Wegen Aufreger-Buch

Brisant: Treffen zwischen Lehrerin und Faßmann

Politik
20.01.2020 12:53

Minister Heinz Faßmann (ÖVP) feuerte Ombudsfrau Susanne Wiesinger, weil diese ein Buch über Missstände im Schulsystem geschrieben hatte. Nach gegenseitigen Vorwürfen kam es am Montagvormittag erstmals zu einem Treffen. Faßmann zeigte sich nach dem brisanten Termin von Wiesingers Vorgehensweise „irritiert“. Noch am Montag soll Wiesingers noch ausständiger Tätigkeitsbericht als Ombudsfrau veröffentlicht werden.

Susanne Wiesinger ist die zurzeit wohl gefragteste Dame des Landes. Mit ihrem Buch „Machtkampf im Ministerium. Wie Parteipolitik unsere Schulen zerstört“, das am Montag erschien, sorgt die Lehrerin für ein Beben. Die „Krone“ hatte vorab berichtet und mit der Ombudsfrau des Bildungsministeriums ein Interview geführt.

(Bild: QVV, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
(Bild: QVV, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Beim Gespräch in einem Wiener Café am vergangenen Donnerstag ahnte sie bereits, was sie erwarten würde (schließlich hat schon ihr erstes Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ für enormes Aufsehen gesorgt). Dennoch war sie über das Ausmaß nun überrascht.

Susanne Wiesinger war ein Jahr lang Ombudsfrau im Ministerium von Heinz Faßmann tätig. Ihr Engagement hat nun abrupt geendet. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Susanne Wiesinger war ein Jahr lang Ombudsfrau im Ministerium von Heinz Faßmann tätig. Ihr Engagement hat nun abrupt geendet.

Minister Heinz Faßmann, der die streitbare Lehrerin engagiert hatte, um Missstände im Schulsystem zu dokumentieren, hat sie gefeuert. Ein „Maulwurf“ sei sie gewesen, heißt es - worin Wiesingers Anwälte den Tatbestand der Ehrenbeleidigung erfüllt sehen und juristische Schritte erwägen. Wiesinger selbst zeigt sich nach einem ersten Schock wütend. „Jetzt ziehe ich das erst richtig durch.“ In ihrem Buch jedenfalls hat sie zum Rundumschlag ausgeholt. Vor allem die Message Control durch Ministeriumsbeamte und türkise Berater sorgt für mediale Stürme. Sie sollte vorgefertigte Antworten bei Interviews geben.

Im Gespräch mit der „Krone“: Susanne Wiesinger erzählt über ihre Motive und ihre Ziele. (Bild: Peter Tomschi)
Im Gespräch mit der „Krone“: Susanne Wiesinger erzählt über ihre Motive und ihre Ziele.

Brisantes Treffen zwischen Wiesinger und Faßmann
Das Ministerium dementiert, fühlt sich hintergangen. Auch dass man sie mit einem Ministeriumsposten gütlich stimmen wollte, bestreitet die Faßmann-Seite vehement. Wiesinger, die sich Montagvormittag mit Minister Faßmann persönlich getroffen hat, ist enttäuscht. „Es ist schade, dass dieser Streit so im Fokus steht. Lieber wäre mir, wir würden über die Inhalte des Buches reden.“ Insgesamt zeigte sich der Minister von Wiesingers Vorgehensweise „irritiert“, da er ja mit einem fertigen Buch konfrontiert worden sei.

Wiesingers Tätigkeitsbericht vor Veröffentlichung
Fertig ist laut Faßmann auch der Tätigkeitsbericht Wiesingers als Ombudsfrau - dieser soll am Montag auf der Homepage des Bildungsministeriums veröffentlicht werden. In dem Bericht würden aber noch politisch relevante Empfehlungen fehlen. Faßmann sagte nach dem Treffen: „Wir müssen vom Aufzeigen von Problemen auch ins Handeln kommen.“

Der „Machtkampf im Ministerium“ könnte noch ein juristisches Nachspiel haben. Autorin Susanne Wiesinger droht ihrem ehemaligen Arbeitgeber mit einer Klage. (Bild: Peter Tomschi, "Krone", krone.at-Grafik)
Der „Machtkampf im Ministerium“ könnte noch ein juristisches Nachspiel haben. Autorin Susanne Wiesinger droht ihrem ehemaligen Arbeitgeber mit einer Klage.

Offenbar dramatische Zustände im Schulsystem
Diese Inhalte offenbaren dramatische Zustände. Von einem ideologischen Schlachtfeld ist die Rede, von politischen Zwängen, die dringend benötigte Reformen verhindern. Dabei nimmt sie auch ihre eigene Partei, die Sozialdemokratie, nicht aus: „Der stärkste Zwang kommt immer aus den eigenen Reihen. Das ist ernüchternd.“ Doch immerhin ein positives Signal: Der Tätigkeitsbericht von Wiesinger, der die Basis für ihr Buch bildete, wird noch am Montag vom Ministerium veröffentlicht.

Erich Vogl, Kronen Zeitung

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