Seit 1993 werden in Flachau Weltcuprennen durchgeführt. 2010 begann in Hermann Maiers Heimat die Serie jener Flutlichtslaloms, die seitdem als höchstdotierte Damen-Weltcuprennen Furore machen. 2020 ist nach dem Rücktritt von Marlies und der Verletzung von Bernadette erstmals keine Schild am Start. Dafür birgt am Dienstag das nächste Duell zwischen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova viel Brisanz.
Grund sind die aktuellen Beschwerden aus Shiffrins Lager gegen die Coaches der immer stärker werdenden Slowakin. Ihrer Meinung nach lässt Vlhova-Betreuer Livio Magoni die US-Amerikanerin seit Jahren im Training gezielt auskundschaften. Nicht auch deshalb ist der im Slalom lange als unschlagbar geltenden Shiffrin mit Vlhova eine Gegnerin auf Augenhöhe entstanden.
Während Österreichs einst von Marlies Raich (Schild) erfolgsverwöhnte Slalomdamen seit dem letzten Triumph durch Nicole Hosp im November 2014 auf 48 sieglose Rennen und die damit längste Erfolglos-Serie in einer Disziplin zurückblicken, haben seitdem nur vier verschiedene Läuferinnen gewonnen. 34 Mal davon alleine Shiffrin (unten im Bild).
Nur Vlhova ebenbürtig
Nur Vlhova konnte Shiffrin zuletzt im Slalom bezwingen, jüngst beendete sie in Zagreb auch die aktuelle Siegesserie der US-Amerikanerin. Das nächste Duell der beiden Slalom-Superfrauen bekommt damit zusätzliche Würze. Denn Shiffrin hat vor einem Jahr in Flachau den Kampf um den über 70.000 Euro betragenden Siegerscheck und den Titel der Snow Space Salzburg Princess ebenfalls gegen Vlhova verloren. Seit dem Flachau-Triumph der diesmal nur im Rahmenprogramm auftretenden Schwedin Frida Hansdotter im Jänner 2017 ist Shiffrin in 24 Weltcup-Rennen nur fünfmal besiegt worden - jedes Mal war es Vlhova.
Auffallend ist, dass Magoni die Vorwürfe weder bestreitet noch ein schlechtes Gewissen zeigt. Von (geheimer) Spionage kann in der Tat keine Rede sein. „Mika ist die Beste und für uns ist wichtig, dass wir lernen“, sagte Magoni kürzlich gegenüber „NBC“. „Ich schaue mir zwar alle guten Damen an, Mikaela aber ganz intensiv“, gab der einstige Erfolgscoach von Tina Maze und Bruder der Ex-Rennläuferin Paoletta Magoni vor dem Flachau-Rennen auch zuletzt offen zu.
Bruder in der Serie A
Das Vlhova-Lager nutzt aus, dass man im Skirennsport nicht hinter verschlossenen Türen trainieren kann wie im Fußball oder bei Hallensportarten. „So ist das. Auch wir werden beobachtet. Es gibt kein Gesetz, das das verbietet“, meinte Hobby-Schlagzeuger Magoni schulterzuckend. Er habe von seinem einst in der italienischen Serie A agierenden Bruder Oscar gelernt. „Das ist, als ob Barcelona, Bayern, Monaco, Juventus und Liverpool gleichzeitig im Stadion wären. Es wäre unklug, da nicht hinzuschauen.“
Es sei eben ein Privileg, dass man beim Skirennsport auch die anderen im Training beobachten könne, so Magoni. „Wir trainieren ja teilweise auf denselben Kursen.“ Wer da gut aufpasst, könne viel lernen, vertraut er auf Video-Analysen, vor allem aber seinen Kennerblick. „Wir schauen uns sogar an, wie sich die Coaches rund um sie organisieren.“ Ihm sei natürlich bewusst, dass das eventuell nicht die ganz feine Art sei. „Aber es ist unser Job.“
Dass dieses teilweise Copy-and-Paste offenbar funktioniert, belegt Vlhova mit ihrem Vormarsch. Vom vierten Weltcup-Gesamtsieg wird sie die klar führende Shiffrin wohl nicht mehr abhalten können. Sie gehört aber zusammen mit Federica Brignone zu den ersten Verfolgerinnen und holte zuletzt in Aare die ersten Einzel-WM-Medaillen für die Slowakei, wurde dabei auch Riesentorlauf-Weltmeisterin. Schon diesen Winter soll die erste kleine Weltcup-Kristallkugel folgen.
Generalprobe bei beiden misslungen
Auch am Dienstag (18.00/20.45 Uhr, live im sportkrone.at-Ticker) in Flachau hat die 24-Jährige wieder gute Karten, kommt der 1,80 m großen Läuferin der relativ flache Hang in Salzburg doch sehr entgegen. Die Generalprobe ging freilich bei beiden in die Hose. Sowohl Shiffrin als auch Vlhova schieden am Sonntag bei der Kombi im benachbarten Zauchensee schon im Super-G aus, konnten damit den Slalom gar nicht mehr fahren. „Es ist immer schade, wenn dein Tag so abrupt endet“, meinte Shiffrin.
„Der Vorteil war ein bisschen mehr Pause vor Flachau“, meinte die Amerikanerin, die angesichts der hoch gekochten Emotionen den Ball besonders flach halten wollte. Obwohl sie vergangenen Herbst doch ziemlich deutlich gemeint hatte, dass sie ihre Trainings als „geistiges Eigentum“ betrachte. „Ich gehe in Flachau mit der gleichen Einstellung wie immer ins Rennen und werde versuchen, einfach mein bestes Skifahren zu zeigen“, meinte Shiffrin lediglich.
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