Iran tief in der Krise
Khamenei: Erste Freitagspredigt seit Jahren
Rund eine Woche nach dem versehentlichen Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine im Iran hat das geistliche Oberhaupt des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, erstmals seit Jahren wieder das Freitagsgebet in Teheran geleitet. Die „schmerzliche“ Flugzeug-Tragödie dürfe nicht die „Aufopferung“ des durch eine US-Drohne getöteten iranischen Generals Kassem Soleimani überschatten, sagte Khamenei vor den Gläubigen. In der iranischen Hauptstadt hatte es tagelang regierungskritische Proteste gegeben, nachdem die iranische Führung zugegeben hatte, für den Abschuss des Flugzeugs am 8. Jänner verantwortlich gewesen zu sein.
Der „Flugzeugabsturz“ sei ein „schmerzlicher Unfall“ gewesen und habe die Iraner erschüttert, sagte Khamenei. „Einige“ Menschen versuchten jedoch, das Unglück so darzustellen, dass „das großartige Märtyrertum und die Aufopferung“ Soleimanis in Vergessenheit gerieten. Den Demonstranten im Iran warf er vor, die Tötung von Soleimani durch die USA herunterspielen zu wollen. Den USA wiederum warf er eine „terroristische Natur“ vor.
„Iranisches Volk will keine Kapitulation“
Die jüngsten Proteste haben laut Khamenei keine Auswirkung auf den politischen Kurs des Landes. „Das iranische Volk liebt und will den Widerstand gegen die Weltmächte und keine Kapitulation, auch 41 Jahre nach der Revolution“, sagte er. Millionen von Menschen seien zur Trauerfeier für den getöteten Quds-Kommandanten Soleimani auf die Straße gegangen, so Khamenei.
Ayatollah mit Signal ans eigene Volk
Das letzte Mal hatte Khamenei zum 33. Jubiläum der iranischen Revolution im Februar 2012 das Freitagsgebet in der Teheraner Mosalla-Moschee geleitet. Damals war der internationale Atomkonflikt mit dem Iran auf einem Höhepunkt. Auch der Auftritt des geistlichen Oberhaupts an diesem Freitag dürfte ein Signal an die Bevölkerung des krisengeschüttelten Landes sein. Nach der Tötung Soleimanis hatte sich der Konflikt zwischen dem Iran und den USA gefährlich zugespitzt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.