Artenvielfalt in OÖ

Leises Sterben findet vor unserer Haustüre statt

Oberösterreich
14.01.2020 19:00

Neben der Klimakrise spielt sich noch eine Tragödie ab, die aber viel weniger für Schlagzeilen sorgt: Eine enorme Anzahl von Tierarten stirbt aus. Das passiert nicht irgendwo, sondern vor unserer Haustüre. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „ÖKO.L“ gehen zwölf Experten dem Artensterben in Oberösterreich nach.

„Alle unsere Amphibienarten sind bereits auf der Roten Liste“, sagt Friedrich Schwarz, Leiter der Naturkundlichen Station in Linz. In der aktuellen Zeitschrift „ÖKO.L“, die von der Station herausgegeben wird, befassen sich zwölf Biologen und Experten mit der Artenvielfalt in Oberösterreich. „Wir sind keine Insel der Seligen“, sagt Schwarz - siehe auch unser Interview. „35 Prozent aller unserer Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind in schlechtem Zustand“, sagt er.

Jährlich werden zahllose Igel Opfer von Autos. (Bild: Markus Wenzel)
Jährlich werden zahllose Igel Opfer von Autos.

Lücken im Netz Natur
Ein Beispiel: Flogen in den 1970er-Jahren noch 240 Schmetterlinge pro Nacht eine Leuchtfalle an, sind es heute weniger als 50. Die gesamte Vogelwelt ist im Wandel. Amsel und Grünfink plagen Krankheiten. Generell bekommt die Nahrungskette der gefiederten Sänger Lücken. Von rund 54.000 Tierarten in Österreich gehört der Großteil, nämlich 40.000, zum Reich der Insekten. Diese Gruppe schwindet sukzessive. Pestizide, Monokulturen in der Landwirtschaft und Lichtverschmutzung sind Ursachen. In unseren Wäldern scheint auf den ersten Blick alles in Ordnung zu sein, doch die Preiselbeere fehlt, auch Wildrosenarten.

Lebensräume schwinden
Klimaerwärmung und Pilze raffen Eschen, Fichten, Ulmen dahin. Alle Experten sind sich einig, dass Flächenfraß - etwa die haltlose Verbauung von Grünzügen, Wald, Wiesen - das leise Sterben beschleunigt. Kein Platz zum Leben, kein Futter: Das Schwinden der Lebensräume ist einer der Hauptfaktoren für das Artensterben.

Alle Amphibien, wie etwa Wechselkröten, schwinden stark. (Bild: Alexander Schuster)
Alle Amphibien, wie etwa Wechselkröten, schwinden stark.

Friedrich Schwarz ist Leiter der Naturkundlichen Station Linz, die Natur und Artenvielfalt in Oberösterreich im Auge behält. Im Interview mit Redakteurin Elisabeth Rathenböck betont er die unsichtbare Leistung des Ökosystems.

„Krone“: Warum ist Artenvielfalt wichtig?
Friedrich Schwarz: Weil jede Art in der gesamten Nahrungskette, in der wir uns auch befinden, eine Rolle spielt. Aber auch für das Sauberhalten von Wasser, Boden, Luft.

„Krone“: Könnte man das in Geld bemessen?
Schwarz: Schwer. Artenvielfalt führt auf jeden Fall zu einer enormen Leistung in Ökosystemen. Ein Beispiel: Die Bestäubungsleistung der Insekten ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor.

Friedrich Schwarz hat sein Leben der Natur verschrieben. (Bild: Harald Dostal)
Friedrich Schwarz hat sein Leben der Natur verschrieben.

„Krone“: Auch in Oberösterreich gibt es Artensterben, welche Gründe gibt es?
Schwarz: Die sind komplex, aber es geht immer um das zu große Verschwinden von Lebensräumen: Tümpel werden zugeschüttet, Wälder gerodet, Ackerraine, Hecken gehen verloren...

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

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