„Menschlicher Fehler“
Iran: Flug PS752 „unabsichtlich“ abgeschossen
Der Iran hat am Samstag den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs eingeräumt. Die am Mittwoch abgestürzte Maschine mit 176 Passagieren an Bord sei nahe an ein sensibles Militärgelände herangeflogen und für ein „feindliches Flugzeug“ gehalten worden. Es habe sich um „menschliches Versagen“ gehandelt, hieß es im iranischen Staatsfernsehen. Die iranischen Streitkräfte bedauerten den Vorfall und sprachen den Familien der Opfer ihr Mitleid aus. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Zuvor hatte der Iran einen Abschuss der Maschine vehement bestritten und erklärt, eine technische Ursache habe zu der Katastrophe geführt.
Ein Abschuss sei technisch und wissenschaftlich absurd, hatte der Leiter der iranischen Luftfahrtbehörde, Ali Abedsadeh, zunächst erklärt. Die Untersuchungen würden bald erweisen, dass die Amerikaner mit solchen Gerüchten nur versuchten, das international angekratzte Image von Boeing nicht noch weiter zu beschädigen. Regierungssprecher Ali Rabiei hatte gesagt, die US-Regierung solle bei der technischen Aufklärung der Absturzursache mithelfen, statt Lügen zu verbreiten und „Psychospielchen“ zu betreiben.
Zarif gibt USA Teilschuld am versehentlichen Abschuss
Der iranische Außenminister Mohammad Jawad Zarif gab am Samstag den USA eine Teilschuld an dem versehentlichen Abschuss. Sie seien für die aufgeheizte Atmosphäre verantwortlich, die zu dem menschlichen Fehler geführt habe, twitterte er. Die USA haben vergangene Woche den iranischen General Qassem Soleimani getötet.
Ukraine fordert Entschädigung, Entschuldigung und Untersuchung
Die Ukraine forderte nach der nun doch erfolgten Eklärung des Iran zu den tatsächlichen Umständen am Samstag eine Entschädigung für den Abschuss. Zudem erwarte das Land ein vollständiges Eingeständnis der Schuld, eine offizielle Entschuldigung sowie eine umfassende Untersuchung, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Alle 176 Menschen an Bord gestorben
Bei dem Crash waren alle 176 Menschen an Bord gestorben. Kurz vor dem Absturz am Mittwoch hatte der Iran zwei von US-Soldaten genutzte Stützpunkte im Irak angegriffen. Danach war die ukrainische Maschine abgestürzt. Am Freitag hatten sich bereits mehrere EU-Staaten, die USA und Kanada davon überzeugt gezeigt, dass es sich um einen wohl versehentlichen Abschuss durch den Iran handeln müsse. Unter den Absturzopfern waren 57 Kanadier.
Beide Flugschreiber schwer beschädigt
Am Freitag hatten die Ermittlungen zur Ursache des Absturzes begonnen. Iranische und ukrainische Experten nahmen ihre Arbeit in einem Labor am Flughafen Mehrabad in der Hauptstadt Teheran auf, wie Abedsadeh bekannt gab. Ihr Ziel sei die Auswertung der beiden schwer beschädigten Flugschreiber - des Flugdatenschreibers und des Aufzeichners der Geräusche in der Pilotenkanzel. Laut Regierungssprecher Ali Rabiei hatte der Iran auch Boeing eingeladen, an den Untersuchungen teilzunehmen.
Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hatte nach dem Absturz von Flügen über den Iran abgeraten. Zuvor hatte die EASA bereits empfohlen, Flüge über den Irak zu vermeiden.
Zeichen stehen vorerst auf Entspannung
Unterdessen standen die Zeichen im Konflikt zwischen den USA und dem Iran nach den gezielten Militärschlägen vorerst auf Entspannung. Die Lage am Persischen Golf war eskaliert, nachdem die USA den iranischen Top-General Qassem Soleimani Ende vergangener Woche in Bagdad gezielt getötet hatten. Nach dem Angriff des Irans auf die von den USA genutzten Militärbasen im Irak hatten US-Präsident Donald Trump und Irans Präsident Hassan Rouhani angekündigt, den Konflikt zunächst auf politischer Ebene führen zu wollen.
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