Das Dach von Kastner & Öhler in Graz ist eine offene Wunde in den Herzen der Altstadt-Schützer: Die für die Erhaltung des Weltkulturerbe-Titels nötige Bronze-Verkleidung fehlt noch immer. Die Stadt Graz hatte einen Fertigstellungsbescheid bis Ende 2019 erlassen. Das Kaufhaus bekämpfte diesen - und bekam nun Recht.
Kastner & Öhler ist eines der bekanntesten Kaufhäuser des Landes - und als solches starker Handelsmotor im Grazer Stadtkern. Im Jahr 2010 wurde das Traditionshaus erweitert und aufgestockt. Der moderne Dach-Ausbau mitten in der Innenstadt-Schutzzone wurde von Architektur-Liebhabern bejubelt, von Altstadt-Schützern abgelehnt. Bei Letzteren sind die Sorgenfalten noch nicht verschwunden: Der Unesco-Weltkulturerbe-Titel, mit dem sich die Stadt Graz für seine vielfotografierte historische Dachlandschaft seit zehn Jahren schmücken darf, wackelt nämlich. Das derzeitige gezackte Kastner-Dach präsentiert sich in weiß-silberner Optik; um sich in die Ziegeldächer der umliegenden Häuser einzufügen, müsste es mit Bronzeplatten verkleidet werden. Daran spießt es sich aber.
Grazer Baubehörde verlangte Fertigstellung bis Ende 2019
Anfang 2019 wurde die Baubehörde der Stadt Graz ungeduldig - und adressierte an das Unternehmen einen Fertigstellungsauftrag: Ende Dezember 2019 müsste die Bronzeverkleidung unter Dach und Fach sein. Kastner & Öhler bekämpfte den Bescheid umgehend vor dem Landesverwaltungsgericht.
Unternehmen bekam vor Fristende Recht
Wie die „Krone“ nun erfuhr, bekam Kastner & Öhler noch kurz vor Ablauf der Frist Recht. Damit konfrontiert, verweist sein Vorstand Martin Wäg auf das noch laufende Verfahren, das er nicht kommentieren möchte (der Gerichtsbescheid dürfte noch nicht rechtskräftig sein). Nur soviel: „Wir werden das Dach fertigbauen.“ Einen Zeithorizont wolle man aber nicht nennen.
Peter Laukhardt, Mitglied der Initiative SOKO Altstadt, sieht Graz gefährdet, auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes zu kommen - wenn es nicht rasch gelingt, die Unesco-Auflagen umzusetzen: „Das jetzige Kastner-Dach ist nicht welterbegerecht. Die Stadt ist nun gefordert, nach Alternativen zu suchen, um den Titel zu retten!“
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