So ein optimistischer Name und dann das. Sogar eine Straße haben die Hartberger nach ihrem Frauen-Arbeitstempel benannt. Triumphweg! Stolz war man darauf, dass es hier für die Mädls und Frauen scheinbar sichere Stellen gab - und ein Arbeitsklima zum Wohlfühlen. "Für viele Schülerinnen aus unserer Gegend war's klar - nach der Schul fang ich bei der Triumph an, als Näherin", sagt Herta Lang (45 Jahre alt), selbst Näherin und dazu Betriebsrätin.
"Völlig unvermutet"
"Die Triumph" - seit 1960 gab es das Werk, in dem man Sachen nähte, die "die Figur krönen". "Hauptsächlich den 'Sloggi', das sind Slips", sagt Waltraud Schweighofer (44 Jahre alt), die seit 23 Jahren im Werk an den neckischen Bekleidungsstücken näht. Dann kam der "schwarze Freitag", der 25. Juni. "Es hat eine Betriebsversammlung gegeben, und dabei hat uns die Betriebsleitung eiskalt und für alle völlig unvermutet gesagt, dass ab November zugesperrt wird."
Zuerst hat's große Augen gegeben, dann die Erkenntnis des Endgültigen. "Die Frauen haben geweint, viele sind einander in die Arme gefallen." Geteiltes Leid, aber was hilft's? Dabei haben die Alarmglocken seit einiger Zeit - wohl viel zu leise - gebimmelt. "Als man die Kurzarbeit eingeführt hat, haben wir geglaubt, dass man sich damit zufriedengeben würde. Unser Betriebsrat und auch der Werksleiter Willi Schöffmann haben's geschafft, dass sich die Gehaltseinbußen in Grenzen gehalten haben." Im Vorjahr hat man auch die Werksbusse, mit denen die Frauen - sie leben teils 30 oder mehr Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt - eingestellt. "Da haben wir halt Fahrgemeinschaften gebildet oder sind mit den eigenen Autos angereist."
"1.000 Euro netto"
Sie sprechen's nicht aus, aber alle ahnen, dass es die Billigarbeiterinnen in Asien sind, die ihnen jetzt das Wasser abgraben. Die Firmenleitung versichert, es sei die Marktlage, die sie zu diesem Schritt zwingen würde. Keine Aufträge mehr! Teuer kommen die fleißigen oststeirischen Näherinnen "der Triumph" aber wahrlich nicht. "Im Schnitt verdienen wir etwa 1.000 Euro netto", sagt Viorica Dragomir (43 Jahre alt), seit zehn Jahren Triumph-Näherin. "Viele bessern ihr Gehalt durch beinharte Akkordarbeit auf", fügt die Näherin und Betriebsrätin Andrea Schranz (47 Jahre alt), seit 29 Jahren bei der Firma, hinzu. Und erklärt: "Wer mehr und schneller arbeitet, verdient auch mehr - bis zu 30 Prozent. Es gibt Frauen bei uns, die schon um sechs Uhr früh da sind, Arbeitsbeginn ist erst um 7.30 Uhr."
"Die Triumph" - das hatte bis jetzt für fast alle von ihnen auch mit Wohlfühlen zu tun. "Wir sind eine große Familie, Freundinnen, die der Beruf zusammengeschweißt hat", sagt Herta Lang. "Vor einer Woche haben wir im Hauptquartier der Firma, in Wiener Neustadt, noch an einem Frauen-Fußballturnier teilgenommen. Das war eine Gaudi und da hat keine geahnt, dass es so kommen würde." Aber jetzt wissen sie's. Im Oktober ist Schluss. Endgültig. 285 Frauen gibt's im Werk, nur sechs Männer. Weinen, wissen sie jetzt, bringt nichts. Auch wenn's zum Beispiel den vielen Alleinverdienerinnen und Alleinerzieherinnen schwerfällt. Sie haben Kredite aufgenommen, um gut wohnen zu können. "Jetzt geht's nicht mehr um Lebensqualität, sondern ums Überleben", sagt eine von ihnen. Die Hoffnung auf gleichwertige Jobs haben sie kaum.
Wenig Vertrauen in die Politik
"Viele hoffen auf das Gastgewerbe. Kellnerin, Stubenmädchen, die Arbeit im Haushalt." Aber auch solche Jobs sind in dieser Gegend rar. Und pendeln - wie die Männer, die's nach Graz oder gar Wien tun - geht wegen der Kinder halt auch nicht. "Hier am Land hat man als Frau ja gleich drei Jobs: Gattin, Mutter und Hausfrau als einen, die Pflege der Alten, die oft im Haus leben als zweiten, und eben den bei der Triumph." Der ist endgültig weg. Jetzt, vor den Wahlen, versprechen viele Politiker Hilfe, doch denen trauen die Hartberger Frauen nicht ganz. Irgendwie werden sie's wohl selbst richten müssen. Etwa umgeschult werden. "Da muss ich als Mittvierzigerin wohl noch einmal die Schulbank drücken", sagt Andrea Schranz und schmunzelt dabei erstmals. Ein bissl Optimismus keimt auf. Und das ist gut so. Denn Weinen, sagen sie, bringt ja doch nichts...
Die paar Hundert Euro, die zwischen dem ohnehin kargen Gehalt und der Arbeitslosen stehen, machen für viele von ihnen den Unterschied zwischen dem zuvor finanziell sorgfältig geplanten Leben und der finanziell sorgenvollen Zukunft aus. Für die Arbeitgeber in der Region ist es aber auch eine Chance: Auf sie warten Hunderte tapferer, hart arbeitender Frauen, die keine Chance auslassen werden, ihre Tüchtigkeit - wo auch immer - zu beweisen!
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