„Kommissar Zufall“ führte Regie. Bei einer Personenkontrolle fanden Ennser Polizisten bei einem 17-Jährigen aus Asten Cannabis. Als die Beamten sein Handy überprüften, fanden sie merkwürdige Aufforderungen. Nach längeren Befragungen gestand der Jugendliche, dass er seit dem Sommer 2018 Schutzgeld an ein Mitglied einer Linzer Jugendbande zahle. Er wurde dazu genötigt, zwei Mal pro Woche 20 bis 100 Euro abzugeben.
15-jähriger Bandenboss
Die Hälfte des eingetriebenen Schutzgeldes kassierte der erst 15 Jahre alte Bandenboss, ein Türke. Die Ennser Polizisten konnten schließlich eine etwa 20-köpfige Jugendbande ausforschen. Sieben Haupttäter im Alter von 15 bis 17 Jahren wurden am 12. Dezember zeitgleich festgenommen. Der Türke, ein Bosnier, zwei Kosovaren und drei Österreicher, mit kosovarischen Wurzeln sitzen seither in Linz in Untersuchungshaft. Sie waren bei den Vernehmungen nicht geständig, oder verweigerten die Aussagen.
Kein Opfer erstattete Anzeige
Die Durchsetzungskraft der Truppe, die sich selbst nach dem gemeinsamen Wohnviertel in der Linzer Semmelweisstraße als SMW-Bande bezeichnet, dürfte enorm sein: Kein einziges Opfer erstattete von sich aus bei der Polizei Anzeige. Erst als sie von den Ermittlern kontaktiert wurden, brachen die Jugendlichen ihr Schweigen. Es handelte es sich um Österreicher, die arbeiten gehen und deshalb, anders als ihre Peiniger, legal Geld verdienen. Derzeit sind zehn Opfer bekannt, noch unklar ist die Identität eines Jugendlichen, der im Frühjahr 2019 beim Urfahranermarkt von zwei Bandenmitgliedern mit einer Schreckschusspistole ausgeraubt worden war.
Christoph Gantner, Kronen Zeitung
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