Amtsleiter getötet

„Du hättest nur freundlich zu mir sein müssen“

Vorarlberg
20.01.2020 12:57

Mit einem Hickhack zwischen Verteidigung und dem Richter begann der spektakuläre Prozess um den Mord am Leiter des Sozialamtes im Vorarlberger Dornbirn. Dieser Fall, der Auslöser für die Diskussion um die Sicherungshaft war, sorgt in Vorarlberg bis heute für Diskussionen. Emotionell berührend hingegen das Plädoyer der Staatsanwältin, die die letzten Minuten im Leben des Opfers eindrucksvoll schilderte.

Da ist auf der einen Seite der Angeklagte: Soner Ö. (35). Ein Türke, der in Vorarlberg aufgewachsen ist. Und sehr schnell kriminell wurde. Mit 13 schloss er sich einer Jugendbande an, schildert sein Verteidiger. Und schon damals soll er Bekanntschaft mit Alexander A. gemacht haben. Der Mann war damals noch Polizist. In den folgenden Jahren wurde Soner Ö. auch insgesamt 14-mal wegen kleinerer Delikte verurteilt. Die Amtshandlungen leitete immer wieder Alexander A. Im Alter von 23 Jahren wurde Soner Ö. in die Türkei abgeschoben. Den entsprechenden Beschluss inklusive zehnjährigem Aufenthaltsverbot hat Alexander A. unterschrieben, der damals nicht mehr Streifenpolizist, sondern Referent war.

Um politisches Asyl angesucht
Soner Ö. kehrte aber schnell wieder nach Österreich zurück. Er wurde aber in Oberösterreich angehalten, diesmal mit einem lebenslangen Aufenthaltsverbot für den gesamten Schengen-Raum belegt und wieder in die Türkei abgeschoben. Im Jahr 2019 kehrte Soner Ö. nach Vorarlberg zurück, wo seine gesamte Familie lebte. Er suchte hier um politisches Asyl an, weil er angeblich im Syrien-Krieg zwei türkische Soldaten erschossen haben soll. Deshalb, so der Mann, der der kurdischen Minderheit angehört, sei in der Türkei sein Leben bedroht.

(Bild: APA/Maurice Shourot)

Soner Ö. suchte um Auszahlung der Grundsicherung an. Doch damit gab es Probleme. Am 6. Februar kam der Mann deshalb in die Bezirkshauptmannschaft Dornbirn. Er wollte sich beim Chef des Sozialamtes beschweren. Und stand wieder Alexander A. gegenüber. Zu diesem Zeitpunkt, so der Angeklagte, habe er sämtliche Probleme aus der Vergangenheit bereits vergessen: „Das war so, wie wenn ich auf einem anderen Planeten gelandet wäre. Da war kein Rachegedanke, gar nichts.“

„Bin zweimal täglich bei BH gewesen“
Doch Alexander A. sei unfreundlich gewesen: „Du willst Geld, dann brauchen wir eine Kontonummer.“ Diese habe Soner Ö. beschafft, behauptet er nun: „Trotzdem wurde mir das Geld nicht ausgezahlt. In den folgenden Tagen bin ich zweimal täglich bei der BH gewesen.“

Die Bezirkshauptmannschaft Dornbirn war zum Tatort geworden. (Bild: APA/Maurice Shourot)
Die Bezirkshauptmannschaft Dornbirn war zum Tatort geworden.

„Jetzt werden diese schönen blauen Augen erlöschen“
Am 6. Februar schließlich war das letzte Gespräch. Da zog Soner Ö. ein Küchenmesser mit 20 Zentimeter Klingenlänge und stach zu. Dabei traf er die Aorta, für Alexander A. gab es keine Rettung mehr. Die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer: „Der Angeklagte war im Krieg und wusste genau, wie das ist, wenn jemand stirbt. Er sagte zum Opfer: ,Jetzt werden diese schönen blauen Augen erlöschen. Du hättest nur freundlich zu mir sein müssen.‘ Dann legte er das blutige Messer auf den Tisch und ging.“

Doch der Angeklagte, dem vorsätzlicher Mord vorgeworfen wird, beteuert: „Ich wollte ihn nicht töten. Es war ein Unfall. Ein tragischer Unfall.“ Der Prozess soll drei Tage dauern.

Peter Grotter, Kronen Zeitung

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