Gelände gestürmt
Demonstranten attackieren US-Botschaft im Irak
Nach US-Luftangriffen auf eine Miliz im Irak haben wütende Demonstranten die Botschaft der Vereinigten Staaten in Bagdad attackiert. Ein Wachposten am Zugangstor wurde gestürmt und in Brand gesetzt, Überwachungskameras rund um das Gebäude mit Steinen zertrümmert. Unter den Tausenden Demonstranten vor dem Botschaftsgelände waren am Dienstag auch zahlreiche Kämpfer von Milizen und einige ihrer Anführer.
Irakische Sicherheitskräfte feuerten Tränengas und Blendgranaten ab, um die Menschenmenge zu vertreiben. Dabei wurden offenbar zwölf Milizenkämpfer verletzt. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, Berichte irakischer Beamter, wonach der Botschafter Matt Tueller evakuiert worden sei, seien falsch. Tueller sei auf einer zuvor geplanten persönlichen Reise gewesen, sagte der Beamte. Eine Evakuierung sei nicht geplant gewesen.
Demonstranten warfen Steine auf das Hauptzufahrtstor und riefen antiamerikanische Parolen. „Geschlossen im Namen des Volkes“ wurde auf Tore des Botschaftsgeländes gesprüht. Irakische Spezialkräfte wurden zum Schutz der Botschaft eingesetzt. Sie wurden später von Anti-Terror-Einheiten verstärkt, um eine Erstürmung des Hauptgeländes der Botschaft zu verhindern.
Der scheidende Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi rief die Menschenmenge auf, sich zurückzuziehen. Auch einige der Milizen versuchten, die Lage zu beruhigen und die Demonstranten zum Verlassen des Geländes zu bewegen. „Wir haben unsere Botschaft überbracht, bitte verlasst das Gelände, um ein Blutvergießen zu vermeiden“, hieß es über Lautsprecher.
Die irakische Regierung hatte die US-Angriffe auf die Kataib-Hisbollah-Miliz verurteilt und will nun ihre Zusammenarbeit mit der von den USA angeführten Anti-IS-Koalition überdenken. Der Irak ist gleichermaßen von den USA und dem mächtigen Nachbarstaat Iran abhängig.
Die vom Iran unterstützten Schiiten-Milizen trugen wesentlich zum Sieg über die Extremisten-Miliz IS im Irak bei und gehören inzwischen teils zum regulären Militär des Landes. Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi steht zudem seit Wochen wegen gewaltsamer Proteste unter Druck, die sich gegen die hohe Arbeitslosigkeit, die politische Elite, Korruption und Misswirtschaft richten. Er ist wegen der Proteste im vergangenen Monat zurückgetreten und nur noch übergangsweise im Amt.
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