Alles, was Rang und Namen hat, trifft sich derzeit auf der Grünen Woche in Berlin, der größten Landwirtschaftsmesse Europas. Auch eine Delegation aus Niederösterreich rund um Landesvize Stephan Pernkopf ist dabei, der die berechtigte Frage stellt: Wie viel Rindfleisch, wie viele Erdbeeren müssen wirklich um den halben Globus zu uns geflogen werden?
„Beste Qualität, höchste Umweltstandards. Heimische Lebensmittel sind das einfachste Mittel gegen den Klimawandel, während für Steaks aus Südamerika der Regenwald brennt“, so ÖVP-Grande Pernkopf bei der Messe in Berlin. Und wie sich der Massenimport aus fernen Ländern mitunter auswirkt, mussten die Messebesucher am eigenen Leib erfahren.
Prompt Schweinepest-Alarm bei Messe
Denn hier in der Berliner Messehalle, wo die ganze Welt ihre Spezialitäten präsentiert, kam es Freitagfrüh zu einem Eklat. Die russische Halle musste kurzfristig gesperrt werden, weil Frischfleisch auf einen Stand geschmuggelt wurde - trotz Einfuhrverbots nach Europa aufgrund der Schweinepest.
Heimische Lebensmittel sind das einfachste Mittel gegen den Klimawandel, während für Steaks aus Südamerika der Regenwald brennt.
NÖ-Landesvize Stephan Pernkopf
Erdbeeren unreif geerntet
Am Beispiel Erdbeeren, die aus heimischem Anbau sowieso von Mai bis August erhältlich sind, sieht man: In allen anderen Monaten bieten die Früchte, importiert aus anderen Ländern wie Ägypten, Spanien oder Italien, weniger Geschmack. Sie müssen unreif geerntet werden, damit sie den langen, schadstoffreichen Transport nach Österreich überstehen.
Äpfel aus Chile und Südafrika
„Es ist außerdem erstaunlich, dass etwa in einem Apfelland wie Österreich Äpfel aus weit entfernten Ländern importiert werden. Schließlich schmecken die österreichischen Äpfel nicht nur köstlich, sie sind auch umweltfreundlicher als die exotischen Sorten. Die patentierte ,Pink Lady‘ ist beispielsweise das ganze Jahr über in den meisten Supermärkten erhältlich und wird aus Ländern wie Chile und Südafrika importiert. Der erhöhte Transportaufwand steigert den Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen“, erklärt eine Expertin von Greenpeace.
Forderung nach Klimazöllen
Pernkopf: „Handelsabkommen auf dem Rücken von Bauern und Natur müssen ein Ende haben. Wir brauchen europäische Klimazölle für jene Lebensmittel, die von Übersee zu uns kommen und dabei das Klima verpesten. Klar ist: Erdbeeren und Rindfleisch müssen nicht fliegen!“
Kommentar von Helga Kromp-Kolb: Klimawende - wie kann das gelingen?
Ökonomen rechnen uns vor, dass die Klimamaßnahmen des Regierungsprogramms das Budget sprengen. Im Rahmen gängiger Denkansätze haben sie zweifellos recht. Aber sie hätten auch den New Deal, mit dem Roosevelt einen großen Teil der US-Amerikaner aus dem Elend der Arbeitslosigkeit der großen Depression geführt hat, oder die rasche Umstellung der Wirtschaft auf die Kriegswirtschaft zu Beginn des Zweiten Weltkriegs für nicht machbar erklärt. Dasselbe gilt für den Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Krieges.
Kein „Business as usual“
Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen - nicht im Sinne der Aushebelung jener Gesetze, die unsere Demokratie schützen, wie das im Kampf gegen den Terrorismus in den USA in großem Stil passiert ist, sondern im Sinne mutiger Politik im Rahmen der Verfassung. Keine der genannten Situationen liefert eine Blaupause für das jetzt Notwendige, und alle hatten auch Nachteile. Aber die Klimakrise ist mit „Business as usual“, mit „weiter wie bisher“ nur etwas grüner, nicht lösbar. Neue Wege müssen beschritten werden. Vorschläge dazu und gute, funktionierende Beispiele gibt es. Es muss nicht alles bis zum Ende durchdacht sein. Es ist wichtig, zu beginnen und parteiübergreifend konstruktiv und kreativ Lösungen zu erarbeiten!
Sandra Ramsauer, Helga Kromp-Kolb und Paul Tikal, Kronen Zeitung
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