Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) hat nach dem Ministerrat am Mittwoch neuerlich die Dringlichkeit von Reformen im Pflegesektor betont. Mit dem in der Regierungssitzung abgehandelten Schulversuch für bis zu 150 Schüler im Pflege-Sektor soll die Lücke nach der Sekundarstufe geschlossen werden, so der Ressortchef. In einem Jahr werde man das Modell evaluieren, dann „in die Breite gehen“.
Wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zuvor berichtete, sprach auch Anschober im Pressefoyer von einem „extrem großen Interesse“ von verschiedenen Schulstandorten, die sich am Schulversuch beteiligen wollen. „Es gehen heute die Ausschreibungen für die verschiedenen Standorte bereits hinaus“, gestartet werde dann im September, so der Minister.
Der Plan sieht vor, eine fünfjährige Höhere Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege zu schaffen, die man mit Matura abschließen kann. Die Kosten für die allgemeinbildenden Unterrichtsfächer werden vom Bund (Bildungsministerium) getragen, jene für die facheinschlägige Ausbildung in der Pflegeassistenz/Pflegefachassistenz von den Bundesländern.
Paket für pflegende Angehörige
Darüber hinaus verwies Anschober auf die von ihm bereits kommunizierten Pläne im Pflegebereich: Es werde ein großes Paket für die pflegenden Angehörigen zu schnüren sein, als zweiten Punkt sei ihm die Qualitätssicherung bei der 24-Stunden-Betreuung daheim ein sehr wichtiges Anliegen. Und als dritten „großen Punkt“ nannte er das Ziel, die Zahl der Pflegefachkräfte deutlich zu erhöhen, „weil wir wissen, das wir bis 2030 einen zusätzlichen Bedarf von rund 75.000 Pflegekräften haben“.
In den nächsten Wochen werde die angekündigte „Taskforce Pflege“ starten und dann auch die Zielsteuerungsgruppe von Bund, Ländern und Gemeinden. Ein wichtiges Anliegen ist es Anschober, auch auf die Hilfsorganisationen zuzugehen. Es gelte, die NGOs „in diesen Arbeitsprozess“ zu integrieren.
Pflege-Thema „ganz oben auf der Agenda“
Die nächsten konkreten Schritte sollen dann in ein paar Wochen folgen: „Sie können mich da in drei bis vier Wochen im Detail befragen, wie es hier weitergeht.“ Klar sei, dass man vor „enormen Herausforderungen“ stehe. Das Thema stehe daher „ganz oben auf der Agenda“, versicherte er.
„Es ist ein Bereich, der eine enorme Wertschätzung verdient."
Sozialminister Rudolf Anschober zum Personalmangel in der Pflege
Wichtig sei auch, die Arbeitsbedingungen im Pflegesektor zu verbessern, betonte der Ressortchef. „Es ist ein Bereich, der eine enorme Wertschätzung verdient. Es ist einer der schwierigsten Berufe überhaupt, aus psychologischer aber auch aus physischer Sicht.“ Die Pflege sei aber nicht nur Thema für die unmittelbar Betroffenen selbst, sondern eines, „von dem wir alle betroffen sind“ - oder einmal betroffen sein werden, sagte er.
Anschober will Pensionssplitting bewerben
Was das Thema Pensionssplitting angeht, so kündigte Anschober an, sich zunächst internationale Modelle anschauen zu wollen. Diesbezüglich bereite man gerade den Prozess vor, sagte er. Etwa sei das Schweizer Modell ein „spannendes“, so der Sozialminister. Dieses wolle er sich jedenfalls „im Detail“ anschauen. Das Pensionssplitting sehe er als einen möglichen Schritt, um der Altersarmut von Frauen entgegenwirken zu können. Das Prinzip des freiwilligen Pensionssplittings gibt es seit 2005, wird aber nur selten genutzt. Anschober will zum einen das geltende Modell stärker bewerben, zum anderen sich eben internationale Modelle anschauen.
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