Tag 3 der 380-kV-Proteste in Bad Vigaun: Die Solidarität ist groß! - Ortschefs wollen Baustopp bis die Verfahren abgeschlossen sind.
Die Sonne scheint im flachen Winkel durch die Bäume und wärmt langsam die kühle Waldluft in Bad Vigaun – ein schöner Wintertag. Auf wenigen Bänken sitzen acht besorgte Bürger und reden über das Thema, wegen dem sie eigentlich zusammen sind: die 380-kV-Freileitung.
Es ist mittlerweile der dritte Tag der Protestaktion gegen die Rodungen in der kleinen Tennengauer Gemeinde. Die Stimmung beim „Krone“-Lokalaugenschein ist gut. Arbeiter sind an diesem Mittwoch nicht zu sehen. In den Tagen davor war das noch anders. Alles begann am Montag, als die schweren Maschinen in dem Waldstück auffuhren. Maria Lechenauer und Sylvie Seling hatten sich diesen couragiert in den Weg gestellt und weitere Arbeiten verhindert. Schon wenig später bekamen sie männliche Schützenhilfe aus der Umgebung. Einige ketteten sich sogar an einen Baum, um ihren Protest zu verdeutlichen. Seit diesem Zeitpunkt wird das Gebiet quasi rund um die Uhr bewacht. Kommen die Arbeiter, dann kommen auch die Gegner, um die Arbeiten an der Freileitung zu verhindern. „Wir bleiben bis zum Ende“, ist zu hören. Der ehemalige rote Vizebürgermeister der Gemeinde, Alexander Satori: „Wenn es sein muss, müssen sie mich wegtragen und einsperren!“
„Verfahren muss wieder zurück an den Anfang“
Die Solidarität unter und mit den Protestlern ist groß. Stets gesellen sich neue Unterstützer zur Runde, während andere zum Beispiel wieder in Arbeit müssen. Auch für genug Verpflegung ist gesorgt. Ständiger Nachschub soll der Erhaltung der Ausdauer dienen. Dem noch nicht genug: Schon bald soll es einen Container geben, um vor den eisigen Temperaturen besser geschützt zu sein.
Am Mittwochvormittag brachten die Mitstreiter aus Koppl und Eugendorf neuerlich Munition in die 380er-Debatte ein: Seit Oktober gibt es ein zweites EU-Vetragsverletzungsverfahren gegen Österreich. Daher fordern die Orstchefs Rupert Reischl (Koppl) und Johann Strasser (Eugendorf) einen sofortigen Baustopp bis die Verfahren abgeschlossen sind. „Unionsrecht ist verbindlich und geht dem innerstaatlichen Recht vor“, sagt Anwalt Adolf Concin. „Die Bürger müssen sich an die Gesetze halten und das gilt auch für die Republik“, so Reischl, der hofft, dass das 800-Millionen-Euro teure Projekt zurück an den Start geht und neu verhandelt werden muss. „Was passiert, wenn die Leitung zurück gebaut werden muss? Wer zahlt das?“, wirft er auf.
Weniger diplomatisch sieht es Johann Strasser: „Die Technik ist veraltet und die heimischen Bürger haben nichts davon. Sie kämpfen um ihr Eigentum.“ Sollte es in seiner Gemeinde zu Protesten kommen und sich Menschen an Bäume ketten, wird er zu ihnen stehen und ihnen helfen.
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