„Ein Missverständnis“
Wirbel um Zölibat-Buch: Benedikt macht Rückzieher
Nach dem Wirbel um ein Buch zum Thema Zölibat, das Kurienkardinal Robert Sarah Eigenangaben zufolge vierhändig mit Benedikt XVI. redigiert hatte, lässt der emeritierte Papst nun seinen Namen vom Einband des Werks entfernen. „Es handelte sich um ein Missverständnis, ohne dabei die guten Absichten von Kardinal Sarah in Zweifel zu ziehen“, erklärte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein am Dienstag. Die Standpunkte des ehemaligen Pontifex in dem Buch bringen auch den derzeitigen Papst Franziskus in Bedrängnis.
„Des profondeurs de nos coeurs“ (Aus den Tiefen unserer Herzen) wird von Sarah, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst, herausgegeben. Es erscheint am Mittwoch in Frankreich und im Februar dann auch in Deutschland und in den USA. In dem 175 Seiten langen Band beteiligen sich die Autoren mit ihren Beiträgen an der Debatte über den Zölibat und die Möglichkeit der Priesterweihe für verheiratete Männer.
„Disziplin des Zölibats“ verteidigt
Ratzinger und Sarah bezeichnen sich selbst als zwei Bischöfe im „kindlichen Gehorsam gegenüber Papst Franziskus“, die „die Wahrheit suchen“ in einem „Geist der Liebe zur Einheit der Kirche“. Sie verteidigen die „Disziplin des Zölibats“ und führen Gründe an, die ihrer Meinung nach gegen eine Änderung sprechen. So schreibt etwa Sarah: „Zusammen mit Benedikt XVI. wollen wir nicht wegschauen. Wir haben eine gemeinsame Überzeugung: Die einzig mögliche Reform für die Kirche ist eine Rückkehr zum Radikalismus des Evangeliums.“
Benedikts Privatsekretär Gänswein erklärte nun gegenüber Kathpress, er habe Sarah auf Anweisung des emeritierten Papstes gebeten, „dass Name und Bild von Benedikt XVI. vom Bucheinband entfernt werden“. Benedikts Unterschrift dürfe nicht unter Einleitung und Schlusswort des Buches abgedruckt werden, weil er diese nicht mitverfasst habe. Der Beitrag mit dem Namen Benedikts im Hauptteil sei allerdings hundertprozentig ein Werk des 92-jährigen Josef Ratzinger.
Den Text über das Priestertum habe der emeritierte Papst im Sommer 2019 geschrieben und jetzt Sarah auf dessen Bitte hin zur Verfügung gestellt, so Erzbischof Gänswein, der zugleich enger Mitarbeiter von Papst Franziskus ist. Benedikt sei allerdings nicht über die tatsächliche Form und Aufmachung des Buches informiert gewesen. Zudem sei die Frage der Rechte an seinem Text nicht geklärt. Sarah erklärte sich daraufhin damit einverstanden, dass Benedikt nicht mehr als Co-Autor des Buchs erscheint.
Papst Franziskus unter Druck
Franziskus steht derzeit in Sachen Zölibat unter Druck. Teilnehmer der Amazonas-Synode im Herbst hatten gefordert, die Kirche solle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass für Gemeinden in der Region, die besonders unter Priestermangel leiden, auch verheiratete Familienväter, die bereits ständige Diakone sind und damit die erste Weihestufe erhalten haben, geweiht werden können.
Nun wartet man auf Franziskus‘ Antwort in seinem nachsynodalen Schreiben. Allerdings stellte der Vatikan bereits klar, dass der Papst keine Absicht habe, den Priesterzölibat aufzuheben. Vielmehr habe er bereits bei der Synode selbst angesichts der Diskussion über die Thematik erklärt: „Meine Entscheidung ist: kein optionaler Zölibat vor dem Diakonat. Das ist meine persönliche Einstellung.“ Laut Beobachtern sei allerdings unklar, was genau Franziskus mit „optional“ gemeint hat - ebenso, wie er in der Frage des Zölibats insgesamt denke.
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