Das Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) im deutschen Bundestag hat eine Analyse erstellt, die sich mit den Psycho-Tricks beschäftigt, mit denen App-Entwickler ihre Nutzer zum Geld ausgeben verleiten. Das Fazit des TAB-Wirtschaftsingenieurs Christoph Bogenstahl: Die Tricks der Entwickler bringen Menschen dazu, Dinge zu tun, „die ihren eigentlichen Interessen zuwiderlaufen und mit negativen Konsequenzen verbunden sein können.“
Dies sei „unethisch, mitunter unlauter und gegebenenfalls betrügerisch“, zitiert das IT-Portal „Heise“ aus dem Bericht. Gezielt würden von den Entwicklern „bestimmte Emotionen angesprochen, um zu einem Kauf im Internet zu verleiten oder einen bestimmten Link anzuklicken.“ Als Beispiel werden unter anderem vermeintlich kostenlose Spiele für PC und Smartphone angeführt, die mit „verführerischen In-App-Käufen“ angereichert seien.
Aber auch Software-Firmen und Internetangebote werden kritisiert. Der Software-Riese Microsoft beispielsweise erntet in der Analyse Kritik für seine teils penetranten Update-Benachrichtigungen im Zuge der Veröffentlichung von Windows 10. GMX wird gerügt, weil der Mail-Anbieter auf seiner Website zwischen dem normalen Posteingang Werbung platziert, über die man mitunter auch zu dubiosen Abo-Angeboten weitergeleitet wird. Irreführende Privatsphäre-Einstellungen und als Download-Buttons getarnte Werbebanner finden sich ebenfalls als Negativbeispiele im Bericht.
Kinder, Senioren und „bildungsferne Schichten“ gefährdet
Der Experte ortet in seiner Analyse großes Schadenspotenzial in solchen Tricks - schon allein, weil viele Internetnutzer bei der Nutzung von Software und Online-Angeboten auf eine möglichst einfache Bedienung angewiesen seien. Unerfahrene User wie Senioren, Kinder und Jugendliche sowie „bildungsferne Schichten“ seien besonders gefährdet, beispielsweise bei Free-to-Play-Spielen und anderen Angeboten mehr Geld auszugeben, als ihnen lieb ist. Sie würden von der Industrie „gezielt gesteuert, manipuliert und getäuscht“, so der Vorwurf.
Juristische Mittel gegen solche Tricks gäbe es mit dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, der Preisauszeichnungspflicht und der Datenschutz-Grundverordnung zwar. Zusätzlich sei aber notwendig, Software- und Web-Entwickler schon in ihrer Ausbildung über solche unethischen Praktiken und ihre Gefahren für die User aufzuklären. Derzeit mangle es einschlägigen Studienrichtungen an entsprechenden Ethik-Debatten.
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