Es ist der Aufreger des noch jungen Jahres: Lehrerin Susanne Wiesinger hat in den letzten Monaten während ihrer Tätigkeit als Ombudsfrau im Bildungsministerium ein Buch verfasst. Sie spart darin nicht mit heftiger Kritik - und nimmt dabei auch die Beamten von Bildungsminister Heinz Faßmann, der sie geholt hatte, nicht aus. Der ist „not amused“ und hat sie gefeuert. Am Montag kam es zu einem ersten Treffen nach dem Eklat. Es sei ein „gutes, unaufgeregtes Gespräch“ gewesen, erklärte Wiesinger danach gegenüber der „Krone“. Faßmann bedauerte das (alternativlose) Ende der Zusammenarbeit.
Wiesinger ist die zurzeit gefragteste Dame des Landes. Mit ihrem Buch „Machtkampf im Ministerium. Wie Parteipolitik unsere Schulen zerstört“, das am Montag erschien, sorgt die Lehrerin für ein nachhaltiges Beben. Die „Krone“ berichtete vorab und führte mit der Ombudsfrau des Bildungsministeriums ein Interview. Beim Gespräch in einem Café in der Wiener Innenstadt vergangenen Donnerstag ahnte sie bereits, was sie erwarten würde - schließlich hatte schon ihr erstes Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ für enormes Aufsehen gesorgt. „Ich wurde damals angefeindet. Man hat mir Mediengeilheit vorgeworfen. Dabei habe ich nur die Probleme benannt.“
Schonungsloses Buch
Dennoch war sie über die Heftigkeit an Reaktionen nach ihrer zweiten Veröffentlichung überrascht. Minister Faßmann, der die streitbare Lehrerin engagiert hatte, um Missstände im Schulsystem zu dokumentieren, hat sie gefeuert. Man fühle sich hintergangen, vor allem der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei indiskutabel, Frau Wiesinger sei mehr Maulwurf denn Ombudsfrau - Wiesingers Anwälte erwägen deshalb rechtliche Schritte. In ihrem Buch schont sie niemanden - vor allem im Fokus steht Message Control durch türkise Berater und Ministeriumsbeamte. Sie sollte vorgefertigte Antworten bei Interviews geben, sagt sie. Faßmanns Ministerium dementiert. Man wollte sie nur beraten. Auch dass man sie mit einem Ministeriumsposten gütlich stimmen wollte, bestreitet die Faßmann-Seite vehement.
Wiesinger: „Wir sollten lieber über Inhalte des Buches reden“
Bis 17. Februar sei sie freigestellt, danach wieder für das Land Wien tätig, sagt die Bildungsexpertin gegenüber der „Krone“. Auch Faßmann bedauert das „alternativlose“ Ende der Zusammenarbeit. Generell findet Wiesinger es schade, „dass der Streit die Schlagzeilen dominiert. Wir sollten lieber über die Inhalte des Buches reden.“
Die Inhalte des Buchen offenbaren Beklemmendes. Von ideologischem Schlachtfeld ist die Rede, politischen Zwängen, und von Schülern, die einfach durchgewunken würden, um Probleme zu vermeiden. Dabei nimmt sie auch ihre eigene Partei, die SPÖ nicht aus. „Der stärkste Zwang kommt immer aus den eigenen Reihen. Das ist ernüchternd.“ Doch immerhin: Der Tätigkeitsbericht von Wiesinger, der die Basis für ihr Buch bildete, wurde am Montag vom Ministerium veröffentlicht.
Und am Mittwoch wird die Opposition aktiv. Im Parlament wird es eine aktuelle Stunde zur Causa Wiesinger geben.
Erich Vogl, Kronen Zeitung/krone.at
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