Seit 2001 fuhr Hannes Reichelt im Weltcup. Gestern verließ er die Stelvio-Piste im Hubschrauber. Der Heim-Transport nach Innsbruck dauerte unfassbare zehn Stunden. Die Diagnose wurde Sonntagvormittag bekannt: Riss des vorderen Kreuzbandes und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselbandkomplexes am rechten Knie. Die Saison ist für den 39-Jährigen damit zu Ende!
Die Italiener feierten ihren „Domme“, wie sonst nur die Fußball-Helden der Serie A. Die Schweizer lagen sich nach den beiden Podiumsplätzen von Sensationsmann Urs Kryenbühl und „Uhrwerk“ Beat Feuz selig in den Armen.
Und die Österreicher? Lange Gesichter, Ärger, Frust und ganz, ganz viel Sorge. Bei strahlendem Sonnenschein überm Veltlin ein finsterer Tag für die rot-weiß-roten Ski-Raketen. Was auch mit dem Blick auf die Ergebnisliste zu tun hatte. Der geplante Angriff auf die Bastion Paris wurde ein Schlag ins Leere. Dabei war die Möglichkeit da.
Vincent Kriechmayr war im oberen Teil einer der Schnellsten (129,27 km/h), konnte den Speed aber nicht umsetzen. „So ein großer Rückstand! Das war kein gutes Skifahren“, klagte der Oberösterreicher am Tag nach seiner Akrobatik-Einlage nach Ski-Verlust.
Und Matthias Mayer war bei der dritten Zwischenzeit Tagesbester. 33 Hundertstel schneller als Paris. Dann kamen in der Traverse Schläge und Rückstand: „Ich hab mehr vorgehabt. Und es wäre auch möglich gewesen“, musste Mothl zugeben.
Ein Schlag - und ins Netz
Was aber die Stimmung bei den Österreichern drückte, war der schwere Sturz von Hannes Reichelt. Nach der zweiten Zwischenzeit, bei der Kurve Fontana lunga, ein Schlag - ab ging’s ins Netz.
Der Sturz HIER im Video:
Hannes klagte allerdings über Schmerzen im rechten Knie. Der Heli brachte ihn erst nach Sondalo, am Abend wurde er nach Innsbruck geflogen, wo er von Dr. Karl Golser untersucht wurde. Vom Sturz bis zur Ankunft im Sanatorium Kettenbrücke vergingen unglaubliche zehn Stunden. Weil der ÖAMTC-Notfall-Hubschrauber mit Nachtfluggenehmigung aus Wr. Neustadt angefordert werden musste, der Transporter in Zams (Ti) zwischenlanden musste, um zu tanken.
Saison zu Ende
Am Sonntagvormittag wurde die Diagnose bekannt: Der Speed-Spezialist zog sich bei diesem Sturz einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselbandkomplexes am rechten Knie zu. Das ergab eine MRT-Untersuchung am Samstagabend. Damit ist die Saison für Reichelt vorzeitig vorbei. Nun geht die Angst um, dass das 292. Rennen seinletztes war. „Das relativiert wieder einmal alles“, presste Kriechmayr entsetzt heraus.
Georg Fraisl/Bormio, Kronen Zeitung, krone.at
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