Hallstatt stöhnt unter der Masse an Touristen, die die beschauliche Gemeinde im oberösterreichischen Salzkammergut mit 800 Einwohnern Tag für Tag überläuft. Rund eine Million Tagesgäste pro Jahr, bis zu 10.000 Besucher, die sich pro Tag durch die Gässchen schieben. Der Ansturm fordert seinen Tribut. Staus, Menschengedränge, Müll - all das müssen die Einheimischen bewältigen. Und nun befeuert auch noch ein Gerücht aus dem Netz den Hype um das Welterbe am Hallstätter See.
Denn ausgerechnet das kleine Hallstatt soll laut Gerüchteküche Vorbild für Arendelle, das Reich von Eiskönigin Elsa aus dem Film „Frozen“, sein. Der mittlerweile zweite Teil lief jüngst in den Kinos an und begeisterte einmal mehr die Massen. Teil eins wurde 2014 mit dem Oscar als bester Zeichentrickfilm ausgezeichnet. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 1,3 Milliarden Dollar (rund 1,17 Milliarden Euro) ist er der erfolgreichste Trickfilm aller Zeiten und nicht nur bei den Jüngsten überaus beliebt. Denn wer würde nicht gerne an einem Ort stehen, der möglicherweise als Inspiration für das Königreich diente?
„Wir halten das nicht mehr aus“
Über diese Werbung freut sich allerdings nicht jeder - und schon gar nicht die Einheimischen der 800-Seelen-Gemeinde. Bereits jetzt platzt der kleine Ort aus allen Nähten, durch dieses Gerücht wird der Ansturm noch weiter befeuert, so die Befürchtung. „Das ist zusätzliche Werbung für uns - und wir halten das nicht mehr aus. Die vielen Touristen, die ohnehin inzwischen zu uns kommen, sind eine enorme Belastung für die Bevölkerung“, erklärte Hallstatts Bürgermeister Alexander Scheutz gegenüber dem „Spiegel".
Bereits vor Bekanntwerden des Gerüchts hatte der Ortschef erklärt, dass Hallstatt der Masse an Touristen nicht mehr gewachsen ist. Der Hype nahm seinen Lauf, als in China ein spiegelverkehrtes Abbild von Hallstatt errichtet wurde, das im Juni 2012 eröffnet wurde. Diese Werbung hatte bald ihre Schattenseite, Unmengen an Touristen wollten auch das originale Hallstatt mit eigenen Augen sehen.
„Der Sinn ist, dass sie gar nicht kommen“
Deshalb wird auch mit 1. Mai 2020 der Busverkehr, und damit gleichzeitig auch der Massentourismus, in Hallstatt beschränkt werden - auf täglich nur noch maximal 54 Reisebusse anstatt wie bisher an Spitzentagen bis zu 80. Dass jene Bus-Touristen, die dann wegfallen, auf alternativen Wegen in den Ort kommen, ist bei den Hallstättern ebenfalls nicht erwünscht: „Der Sinn ist, dass sie gar nicht kommen“, so Scheutz, wissend, dass das ungastlich klingt, aber das Problem sei eben nicht nur das Verkehrsaufkommen, sondern auch die Masse an Menschen. „Das halten die Einheimischen nicht aus.“
Dass an dem Gerücht etwas Wahres dran sei und Hallstatt tatsächlich Vorbild für Arendelle ist, glaubt Scheutz übrigens nicht, wie er dem „Spiegel“ erklärte. „So etwas sieht man doch auch anderswo.“
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