Es sind nicht zuletzt die größeren Nieren, mit denen sich die Facelift-Version des BMW X1 zu erkennen gibt, eine Neuerung, die sich seit geraumer Zeit immer weiter durch das Modellprogramm der Münchner zieht, was nicht immer nur auf Gegenliebe stößt. Hier beim X1 wuchsen diese identitätsspendenden Organe jedoch in adäquaten Maßen auf eine Größe, die sogar besser zum Auto passt als die Originalversion. Und auch sonst ist das bayerische Bestseller-X-Modell durch und durch stimmig (geblieben). Jedenfalls aus der Warte eines Autofahrers, der es gerne etwas härter und direkter mag.
Das wird schon beim Gang um das Auto herum klar: Die Auspuffendrohre weisen statt sieben nun beeindruckende neun Zentimeter Durchmesser auf. Ein schönes Zeichen der vergnüglichen Ernsthaftigkeit in einem Umfeld, das uns immer mehr Auspuff-Attrappen zumutet und allen Ernstes behauptet, der Kunde wolle das so. Danke, BMW, dafür, dass ihr zumindest in dieser Hinsicht der Tradition treu bleibt.
Insofern nimmt es nicht Wunder, dass die Lenkung für ein SUV extrem direkt ist, das Fahrwerk beinahe crisp und auch die Bremsen schon auf leiseste Berührung zupacken. Alles sehr agil und fahraktiv. Das wird nicht jeder mögen, ist aber durchaus ein Grund, sich für den BMW X1 mit M-Sportpaket zu entscheiden, dem Testwagen entsprechend. In München wissen sie, wie man eine gewisse Härte einfließen lässt, ohne die Insassen zu nerven. Mit dem Adaptivfahrwerk lässt sich das auch noch verschärfen bzw. dosieren.
Die Fahrzeugfront ist auch rund um die Nieren neu gestaltet, optional stehen LED- und LED-Matrix-Scheinwerfer zur Verfügung, die optionalen LED-Nebelscheinwerfer sind kleine Schlitze. Das M-Sport-Modell weist wiederum eine ganz eigene Optik auf, die man sich am Testwagen auf der Netzhaut zergehen lassen kann. Dazu gehört die „Hochglanz Shadow Line“ samt M Aerodynamikpaket. Frontschürze, Seitenschweller, Radlaufblenden, Diffusor und Claddings sind beim BMW X1 M Sport in Wagenfarbe gehalten. Das 10 mm tiefergelegte Fahrwerk und 18-Zoll-Alus sind serienmäßig, der Testwagen steht auf aufpreispflichtigen 19-Zöllern.
Was dazu nicht recht passen will, sind die 1,5-Liter-Dreizylindermotoren, die BMW anbietet (16d mit 116 PS, 18i mit 140 PS, jeweils mit Frontantrieb). Nicht (nur) weil sie zu schwach wären, sondern weil ihr Charakter nicht ins Premiumgefilde passt. Aber das ist Geschmackssache. und ein Grund dafür, dass der Testwagen ein xDrive25i ist, also der Zweiliter-Top-Benziner mit 231 PS, 350 Nm (ab 1450/min.) und Achtgang-Wandlerautomatik, der den 1580 kg (nach DIN) schweren BMW in 6,5 Sekunden von Null auf 100 km/h beschleunigt. Ein angenehmes Gesamtpaket, das real aber über neun Liter auf 100 Kilometer schluckt.
Insgesamt die noch bessere Wahl ist wohl der ebenfalls immer allradangetriebene Top-Diesel, der bei gleicher Maximalleistung auf ein 100 Nm größeres maximales Drehmoment kommt. Super-extra-Bonus: der 25d erfüllt wie auch der sDrive16d bereits die Abgasnorm Euro 6d (ohne temp), die erst ab 2021 verpflichtend für Diesel-Neuwagen eingeführt wird. Eine Handschaltung gibt es nur noch in den beiden Einstiegsmodellen, beim 140-PS-Benziner ist ein Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe verfügbar, das beim 192-PS-Benziner serienmäßig ist. Alle anderen Varianten sind mit einer Acht-Stufen-Automatik ausgerüstet.
Im Frühjahr kommt noch der Plug-in-Hybrid xDrive25e, der mit einem 125-PS-Dreizylinder die Vorderachse und einem 95-PS-Elektromotor die Hinterachse antreibt. Als Systemleistung/-drehmoment gibt BMW 220 PS bzw. 385 Nm an. Die 9,7-kWh-Batterie soll für eine Strecke von 57 Kilometern reichen.
Noch ein Wort zu Innenraum: Der wirkt ähnlich wie in den großen BMW-Klassen. Ob das nun positiv für den X1 oder negativ für die Teuren klingt oder beides oder nichts davon, das kann jeder für sich auf der Vienna Autoshow (15. bis 19. Jänner 2020) herausfinden. Jedenfalls wirkt das überarbeitete Interieur hochwertig, das vollwertige, optional erhältliche Head-up-Display unterstreicht den Premiumcharakter der Baureihe. Zudem gibt es ein neues Navitainment mit nunmehr bis zu 10,25 Zoll großem Bildschirm.
Unterm Strich:
Man könnte von der Hochdachvariante des BMW X2 sprechen - der X1 ist und bleibt der Dynamiker seiner Klasse. Dieser Eigenschaft sollte man allerdings mit der richtigen Motorwahl Rechnung tragen. Preise ab 33.800 Euro (sDrive16d). Testwagenpreis: 71.003 Euro.
Warum?
Weil er so dynamisch ist
Vernunftversion des X2
Warum nicht?
Wer einfach nur ein SUV mit viel Platz sucht, dem ist der X1 vielleicht zu sportlich
Oder vielleicht …
… Mercedes GLA/GLB, VW T-Roc, Jaguar E-Pace, Range Rover Evoque
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