Keine Spiegel

Archimedes soll Schiffe mit Kanonen entzündet haben

Wissenschaft
29.06.2010 11:39
Jedes Kind kennt die Legende, wonach der griechische Mathematiker Archimedes die angreifende römische Flotte während der Belagerung Syrakus' 212 bis 214 vor Christus mit Spiegeln in Brand gesteckt hat. Neue Forschungen weisen darauf hin, dass er die Angreifer nicht mit gebündeltem Licht, sondern brennenden Kugeln aus Dampf-Kanonen beschossen haben könnte.

Das glaubt zumindest Cesare Rossi, Technikprofessor der Universität Federico II in Neapel, der nun die potenzielle Verwendung beider Waffen überprüfte. Laut Rossi könnten die Dampf-Kanonen Tonkugeln, gefüllt mit leicht entzündbarem Griechischem Feuer, verschossen haben. Obwohl es unwahrscheinlich klingt, sei dies relativ einfach zu bewerkstelligen gewesen: Ein erhitztes Metallrohr könnte mit einer geringen Menge Wasser (30 Gramm) genug Druck erzeugen, um ein derartiges Projektil abzuschießen.

Rossi berechnete die Feuer-Eigenschaften eines solchen dampfgetriebenen Geschützes: Eine sechs Kilogramm schwere Kugel hätte von dem Gerät mit 215 km/h abgeschossen werden können. Damit hätten die Belagerten Truppen in etwa 150 Meter Entfernung ins Visier nehmen können, so der Professor.

Die These Rossis wird durch weitere Indizien gestützt: Zum einen taucht die Legende der Brenn-Spiegel erst im Mittelalter auf, während keine einzige Zeitgenössische römische oder griechische Quelle davon berichtet. Auf der anderen Seite entwarf etwa der große Renaissance-Wissenschaftler Leonardo da Vinci eine solche Dampf-Kanone, deren Erfindung er Archimedes zuschrieb. Auch bereits der griechisch-römische Historiker Plutarch berichtete wiederum von "Mast-artigen" Gerätschaften, die die Römer zurückgeschlagen hätten. 

Auch Versuche von Wissenschaftlern des Massachusetts Institute of Technology, Holzschiffe mit Spiegeln in Brand zu stecken, ließen die Forscher von der Spiegel-Legende Abstand nehmen. Die Wissenschaftler konnten zwar kleine Flammen auf einem fest verankerten Schiff entstehen lassen, denselben Effekt auf einem bewegten Ziel zu erreichen, schien ihnen jedoch faktisch unmöglich.

Rossi will die von ihm favorisierten Dampf-Kanonen nun mit Kollegen nachbauen um so seine These zu überprüfen.

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