „Das alles beweist, wie dringend notwendig die tägliche Turnstunde in der Schule ist“, betonen die Experten unisono. Gesprochen wird darüber ja schon seit vielen, vielen Jahren
Psychologe Fink bringt noch einen anderen Aspekt ins Spiel: „Bei Lauftest haben wir festgestellt, dass eine tägliche Einheit von 45 Minuten die Depressivität auf null zurück gehen lässt.“ Selbst bei Boccia-Spielern wurde festgestellt, dass die schlechte Laune zurück gehen. Sport macht also nicht nur schlau, sondern auch glücklich!
Ergebnisse auch für Erwachsene umlegbar
Tilp und Fink gehen übrigens davon aus, dass die Test-Ergebnisse der Schüler auch auf Erwachsene umlegbar sind und Sport das Gehirn buchstäblich in Bewegung setzt. Genauer wollen die interdisziplinären Forscher-Teams dieser Frage in weiteren gemeinsamen Projekten auf den Grund gehen. Außerdem planen die Sportwissenschafter und Psychologen der Universität Graz Forschungen, die auch die Relevanz von Dauer und Intensität der sportlichen Bewegung erfassen. Man darf gespannt sein! Wir werden darüber berichten
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