Massen bei Trauerfeier

Ayatollah Khamenei weint um getöteten General

Ausland
06.01.2020 11:38

In der iranischen Hauptstadt Teheran hat sich am Montag eine gewaltige Menschenmasse auf den Straßen versammelt. Laut staatlichen Medien geht die Zahl der um den von den USA getöteten General Kassem Soleimani trauernden Iraner in die Millionen. Die Zeremonie wurde vom geistlichen Oberhaupt des Iran angeführt. Während seiner Rede rang Ayatollah Ali Khamenei sichtlich um Fassung. Er kämpfte mit den Tränen, immer wieder versagte seine Stimme. Der Iran trauert - und schwört den USA Rache.

In Teheran war der Montag vom Regime zu einem örtlichen Feiertag erklärt worden. Bei dem Trauerzug wurden in der Menge iranische und rote Fahnen geschwenkt - Rot gilt im Iran als die Farbe der „Märtyrer“.

Revolutionsgardisten auf einem Lkw, der die sterblichen Überreste Soleimanis und seiner Mitstreiter durch die Massen befördert (Bild: APA/AFP/Atta KENARE)
Revolutionsgardisten auf einem Lkw, der die sterblichen Überreste Soleimanis und seiner Mitstreiter durch die Massen befördert

Antiamerikanische Parolen begleiten die Zeremonie
Die Massen skandierten unter anderem „Tod den Amerikanern“, während der mit einer iranischen Flagge bedeckte Sarg Soleimanis über die Köpfe der Menschen gereicht wurde. Ayatollah Khamenei wurde von Staatschef Hassan Rouhani, Parlamentspräsident Ali Larijani und dem Kommandanten der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, begleitet. Auch Soleimanis Sohn und der Nachfolger des getöteten Generals, Esmail Kaani, versammelten sich um den Sarg.

So hat das iranische Volk Ayatollah Ali Khamenei (links) noch nicht gesehen. (Bild: AP)
So hat das iranische Volk Ayatollah Ali Khamenei (links) noch nicht gesehen.

USA: Tötung Soleimanis war „Akt der Selbstverteidigung“
Der General hatte die für Auslandseinsätze zuständigen Al-Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden befehligt und besaß auch großen politischen Einfluss im Nahen Osten. Die USA hatten ihn schon lange auf ihrer Abschussliste und begründeten den Zeitpunkt des Angriffs damit, dass „zahlreiche Beweise“ für unmittelbare Operationen gegen US-Einrichtungen bevorgestanden hätten. Daher sei der Drohnenagriff ein „Akt der Selbstverteidigung“ gewesen.

Kassem Soleimani (Mitte) (Bild: AP)
Kassem Soleimani (Mitte)

Debatte in Washington: Gab es ausreichende Beweise?
Doch selbst in Washington werden diese „Beweise“ mittlerweile stark angezweifelt. So wirft laut der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, der Demokratin Nancy Pelosi, die Benachrichtigung des Kongresses aus dem Weißen Haus zu der Operation mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Der „unverhältnismäßige Militäreinsatz“ bringe US-Soldaten, Diplomaten und amerikanische Bürger in Gefahr, erklärte sie weiter.

Eine solche Drohne des Typs MQ-9 Reaper feuerte die tödlichen Raketen ab. (Bild: APA/AFP/GETTY IMAGES)
Eine solche Drohne des Typs MQ-9 Reaper feuerte die tödlichen Raketen ab.

Zu viele Menschen: Zeremonie in Moschee abgesagt
Schon am Sonntag hatten nach iranischen Medienangaben Hunderttausende Iraner an zwei Trauerzügen für Soleimani in Ahvaz im Südwestiran und in der Heiligen Stadt Mashhad im Nordostiran teilgenommen. Luftbilder aus beiden Städten zeigten gewaltige Menschenmassen und kilometerlange Schlangen.

Besonders vor und im Mausoleum des achten schiitischen Imams Reza in Mashhad war der Andrang so groß, dass der Transport der Leiche in die Hauptstadt für die Organisatoren nicht mehr möglich war. Daher musste eine für Sonntagabend geplante dritte Trauerzeremonie in der Imam-Khomeini-Moschee in Teheran abgesagt werden, an der die gesamte iranische Führung hätte teilnehmen sollen.

Der Trauerzug in Mashhad (Bild: AP)
Der Trauerzug in Mashhad

Erinnerungen an Ayatollah Khomeinis Begräbnis
Beobachter ziehen bereits Vergleiche zum Begräbnis von Ayatollah Rouhollah Khomeini, der die Islamische Republik gegründet hat, im Jahr 1989. Dass nach der mehrtägigen Staatstrauer um Soleimani nun das iranische Volk Vergeltungsschläge gegen die USA und ihre Verbündete erwartet, ist der Führung in Teheran klar. Soleimanis Tochter Seinab kündigte in ihrer Trauerrede einen „dunklen Tag“ für die USA und ihre Verbündeten an. „Verrückter Trump, glaube nicht, dass alles mit dem Martyrium meines Vaters vorbei ist“, drohte die Tochter.

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