Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas präsentiert die Elektronikindustrie die TV-Trends, die 2020 prägen werden. LG Electronics verblüfft dabei wieder mit aufrollbaren OLED-Fernsehern, diesmal mit Deckenmontage, bei Samsung setzt man auf verbesserte LED-Technik und zeigt unter anderem einen 8K-TV fast ohne Rand. Bei Panasonic setzt man ganz auf OLED, Sony baut seine 8K-Modellreihe aus. Ein Überblick.
Die wohl spannendsten TV-Neuheiten der CES gibt es heuer wieder am Stand von LG Electronics, der die Besucher mit aufwändigen Installationen aus krummen OLED-Fernsehern Willkommen heißt. Die Koreaner haben in den letzten Jahren ihre führende Stellung im Geschäft mit selbstleuchtenden OLED-Bildschirmen konsequent ausgebaut, beliefern mittlerweile fast die gesamte Branche mit den Bildschirmen und zeigen seit einiger Zeit futuristische Fernsehapparate zum Aufrollen.
Der Fernseher, der von der Decke kam
Ein solcher ist auch heuer der Star am LG-Stand: Der Prototyp eines OLED-TVs zum Aufrollen, der an die Decke montiert und bei Bedarf wie eine Leinwand ausgerollt wird. Bei Nichtbenutzung rollt sich der Fernseher wieder in die Box an der Decke auf. Während der rollbare OLED-TV für die Deckenmonate noch nicht marktreif ist, soll die Variante für den Boden bald auf den Markt kommen. Mit einem Preis von laut „CNET“ 60.000 US-Dollar für 65 Zoll Diagonale wird man sie allerdings vorerst nur in den Wohnzimmern sehr betuchter Menschen sehen.
Während die aufrollbaren Fernseher der Zukunft - ebenso wie die superteuren 8K-OLED-TVs der ZX- und Serie - noch ein Nischenprogramm sind, sind LGs OLED-TVs im gewohnten Format und mit 4K-Auflösung in den letzten Jahren erschwinglich geworden und bei Cineasten mittlerweile sehr beliebt. Hier legt LG mit den neuen OLED-Reihen BX und CX - verfügbar in 48 bis 77 Zoll Diagonale - im Einsteigersegment nach, in der Oberklasse mit den nur gut zwei Zentimeter dünnen GX- und WX-Modellen.
Verbesserte LED-Fernseher für die Massen
Das Aufblühen der selbstleuchtenden und dadurch farb- und kontraststarken OLED-Technik heißt nicht, dass LCD-Technik mit lokal dimmbarer LED-Hintergrundbeleuchtung und farbverstärkenden Nanopartikeln im Panel keine Rolle mehr spielen würde. Im Gegenteil, vor allem bei 8K-Geräten findet man derzeit vor allem LED-Technik. Auch bei LG hat man trotz aller Stärke im OLED-Bereich unter dem Markennamen „Nano Cell“ nach wie vor solche TVs im Sortiment, schon allein um preisbewusste Kundschaft zu bedienen.
Achtung: „QLED“ ist nicht gleich OLED!
Bei Samsung setzt man komplett auf verbesserte LCD-Technologie, die man hier - zur Verwirrung der Kunden - „QLED“ getauft hat. Obwohl nur das Stricherl am „Q“ den Unterschied macht, sollte man sich hier nicht täuschen lassen: „QLED“ ist ein Marketing-Begriff Samsungs für verbesserte LCD-Fernseher mit Local Dimming und farbverstärkenden Quantenpunkten, OLED ist eine herstellerunabhängige Technologiebezeichnung.
Abseits solcher Verwirrspiele liefern auch entsprechend optimierte LCD-Fernseher heute strahlende Farben und gute Schwarzwerte, bei der Helligkeit haben sie die Nase sogar vor OLED. Samsung setzt bei seinen neuen Fernsehern auf der CES insbesondere auf 8K: Während die superscharfe Auflösung, für die es wohl erst in Jahren Inhalte geben wird, im OLED-Segment noch unerschwinglich teuer ist, ist sie bei Samsung schon vergleichsweise bezahlbar.
Samsungs 8K-Flaggschiff hat fast keinen Rand
So zeigen die Koreaner auf ihrem CES-Stand beispielsweise den neuen Q950TS, einen nahezu randlosen 8K-Fernseher mit sehr fein dimmbarer Hintergrundbeleuchtung und zusätzlichen zur Seite und nach oben hin abstrahlenden Lautsprechern, die für einen gewissen Raumklang sorgen sollen. Er wird nicht zuletzt mit seiner enormen Helligkeit von bis zu 4000 Candela beworben, ist bei Bedarf also deutlich heller als OLED-Fernseher und damit wohl besser für sehr helle Räume geeignet.
