5G soll superschnelles Internet bringen und für mehr Jobs sorgen, erwarten die Befürworter. Die Gegner sorgen sich um gesundheitliche Risiken und neue Handymasten. Das Forum Mobilkommunikation, eine freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Mobilfunkbranche, hat am Dienstag versucht, Bedenken zu zerstreuen.
„Es besteht aus wissenschaftlicher Sicht derzeit keinerlei Grund zur Sorge“, sagte der von den Branchenvertretern eingeladene Professor für Biologie an der Jacobs Universität in Bremen, Alexander Lerchl, bei dem Pressegespräch in Wien. Lerchl wertet die Bedenken mancher Ärzte als „Panikmache“. „Weder aus tierexperimentellen Studien noch aus klinischen Studien ergeben sich Hinweise für erhöhte Krankheitsraten, erhöhte Tumorraten oder höhere Sterblichkeit durch die Exposition zu elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks“, so Lerchl.
Eine Gruppe von über 200 Ärzten und Wissenschaftlern erneuerte indes erst kürzlich ihre Forderung nach einem Aufschub des 5G-Starts. Sie verweisen auf verschiedene Studien, die die Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlung belegen sollen. Die jüngste und größte dieser Studien erschien im vergangenen Jahr und sah einen klaren Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Krebs bei Ratten.
Lerchl hält diese Studien für „höchst umstritten“. Der Biologe wiederholte 2015 im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz ein Experiment des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin. Darin wurde Mäusen ein Mittel injiziert, das Krebs erzeugt. Ein Teil der Tiere wurde danach fast durchgängig Strahlung durch elektromagnetische Felder ausgesetzt. Bei diesen Mäusen wuchsen die Tumore stärker - was auch die Fraunhofer-Forscher 2010 berichtet hatten.
Experte warnt vor voreiligen Rückschlüssen
Der Wissenschaftler warnt jedoch davor, aus dem Resultat Rückschlüsse auf das Krebsrisiko beim Menschen zu ziehen, da die Tiere fast ununterbrochen bestrahlt wurden. Da Mobilfunk bereits seit 30 Jahren genutzt werde, hätte sich ein solcher Effekt inzwischen bei den Tumor-Neuerkrankungen zeigen müssen. Dies sei nicht der Fall.
Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation warnt jedoch, dass für Zeiträume von mehr als zehn Jahren die Datenlage noch nicht ausreiche. Sie hat hochfrequente elektromagnetische Felder im Mai 2011 als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft.
„Lügengeschichten“
Begleitet wurde die Pressekonferenz am Dienstag von Gegnern, die Lerchl vorwerfen, ein „Lügengeschichten-Verbreiter“ sowie „Gefälligkeitsforscher“ zu sein. Lerchl selbst sah das eher gelassen: „Es wird immer kritische Stimmen geben“, sagte er. Es gebe viele irrationale Ängste.
Angst vor „Mastenwald“ laut FMK unbegründet
5G soll das Surfen im Internet etwa 100 Mal schneller machen als der derzeitige LTE-Standard. Außerdem werden damit industrielle Anwendungen für die Kommunikation zwischen Maschinen möglich, etwa beim autonomen Fahren, wenn die Fahrzeuge in Echtzeit mit Ampeln und untereinander kommunizieren können. Es handle sich um keine neue Technologie, sondern um ein effizienteres Übertragungsprotokoll. Ein neuer „Mastenwald“ müsse daher nicht befürchtet werden, sagte Margit Kropik, Geschäftsführerin des Forum Mobilkommunikation.
Durch 5G würden kaum neue Standorte notwendig, sondern es würden vorhandene um- bzw. ausgebaut, so Kropik. Die geplanten sogenannten Small Cells würden dort installiert, wo ein großer Datenaustausch stattfinde, also nah am Menschen. Doch diese würden aussehen wie WLAN-Router und nicht wie Handymasten. Frequenzen gibt es dafür noch gar nicht.
5G-Ausbau noch in den Kinderschuhen
Derzeit wird der neue Mobilfunkstandard erst von Magenta und Hutchison/Drei in einigen Ballungsräumen angeboten. A1 startet in Kürze. Der flächendeckende Ausbau beginnt nach der zweiten Frequenz-Versteigerung im Frühjahr und dauert bis Ende 2023. Zu den Mitgliedsunternehmen der Interessenvertretung zählen aktuell A1 Telekom Austria, Huawei, Hutchison Drei Austria, ms-CNS, Nokia Solutions und Networks Österreich, Samsung, Sony Mobile, SPL Tele, Magenta Telekom, ZTE sowie der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.