Die Vienna Autoshow (16. bis 19. Jänner 2020) fährt voll auf den Pfaden der großen Automessen - es nehmen immer weniger der großen Hersteller teil. So fehlen dieses Jahr Nobelmarken wie Ferrari, Lamborghini, Bentley und Bugatti, aber auch Mazda, Volvo, Nissan, Citroen, Jaguar Land Rover, Kia, Toyota, Lexus, Fiat, Alfa Romeo und Jeep. Trotzdem ist es spannend, die Show zu besuchen. Nicht zuletzt weil man sich dort auf einer (wenn auch nicht sehr einladend ausgeleuchteten) Area über verschiedenste Elektrofahrzeuge detailliert informieren kann.
Es ist eine Messe der Gegensätze, fette Karossen mit richtig starken Verbrennungsmotoren stehen Elektroautos aller Preisklassen gegenüber. Sinnbildlich dafür steht der Stand des Importeurs Frey, maximal kontrastreich mit einer schwarzen und einer weißen Hälfte. Auf der „schmutzigen“, „bösen“ schwarzen steht das erste SUV von Aston Martin, mit V8-Motor und 550 PS, zum Preis von knapp 300.000 Euro, in einer discoartigen Metallic-Schwarz-Lackierung, die eine ganz eigene Klientel anspricht.
Die „saubere“, „gute“ weiße Seite gehört einem ebenso weißen Elektro-Kompakt-SUV chinesischer Provenienz, das in der schon sehr gut ausgestatten Basisversion zum Kampfpreis von 31.790 Euro angeboten wird und innerhalb von 24 Stunden lieferbar ist. Es trägt den klingenden Namen MG, hat aber mit der Traditionsmarke eigentlich genau nichts zu tun (außer dass der China-Konzern SAIC die Namensrechte erworben hat). Dahinter steckt ein Joint Venture mit VW, die Optik erinnert jedoch extrem an Mazda.
Übrigens steht gegenüber ein weiteres China-SUV, und auch hier hat VW die Finger mit im Spiel. Unter anderem war das Designteam der VW-Tochter Seat beteiligt. Der JAC e-S2 wird von Raiffeisen importiert, im Lagerhaus verkauft - und kostet auch nicht viel mehr als 30.000 Euro.
Um das Geld bekommt man nicht einmal einen Honda e oder einen Mini Cooper SE, obwohl die eine bzw. zwei Klassen tiefer fahren. Preislich mithalten kann jedoch der VW ID.3, der im Spätsommer zu den Händlern rollt und in der Basis rund 30.000 Euro kosten soll. Noch günstiger wird der technisch praktisch identische Seat el-Born. Der wird auf der Vienna Autoshow als seriennahes Concept Car ausgestellt und soll in einem Jahr verkauft werden, wahlweise mit 143 oder 204 PS und Reichweiten zwischen 330 und 570 Kilometer. Später soll es auch eine Cupra-Version mit rund 280 PS geben.
Apropos: Ein wenig Flair der großen Messen verströmt die Tavascan-Studie der Submarke Cupra. Sie steht auf einer Plattform, die der des Audi e-tron ähnlich ist und soll in zwei Jahren zu einem Serienmodell werden.
Doch die Spanier gehen mobilitätsmäßig noch einen Schritt weiter: Der Elektro-Kleinstwagen Mii wird in Kooperation mit den ÖBB in einer speziellen Leasing-Variante angeboten. Auf fünf Jahre sind Service und Vollkasko-Versicherung dabei, außerdem kann man im ersten Jahr gratis mit allen Zügen der ÖBB fahren. Um 249 Euro pro Monat.
Auch Skoda zeigt eine SUV-Studie mit Elektroantrieb, die bereits in einem Jahr beim Kunden sein soll. Der Vision iV hat die Größe eines Skoda Kodiaq und soll ausstattungsbereinigt auch nicht mehr kosten als die leistungsentsprechende Version des konventionellen SUVs. Die Optik der Studie erinnert gleichermaßen an den Lamborghini Urus wie an den Tesla Model X.
