Mysteriöses Virus

Britische Forscher gehen von 1700 Infizierten aus

Ausland
19.01.2020 08:31

Das Ausmaß einer mysteriösen Lungenkrankheit in China ist laut britischen Gesundheitsexperten deutlich größer als von den chinesischen Behörden gemeldet. Bisher vermeldeten die chinesischen Behörden etwas mehr als 60 Infektionen und zwei Todesfälle Die Zahl der mit dem neuartigen Corona-Virus Infizierten liege aber vermutlich bei mehr als 1700, heißt es in einem vom Zentrum für die Analyse globaler Viruserkrankungen (MRC) in London vorgelegten Forschungsbericht.

Künstlerische Illustration eines Coronavirus-Stammes (Bild: stock.adobe.com)
Künstlerische Illustration eines Coronavirus-Stammes

Die Behörden in der chinesischen Metropole Wuhan, wo das Virus im Dezember erstmals aufgetreten war, gaben bis dato zwei Todesfälle und 62 Infektionen bekannt. Die Londoner Wissenschaftler aber gehen davon aus, dass sich bis zum 12. Jänner insgesamt 1723 Menschen in Wuhan mit dem Virus infiziert haben. Die Forscher begründeten ihre Schätzung mit dem Auftreten des Virus auch in Thailand und Japan, wo bisher insgesamt drei Infektionen gemeldet wurden.

Anlass zu Sorge, aber noch kein Alarm
Dass die Krankheit von Wuhan aus auch ins Ausland gelangt sei, setze voraus, „dass es viel mehr Fälle gibt, als gemeldet worden sind“, sagte der Studienautor Neil Ferguson der BBC. „Ich bin deutlich besorgter als noch vor einer Woche“, sagte der Wissenschaftler. Es sei jedoch zu früh, um Alarm zu schlagen.

Am Mittwoch vergangener Woche war nach Angaben der chinesischen Behörden der zweite Patient an der Lungenkrankheit gestorben. Der 69-Jährige hatte sich den Angaben zufolge am 31. Dezember mit dem Erreger infiziert.

Virus trat erstmal im Dezember auf
Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Wuhan trat das Virus im Dezember zuerst auf einem Fischmarkt in Wuhan auf. Er wurde am 1. Jänner geschlossen. Bisher wurde den Behörden zufolge keine Übertragung von Mensch zu Mensch nachgewiesen. Allerdings könne „nicht ausgeschlossen“ werden, dass es noch dazu komme.

In der Metropole Wuhan macht sich Angst breit. (Bild: APA/AFP)
In der Metropole Wuhan macht sich Angst breit.

Am Wochenende wurden in Wuhan 17 neue Fälle entdeckt. Wie das Gesundheitsamt der Elf-Millionen-Metropole am Sonntag berichtete, hätten Experten weitere Patienten untersucht, die in verschiedenen Krankenhäusern der Stadt mit Lungenleiden unbekannter Ursache behandelt worden seien. Bei 17 Erkrankten sei das neue Virus festgestellt worden. Drei von ihnen seien ernsthaft erkrankt, der Rest sei stabil, hieß es.

Einreisekontrollen auf drei US-Airports
Die USA kündigten am Freitag Virus-Kontrollen an mehreren Flughäfen an, die mit Wuhan verbunden sind. Auch in Thailand werden aus Wuhan eintreffende Passagiere bereits an mehreren Flughäfen auf das Virus getestet.

Aus Sicherheitsgründen werden an Flughäfen, wie hier im südkoreanischen Incheon, Fieberscanner aufgestellt, um mögliche Erkrankte rasch zu erkennen. (Bild: AP)
Aus Sicherheitsgründen werden an Flughäfen, wie hier im südkoreanischen Incheon, Fieberscanner aufgestellt, um mögliche Erkrankte rasch zu erkennen.

China hat bisher keine Reisebeschränkungen erlassen. Insbesondere mit Blick auf das anstehende chinesische Neujahrsfest haben chinesische und Hongkonger Behörden aber umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen getroffen. In Hongkong wurden unter anderem Fieber-Messstationen (Bild oben) für ankommende Reisende eingerichtet. Rund um das Neujahrsfest sind jedes Jahr Millionen Chinesen in Zügen, Bussen und Flugzeugen unterwegs.

Neuer Erreger ähnelt dem SARS-Virus
Nach Expertenangaben ähnelt der neue Erreger dem SARS-Virus. Unterschiede gibt es vor allem bei den Proteinen, mit denen das Virus an menschliche Zellen andockt. Bei der SARS-Pandemie waren 2002/2003 von China ausgehend weltweit rund 8000 Menschen an der Lungenseuche erkrankt. Fast 800 von ihnen starben.

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