3 Menschen erschossen
So lief der „blutige Marsch“ durch Split
Der Schock nach dem kaltblütigen Dreifachmord in der Adriametropole Split sitzt tief: Mit einer Kalaschnikow in der Hand war ein dunkel gekleideter Mann am Samstag durch ein beliebtes Viertel der Altstadt geschlendert (siehe Video oben), wo er dann vor den Augen von Passanten drei junge Männer erschoss. In einem Kaffeehaus ließ sich der später als der 25-jährige Filip Zavadlav identifizierte, mutmaßliche Täter dann am Abend in aller Ruhe festnehmen. Der vorbestrafte Seemann soll die Bluttat aus Rache für einen von Drogendealern misshandelten Bruder begangen haben, schweigt aber gegenüber der Polizei bislang zu den Hintergründen.
Gegen 15.30 Uhr wurde das erste Opfer am Samstag auf einem Motorrad in Sperun erschossen. Wenige Minuten später schoss Zavadlav auf einen weiteren jungen Mann und schließlich auf das dritte Opfer. Die Polizei warnte umgehend alle Bewohner, zu ihrer eigenen Sicherheit nicht auf die Straße zu gehen.
Drittes Opfer starb am Operationstisch
Zwei der von Kugeln aus dem Maschinengewehr getroffenen Männer starben noch an Ort und Stelle, der dritte am Operationstisch im Krankenhaus. Die jungen Männer waren laut aktuellen Erkenntnissen in Drogengeschäfte verwickelt. Unbestätigten Berichten zufolge könnte aber für eines der drei Opfer eine Verwechslung zum Verhängnis geworden sein - möglicherweise hielt in der Schütze für eines seiner Ziele.
Vierter Mann stand auf Todesliste
Wie Lokalmedien in Erfahrung bringen konnten, befand sich auf der Todesliste außerdem noch mindestens ein vierter Mann, den der Schütze aber in dessen Haus nicht angetroffen habe. In manchen Berichten ist gar von zwei weiteren Zielen die Rede.
Straßen zum Zeitpunkt des „blutigen Marsches“ bevölkert
Wie die Polizei bei einer Pressekonferenz bekannt gab, hatte der Schütze insgesamt 36 Schüsse aus dem Maschinengewehr, eine Kalaschnikow AK-47, abgefeuert, in der Altstadt der Adriametropole am helllichten Tag ein regelrechtes Massaker begangen. Eine der Leichen lag teils unter einem umgestürzten Motorrad, überall war Blut zu sehen. Kugeln trafen auch zwei unbeteiligte Pkw, in einem davon saßen Menschen. Lokale Medien sprachen von einem „blutigen Marsch“. Augenzeugen zufolge sei es reines Glück gewesen, dass es keine unbeteiligten Opfer gab, vor allem da die Straßen in Sperun zum Zeitpunkt der Schüsse voller Menschen waren.
Schütze saß bei Festnahme mit Vater und Bruder in Kaffeehaus
In all dem Chaos dauerte es aber nicht lange, bis Filip Zavadlav von der Polizei in einem Café in Spinut, unweit vom Tatort, festgenommen werden konnte. Wie Augenzeugen gegenüber Medien angaben, sei zuerst einer der beiden Brüder des Schützen in das Kaffeehaus gekommen. Wenig später seien dann auch der Familienvater und der mutmaßliche Täter eingetroffen. Etwa 45 Minuten später klickten für den 25-Jährigen die Handschellen.
In einem auf sozialen Netzwerken kursierenden Video (siehe Tweet unten) ist zu sehen, wie uniformierte Beamte das Kaffeehaus betreten, bevor die Kamera einen jungen Mann zeigt, bei dem es sich um einen der beiden Brüder des Schützen handeln soll. Mitglieder einer Spezialeinheit hätten den Schützen nur wenige Minuten nach der Aufnahme widerstandslos in dem Lokal festgenommen. Auch der Bruder wurde in Polizeigewahrsam genommen, da er möglicherweise Kenntnis von den blutigen Plänen hatte, wie es hieß.
Täter schweigt bislang zu den Hintergründen
Als Motiv für dieses beispiellose Verbrechen - „eine derartige Tat haben wir seit Jahrzehnten nicht gesehen“, hatte der Bürgermeister von Split unmittelbar nach der Bluttat auf Facebook erklärt - war bereits am Samstag Rache ins Spiel gebracht worden. Demnach habe der 25-Jährige keinen anderen Ausweg mehr gesehen, um seinen Bruder und seine Familie zu schützen. Sein Bruder soll den Dealern Geld geschuldet haben und die Familie deshalb von den Männern mit Gewalt bedroht worden sein. Zavadlav, der seit rund einem Jahr als Seemann arbeitete, hätte diesem Druck und diesen Drohungen nicht mehr standhalten können. Ganz klar sind die Hintergründe allerdings noch nicht, denn der Schütze selbst schweigt seit seiner Festnahme.
Laut einem Zeitungsbericht wurde die Familie vom Sozialamt kontrolliert, der 25-Jährige in der Vergangenheit wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Nachdem er seinen Bruder geschlagen hatte, wurde er zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt. Zwischen 2013 und 2014 habe Zavadlav zudem mehrere Diebstähle begangen und war gar einmal mit seiner Mutter beim Einbruch in eine Kirche ertappt worden. Es sind allerdings Beschreibungen eines Lebens in Widersprüchen, denn zugleich wird der junge Kroate als überaus intelligenter und einfühlsamer Mensch beschrieben, der in jüngeren Jahren auch sportlich erfolgreich gewesen sei - und anders als seine Brüder nichts mit Drogen zu tun haben wollte.
Von so manchem Bewohner von Split wird Zavadlav nach der Bluttat gar als Held gefeiert, der sich der wachsenden Kriminalität in der Adriametropole in seiner Verzweiflung mit einer Waffe in der Hand entgegengestellt habe. Drogen würden vor jedem Laden verkauft werden, Waffen könnten ebenso leicht beschafft werden, „aus der Stadt wurde Neapel, Chicago“, bringt ein Bewohner der Stadt die Frustration über die jüngeren Entwicklungen auf den Punkt. Und dann passiere so etwas und „wir wundern uns ...“.
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