Porsche stellt des Taycan in den Mittelpunkt, bei Audi steht dessen Entsprechung e-tron GT (kommt Ende des Jahres) neben dem e-tron-SUV. Aber die Ingolstädter huldigen auch dem Verbrennungsmotor - mit der einzigen offiziellen Weltpremiere der Vienna Autoshow: der Hinterradantriebsversion des R8 V10.
In dessen Leistungsklasse spielen auch die Boliden von AMG, die einen großen Teil des Daimler-Standes ausmachen. G-Klasse, GT-Viertürer, auch A 45 und CLA 45 mit dem stärksten Serienvierzylinder der Welt (421 PS), alles da. Überhaupt ist der Stand deutlich größer als früher. Trotzdem fehlt dieses Jahr die Kaffee-Bar. Dafür finden dieses Mal auch Nutzfahrzeuge Platz. Und natürlich darf der elektrisch angetriebene Mercedes EQC 400 nicht fehlen.
Auch die Premium-Konkurrenz aus München hat PS-starke Geräte am Start, etwa den BMW X6 M in einer etwas gewagten Grün-Lackierung. Vor allem dreht sich der BMW-Auftritt aber um die Plug-in-Hybriden, vom 2er Active Tourer über den X1 bis zu X5 und Siebener. Der ist allein schon wegen seiner überdimensionalen Nieren sehenswert, ob man sie mag oder nicht. Die rein elektrische Flagge hält nur der Elektro-Mini hoch, der direkt neben dem Renn-Gerät Mini John Cooper Works GP steht. Der optisch nicht hundertprozentig gelungene 1er wird mit Performance Parts gezeigt - und überzeugt damit gleich ein ganzes Stück mehr.
Sein größter Konkurrent als Fronttriebler ist der neue VW Golf, der sich im Test ganz hervorragend geschlagen hat und immens gute Fahreigenschaften aufweist. Auf der Vienna Autoshow kann man sich immerhin im Stehen von seinen Qualitäten überzeugen. Info am Rande: Nachdem zunächst das Gerücht aufgekommen war, dass es keine Nachfolgegeneration für den Golf geben werde, sickerte nun aus dem VW-Konzern das Gegenteil durch.
Das Segment der Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor hat der VW-Konzern jüngst komplett aufgegeben - im Gegensatz zu japanischen Konkurrenten. Hyundai zeigt den erstaunlich erwachsenen i10, während Mitsubishi mit dem neuen Spacestar und einem Einstiegspreis von unter 9000 Euro auftrumpft. Die Japaner erwecken auch mit einem Red-Bull-gebrandeten L200-Pick-up Aufsehen, der künftig der Flotte angehört, die für Offroad-Erlebnisse rund um den Red-Bull-Ring in Spielberg eingesetzt wird.
Hyundai hingegen zeigt neben Verbrenner, Plug-in-, Hybrid und Wasserstoffantrieben u.a. eine Sonderausgabe des Kompaktsportlers i30 N, mit weiter tiefergelegtem Fahrwerk und einer Menge Carbonteile, die einen Gewichtsvorteil von rund 50 kg bringen sollen. Aufpreis: knapp 10.000 Euro, limitiert auf 20 Stück in Österreich (die bereits fast komplett ausverkauft sind).
Was es auf der Vienna Autoshow auch gibt, sind einige aufsehenerregende Motorräder, allen voran die neue Honda Fireblade, die bei vollgetankt nur 201 kg sensationelle 217 PS bietet. Aber auch die neue Africa Twin, die BMW F 900 R oder die neue S 1000 XR sind sehenswert. In der E-Mobility-Area steht auch die Harley-Davidson LifeWire, neben vielen anderen elektrisch angetriebenen Zweirädern. Und Autos. Darunter auch von Jaguar und Kia, die ja eigentlich dieses Jahr nicht ausstellen.
Wer sich wirklich informieren will, ist auf der Vienna Autoshow gut aufgehoben. Und wie jedes Jahr findet gleichzeitig die Ferienmesse statt. Tickets (Tagestickets online ab 12,50 Euro, Tageskasse 14,90 Euro) gelten für beide Messen.
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