Die Geschichte von Shohreh Bayat geht um die Welt. Die iranische Schach-Schiedsrichterin kehrt nach der WM in Shanghai nicht in ihre Heimat zurück. Eine Entscheidung, mit der sie nicht alleine ist.
Die Schach-WM begann am vierten Jänner. Shohreh Bayat ist dort Chefschiedsrichterin. Sie tut ihre Arbeit, wie gute Schiedsrichter immer, unauffällig. Noch unauffälliger: Ihr Kopftuch. Man muss wirklich gut auf die Fotos schauen, um ein Koptuch zu erkennen. Für manche Iraner ein Skandal.
Shitstorm über sie
Einige regen sich sehr über Bayat auf. Bald bekommt sie einen Shitstorm in den sozialen Medien, der seinesgleichen sucht. Wie sie dem „ARD“ gegenüber sagte, sie habe auf ihr Telefon geschaut und gesehen, dass in den iranischen Medien über ihr Kopftuch berichtet wird. „Die behaupteten, ich hätte aus Protest gegen das Kopftuch keines getragen.“
„Zeichen der Reue“
Der iranische Schachverband reagierte: Er forderte die Schiedsrichterin auf, sich zu entschuldigen und als Zeichen der Reue ab sofort ein besonders frommes Kopftuch in ihren schwarzen Haaren zu tragen.
Doch Bayat wurde aus einem anderen Holz geschnitzt. Sie lehnte ab und trug ab dem vierten Spieltag dann gar kein Kopftuch mehr. Dann schrieb sie eine Nachricht: „Ich habe den iranischen Schachverband gebeten, mir schriftlich zu versichern, dass ich ohne Sorge um meine Sicherheit in den Iran zurückkehren kann“, sagte sie. Aber sie bekam keine Antwort.
Es macht nun auch keinen Unterschied mehr, ob ich das Kopftuch trage oder nicht
Shohret Bayat
Daraufhin entschied sie sich, nicht mehr zurückzukehren, da das Land nicht mehr sicher für sie ist, wie sie meint. „Es macht nun auch keinen Unterschied mehr, ob ich das Kopftuch trage, oder nicht.“ In Iran würde Gängelung und Bestrafung auf sie warten, meint sie.
Weg ungewiss
Wohin nun der Weg von Bayat führt, ist ungewiss. Die Schiedsrichterin, an der der Schachweltverband FIDE festhält, ist die einzige Chefschiedsrichterin Asiens.Sie ist auch die Generalsekretärin des iranischen Verbandes. Nicht einmal ihre Mutter und der Chef des iranischen Schachverbandes konnten sie von ihrer Entscheidung abbringen.
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