Micro-LED-Fernseher noch nicht marktreif
Neben hochgezüchteten LED-TVs mit 8K-Auflösung zeigt Samsung auf der Messe auch einige recht interessante Konzepte. Da gibt es sogenannte Micro-LED-Fernseher namens „The Wall“ zu sehen, bei denen - wie bei OLED-Fernsehern - auf eine Hintergrundbeleuchtung verzichtet und stattdessen auf winzig kleine selbstleuchtende LEDs gesetzt wird. Noch lange nicht marktreif, aber möglicherweise der OLED-Herausforderer der Zukunft. Und dann gibt es da noch teils skurrile Ideen - etwa den drehbaren und auch im Hochformat nutzbaren Fernseher Sero für die Generation Smartphone.
8K und OLED: Sony fährt zweigleisig
Während die koreanischen Riesen auf der CES bei der Bildschirmtechnologie recht strikt getrennte Wege gehen, zeigen die japanischen Konzerne Panasonic und Sony sowohl LED- als auch OLED-Modelle. Bei Sony hat man mit dem neuen ZH8 einerseits einen bis zu 85 Zoll großen 8K-Fernseher mit fein dimmbarer LED-Hintergrundbeleuchtung vorgestellt, der ähnliche Stärken hat wie Samsungs Q950TS. Mit dem A8 haben die Japaner aber auch einen neuen OLED-Fernseher - das Panel kommt ebenso wie bei allen anderen OLED-Fernsehern von LG - vorgestellt, der auf 4K-Auflösung setzt.
Starker Fokus auf OLED bei Panasonic
Panasonic setzt auf der CES stark auf OLED und hat mit dem HZW2004 ein neues Flaggschiff in diesem Bereich präsentiert. Obwohl das Panel von LG stammt, will man bessere Bilder als die Koreaner liefern und nutzt dazu - ebenso wie Rivale Sony - einen selbst entwickelten Bildprozessor.
Auch beim Klang will man sich von den in der Regel recht dünn klingenden LG-Modellen abgrenzen und bietet ein Lautsprechersystem mit Technics-Tuning und nach oben abstrahlenden Dolby-Atmos-Speakern. Eine ganz ähnliche Strategie hat übrigens Sony, wo man bei den neuesten OLED-TVs das Panel in Schwingung versetzt, um den Klang zu verbessern und sogar einen Subwoofer an der TV-Rückseite des AF8 einbaut.
Bildoptimierung auf Knopfdruck
Herstellerübergreifend ist auf der CES der Trend hin zur Bildoptimierung auf Knopfdruck zu sehen. Bei manchen Herstellern, etwa Sony, gibt es einen „Netflix Calibrated Mode“, der dafür sorgt, dass beim Streaming die optimalen Bildeinstellungen für das eigene TV-Modell getroffen werden.
Bei vielen Herstellern ist heuer auch der sogenannte „Film Maker Mode“ ein Thema, der im Prinzip genau wie der Netflix-Modus funktioniert und automatisch die optimalen Bildeinstellungen für das TV-Gerät lädt, die auch der Regisseur des Streifens treffen würde.
Lagerdenken bei den HDR-Standards
Der Standard-Wildwuchs beim HDR-Hochkontrastfernsehen ist mittlerweile festgefahren: Während die Standards HDR10 und HLG herstellerübergreifend von so gut wie allen modernen Fernsehern unterstützt werden, gibt es bei den Edel-Technologien ein Lagerdenken. Auf der einen Seite gibt es Samsung, wo man gemeinsam mit Amazon den freien Standard HDR10+ erfunden hat, um keine Lizenzgebühren für den Konkurrenzstandard Dolby Vision an Dolby zahlen zu müssen.
Auf der anderen Seite stehen LG, Sony und Panasonic, die sehr wohl auf Dolby setzen - oder etwa im Fall von Panasonic gleich beide Formate unterstützen. Eine Neuentwicklung gibt es bei der Dolby-Vision-Fraktion: Hier gibt es nun die Erweiterung Dolby Vision IQ, bei der das per Sensor gesammelte Umgebungslicht berücksichtigt und der Bildinhalt bei HDR-Wiedergabe intelligent angepasst.
Fazit: Mehr Evolution als Revolution
Insgesamt zeigt die TV-Industrie auf der CES 2020 keine noch nie dagewesenen Neuheiten: OLED-TVs zum Aufrollen zeigt LG auf Messen seit Jahren, nur die Deckenmontage ist neu. Samsungs Micro-LED-Prototypen und den hochformatigen TV hat man ebenfalls schon gesehen. Der HDR-Wildwuchs begleitet uns schon Jahre, die Knopfdruck-Bildoptimierung ist neu, wird aber wohl erst interessant, wenn es entsprechend angepasste Inhalte gibt. Überhaupt, die Inhalte: Obwohl 8K auf der CES ein großes Thema zu sein scheint, wird es entsprechendes Videomaterial wohl erst in vielen Jahren in größerer Zahl geben, da kann man mit dem Upgrade getrost warten.
Was von der CES für den Ottonormalverbraucher bleibt: Die superteuren futuristischen Neuheiten, welche die Branche dort präsentiert, werden in den nächsten Jahren günstiger und irgendwann auch für die breite Masse erschwinglich. Bei 4K- und OLED-TVs ist das schon passiert, bei Fernsehern zum Aufrollen und 8K-Modellen beginnt die Zeit des Preisverfalles erst.
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